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"Wenn wir wirklich so leben, wie es Jesus uns im Evangelium gelehrt hat, dann gibt es keinen Missbrauch", so Schönborn.
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Kardinal Christoph Schönborn erklärte bei der Pressekonferenz am 22. März, dass die österreichischen Bischöfe sich weiterhin mit allen Kräften der Missbrauchsproblematik stellen und sich für noch mehr Aufklärungs- und Präventionsarbeit einsetzen werden, berichtet Kathpress.

Die österreichische Bischofskonferenz war von 18.-21. März 2019 zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Reichenau an der Rax zusammengekommen. Weitere Themen waren die Europawahlen, der Ethikunterricht, der kirchliche Ausstieg aus fossiler Energie, die Visitation der Diözese Gurk sowie das umstrittene Bleiburger Gedenken.

Kontrollstrukturen gäbe es bereits

In einem Interview mit der Kronen Zeitung vom 24.03. sagt Christoph Schönborn im Hinblick auf den Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauchsfällen und deren Prävention: "Kontrollstrukturen gibt es ja. Es ist nur die Frage, ob sie angewendet werden." Seit dem Pontifikat Johannes Pauls II. gibt es einen Gerichtshof für schwerwiegende Delikte, dieser hat seither mehr als 100 Priester ihres Amtes enthoben, so Kathpress. Jeder Fall von Übergriffen müsste eigentlich von einem Kleriker der zuständigen Diözese gemeldet werden. Die in Österreich geltenden Richtlinien hätten im internationalen Vergleich Vorbildwirkung, erklärte Schönborn.

Im Interview meint der Kardinal außerdem, dass die Kirche sich am Evangelium und am Leben Jesu ein Vorbild nehmen soll. "Überall, wo das Evangelium gelebt wird, ist die Kirche glaubwürdig. Schlimm ist es dann, wenn wir das Evangelium predigen, aber nicht leben“, warnt Schönborn.

"Wenn wir wirklich so leben, wie es Jesus uns im Evangelium gelehrt hat, dann gibt es keinen Missbrauch."

Kulturwandel bei Umgang mit Autorität

Pfarrer Helmut Schüller hat unlängst gefordert, dass Papst Franziskus in der Kirche eine "menschengerechte Macht-Kontroll-Struktur bauen" müsse. Kardinal Schönborn betonte bei der Pressekonferenz am vergangenen Freitag, dass es einen „Kulturwandel“ im Umgang mit Autorität bräuchte. Den Zugang zu Kirchenämtern neu zu regeln, würde zu kurz greifen.

Schönborn hofft, dass sich eine "offenen Gesellschaft" im Sinne Karl Poppers auch in der Kirche etablieren wird. Denn in "geschlossene Systeme", beispielsweise in Heimen gedeihe Missbrauch. Der Kardinal weist auf seine Kindheit hin: Er selbst habe in den 1950er-Jahren noch ein von Gewalt geprägtes Schulwesen erlebt, doch heute sieht die Situation Gott sei Dank anders aus. Gesellschaft und Kirche seien "viel offener geworden" und dieser Prozess wird sich hoffentlich noch weiterentwickeln, so der Kardinal.

Statistik über Missbrauch

Die Bischofskonferenz veröffentlichte am 22. März einen Bericht mit dem Titel "Maßnahmen der Katholischen Kirche in Österreich gegen Missbrauch und Gewalt". Darin wird auch eine Statistik über die bisher 2.193 von der Opferschutzanwaltschaft behandelten Fälle vorgestellt. In zwei Drittel der Fälle wurden Finanzhilfe und Therapien zuerkannt. Den Betroffenen wurden bis dato knapp 30 Millionen Euro zugesprochen. Bei einem Drittel aller Vorfälle handle es sich um sexuellen Missbrauch, bei den anderen um körperliche Gewalt.

Schönborn: „Das Leben ist ein Geschenk“

Wie GLAUBE.at bereits berichtet hat, gab Kardinal Schönborn bei besagter Pressekonferenz bekannt, dass er an Prostatakrebs erkrankt ist und sich im Mai einer Operation unterziehen muss.

"Ich muss ehrlich sagen, dass ich keine Angst empfinde. Ich freue mich, wenn ich geheilt werde, und ich freue mich, wenn ich früher oder später zum lieben Gott, in das ewige Leben gehen kann", so der Wiener Erzbischof gegenüber der Krone. Seine Krankheit erinnere ihn an das Wesentliche: "Das Leben ist ein Geschenk, für das ich jeden Tag dankbar sein darf."