Wenn Gemeinden wachsen wollen, brauchen sie gute und selbstbewusste Leiter. Davon ist der Generalsekretär des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), Peter Bregy (Erzhausen bei Darmstadt), überzeugt. Er äußerte sich am Rande der Bundeskonferenz, die mit über 1.300 Besuchern und Delegierten vom 25. bis 28. September im nordhessischen Willingen tagt, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Bregy zufolge – er stammt aus der Schweiz – hat Deutschland ein Leitungsproblem. Bedingt durch die Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg gebe es auch heute immer noch die grundsätzliche Befürchtung, dass Leitungsmacht ausgenutzt werden könnte: „Das kann natürlich passieren. Wir erleben hingegen, dass ein Kennzeichen von wachsenden Gemeinden eine sehr klare und profilierte Leitung ist.“ Im praktischen Ausbildungsteil wolle man künftig Pastoren deswegen noch systematischer unterstützen, selbstbewusste Leiter zu werden. Das Ziel bleibe aber immer dasselbe: „Wir wollen, dass Menschen Jesus kennenlernen.“
Vizepräses Uphoff: „Eine Familie besteht für uns aus Mann, Frau und Kindern“
Der Präses der Freikirche, Johannes Justus (Hannover), sagte, dass es die Hauptaufgabe des Bundes sei, die Gemeinden individuell zu stärken und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Denn nur stabile Gemeinden könnten wachsen und Außenstehende erreichen. Man halte an dem 2016 verkündeten Ziel fest, bis 2025 200 Gemeinden zu gründen. Vizepräses Frank Uphoff (München) betonte, dass der Bund großen Wert auf die Vernetzung lege und deswegen in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) aktiv sei. Auch wenn die BFP-Gemeinden unterschiedlich seien, so gebe es ethische Themen, bei denen man einheitlich auftrete: „Eine Familie besteht für uns aus Mann, Frau und Kindern.“ Homosexuelle Partner würden in Gemeinden des Bundes nicht getraut oder gesegnet: „Da sind wir ganz klar unterwegs.“ Laut Vizepräses Bernhard Röckle (Geißlingen) liegt den Pfingstgemeinden das Thema Israel am Herzen. Das Land stehe häufig zu Unrecht in der Kritik. Deswegen bestehe mit der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) ein enger Austausch.
Der Bund wächst – vor allem durch Migranten
Auf dem Treffen wurden fünf Gemeinden in den Bund aufgenommen; 13 haben sich aufgelöst oder sind aus der Freikirche ausgeschieden. Sie umfasst damit jetzt 824 Gemeinden mit 56.275 Mitgliedern, so Generalsekretär Bregy – ein Mitgliederplus von 8,5 Prozent gegenüber 2015 (51.900). 317 Gemeinden (38 Prozent/2016: 313) davon seien fremdsprachig. Bei 197 handele es sich um afrikanische Gemeinden. Der Bund unterstütze die Migrantengemeinden. So könnten deren Leiter an der Ausbildungsstätte der Freikirche, dem Theologischen Seminar Beröa (Erzhausen bei Darmstadt), eine nebenberufliche Ausbildung zum Pastor absolvieren. 42 Prozent der gegenwärtig 150 „Kandidaten“ in dem Bereich seien ausländischer Herkunft. Ein Vollzeitstudium absolvieren derzeit 75 Studenten. 47 Prozent von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Im vergangenen Jahr ließen sich 3.890 Personen in BFP-Gemeinden taufen. Die Delegierten bestätigten Präses Justus für die kommenden fünf Jahre im Amt. Wiedergewählt wurden ebenfalls die beiden Vizepräses Uphoff und Röckle sowie Generalsekretär Bregy. Neuer Bundesschatzmeister ist Daniel Dallmann (Lörrach). Er folgt auf Martin Stötzel (Norddeich).
Gemeindepastor: Es ist traurig, dass viele Christen ihre Begabungen nicht kennen
In einer Veranstaltung zeigte der Gemeindegründer Dave Ferguson von der „Community Christian Church“ in Chicago (US-Bundesstaat Illionis) Wege zur Gemeindegründung auf. Ziel müsse es sein, dass in den neuen Gruppen Mitglieder eine Ausbildung erführen, die sie selbst in die Lage versetze, neue Gemeinden zu gründen. Nur so könnten sich Gemeinden multiplizieren. Das entspreche dem Auftrag Jesu, in alle Welt zu gehen und alle zu Christen zu machen. Es gelinge, wenn man nicht nur auf sich selbst und die eigene Arbeit schaue, sondern in anderen „Gaben aktivieren“ wolle. Der Pastor der Gemeinde „Ecclesia Nürnberg“, Konstantin Kruse, ermutigte in einem Seminar, Gemeindebesucher dauerhaft einzubinden: „Menschen wollen sich geliebt und gebraucht fühlen.“ Er riet davon ab, sie an den Positionen einzusetzen, wo man als Gemeindeleitung gerade die größte Lücke sehe: „Die Menschen sollen das tun, wofür sie ein Herz haben.“ Es sei traurig, dass die meisten Christen gar nicht wüssten, was ihre Begabung sei. Deswegen gebe es in seiner Gemeinde den Kurs „Next Steps“ (Nächste Schritte). Innerhalb von vier Treffen sollen die Teilnehmer ihre Fertigkeiten entdecken: „Wir denken ausschließlich gabenorientiert.“