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Wien, Stephansdom, 26. April 2022: Bischof Andrej Saje und Priester aus den Diözesen Laibach und Nove mesto.
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Der 500. Todestag von Georg Slatkonia (Jurij Slatkonja) am 26. April, des ersten in Wien residierenden Bischofs, war Anlass für eine Slowenen-Wallfahrt zu dessen Grab im Wiener Stephansdom. Geleitet wurde sie vom Vorsitzenden der Slowenischen Bischofskonferenz, Diözesanbischof Andrej Saje, der mit Priestern und Gläubigen am Dienstag eine Messe im Gedenken des aus Slowenien stammenden Bischofs gefeiert hat. Bischof Slatkonia sei als Brückenbauer zwischen Völkern, aber auch zwischen der Welt des Glaubens und der Kunst bis heute ein inspirierendes Vorbild. Das betonte der Bischof von Novo mesto beim Gottesdienst wie auch im Anschluss im Interview mit Kathpress.

"Bischof Slatkonina ist auch ein Vorbild für gelebte Kreativität, die aus einem geistlichen Leben kommt. Der Geist Gottes eröffnet immer wieder neue Möglichkeiten, wenn man sich an ihm ausrichtet", sagte Bischof Saje. Kreativität in Verbindung mit einem konkret gelebten und bezeugten Glauben sowie mit Bereitschaft zu Zusammenarbeit und Einheit seien essenziell für die Zukunft der Kirche.

Slatkonias Lebensgeschichte mache deutlich, wie wichtig es sei, für die Nöte anderer offen zu sein - auch für Menschen, die einen anderen Glauben haben, gab Bischof Saje zu bedenken. Der gegenwärtige weltweite Synodale Prozess sei eine Chance, einander zuzuhören und zu verstehen. Das wolle man auch im Rahmen der Pilgerreise mit Gläubigen aus den Diözesen Laibach und Novo mesto bewusst üben.

Das Gedenken an einen vielfach begabten und begnadeten Menschen wie Slatkonia dürfe aber nicht dazu führen, rückwärtsgewandt vergangene Zeiten zu verherrlichen. Die Kirche müsse dieser "Versuchung" widerstehen und brauche heute vielmehr einen österlichen Geist mit der Bereitschaft zur Wandlung: "Auch die Jünger erkannten nicht gleich den Auferstandenen, weil sie anfänglich in ihren alten Erinnerungen verhaftet waren. Sie brauchten Zeit, um die neuen Zeichen richtig zu deuten und zu erkennen, auf welche Weise der auferstandene Herr weiter lebt und gegenwärtig ist." Von daher müsse die Kirche viel mehr der Frage nachgehen, "auf welche Weise Jesus heute unter uns präsent ist".

Gedenkjahr mit mehreren Stationen

Begleitet wurde der Diözesanbischof von Novo mesto, wo Slatkonia unter anderem gewirkt hat, von rund 60 Pilgern, darunter 18 Priestern. Die Messe am Dienstag war der Höhepunkt der dreitägigen Wallfahrt, für die der frühere Chefredakteur der slowenischen Kirchenzeitung Druzina, Prälat Janez Gril, organisatorisch verantwortlich zeichnete. Erste Station der Wallfahrt war am Montag das steirische Augustiner-Chorherrenstift Vorau. Begrüßt wurde die Gruppe am Dienstag im Stephansdom durch Dompropst Ernst Pucher. Nach der Messe folgten eine Domführung. In Wien besichtige die Gruppe u.a. die für ihre Eisenbetonkonstruktion bekannte Heilig-Geist-Kirche in Wien-Ottakring, deren Baupläne vom Architekten Joze Plecnik (1872-1957) stammen. Abgeschlossen wird die Wallfahrt mit einem Gottesdienst am Mittwoch mit Bischof Ägidius Zsifkovics in Eisenstadt.

Bereits im Vorfeld der Wallfahrt haben die Domkapitel von Ljubljana und von Novo mesto eine Broschüre über den bedeutenden Geistlichen herausgegeben und mehrere Gedenkveranstaltungen geplant. Das Hauptfest für Slatkonia, der auch Bischof von Pien, einer kleinen Diözese im heutigen Istrien in Kroatien, sowie Dompropst in der Diözese Ljubljana und Propst des Kollegiatskapitels in Novo mesto war, findet am 8. Mai in der Kathedrale in Novo mesto statt. Geleitet wird es vom Erzbischof von Ljubljana, Metropolit Stanislav Zore. Am 15. September wird in Laibach ein internationales Symposium über das Leben und Werk von Georg Slatkonia stattfinden.

Mann der Kirche und der Musik

"Jurij Slatkonija galt zu seiner Zeit als Mann des großen Formats", betonte Gril im Interview mit Kathpress. Er wurde am 21. März 1456 in Ljubljana geboren, starb am 26. April 1522 in Wien und wurde im Stephansdom beigesetzt. Nach dem Studium der Philosophie in Wien wurde er zum Priester geweiht. Wo und wann er Musik studierte, sei unbekannt, erklärte Gril, der das musikalische Talent des Geistlichen unterstrich. Unter Kaiser Maximilian I., mit dem Slatkonia freundschaftlich verbunden war, begann seine rasante Karriere. Im Jahr 1495 wurde er Hofprediger und Kantor an der Wiener Hofmusikkapelle, ab 1498 deren Leiter. Er gilt als Mitbegründer der Wiener Sängerknaben und Förderer sakraler und weltlicher Musik. Von seiner eigenen Kompositionstätigkeit sind keine Werke erhalten.

Bald gelang Slatkonia auch zu höheren kirchlichen Aufgaben und Ämtern. Auf Initiative des Kaisers wurde er zunächst Rektor (Prepositus) des Domkapitels in Ljubljana, ab 1500 Rektor (Prepositus) des Kollegiatkapitels in Novo mesto. Schließlich wurde Slatkonia am 1. März 1513 von Kaiser Maximilian zum ersten residierenden Bischof der Diözese Wien ernannt. Trotz seiner Ernennung zum Bischof behielt er seine bisherigen kirchlichen Ämter in Ljubljana und Novo mesto, im damaligen Kronland Krain.

"Seine Arbeit hat große Spuren in Wien und auch in Slowenien hinterlassen", resümierte Gril. Slatkonia habe sich als Bischof in schwierigen Zeiten bewähren müssen, die von Spannungen zwischen weltlicher und kirchlicher Autorität befeuert und durch die aufkommende Reformation geprägt waren. In Erinnerung an sein musikalisches Wirken gründete die Diözese Novo mesto 2007 das Musikkonservatorium Jurij Slatkonja. Die Erzdiözese Wien wiederum verleiht seit 2000 den Bischof-Slatkonia-Preis für neue liturgische Musik.