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Reinhold Eichinger spricht über das Wiederentdecken der Täufergeschichte in Österreich.
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Beim internationalen Symposium der Freikirchen in Österreich (FKÖ) unter dem Motto „Gegen den Strom – 500 Jahre reformatorische Täuferbewegungen“ stand ein Thema besonders im Mittelpunkt: die Erinnerungskultur rund um die Täufer in Österreich. Am 24. Oktober 2025 trafen sich in Wien führende Experten und Vertreter freikirchlicher Gemeinschaften, um den Blick auf diese bewegte Glaubensgeschichte zu richten.

Erinnerung, die lebendig bleibt

Unter den Referenten befanden sich namhafte Fachleute wie Dr. Dr. Martin Rothkegel (TH Elstal), Mgr. Jana Valtrová (Masaryk-Universität Brünn), Emmy Maendel (Bruderhof, New York) und PhDr. Petr Peňáz (Masaryk-Universität, Brünn). Ein besonderer Akzent kam aus Österreich selbst: Ing. Reinhold Eichinger vom Bund Evangelikaler Gemeinden stellte die Frage, wie präsent das Täufertum heute im Bewusstsein der österreichischen Gesellschaft ist.

Obwohl die Täufer in der historischen Forschung lange wenig Beachtung fanden, gibt es heute umfangreiches Quellenmaterial. Dieses Wissen müsse, so Eichinger, stärker in die Breite getragen werden – auch in den Gemeinden selbst. Denn viele der berührendsten Zeugnisse der frühen Täufer ereigneten sich direkt vor unserer Haustür.

Vergessene Wurzeln, neue Impulse

Eichinger sprach offen von einer „ahistorischen Haltung“ mancher Gemeinden. Oft habe man es versäumt, an historische oder geographische Anknüpfungspunkte anzuknüpfen. Kein Wunder, so Eichinger weiter, wenn Freikirchen daher manchmal als „Import“ aus Nordamerika wahrgenommen würden.

Gleichzeitig berichtete er ermutigend, dass in den letzten drei Jahrzehnten eine bewusste Aufarbeitung eingesetzt habe. Initiativen wie der Hutterische Geschichtsverein, der Verein für Täufergeschichte in Österreich, der Hutterer Arbeitskreis Tirol und der Weg der Versöhnung trugen wesentlich dazu bei, die Täufergeschichte wieder ins Bewusstsein zu rücken.

Wachsende Erinnerungskultur

Seit 2017 widmen sich die Freikirchen in Österreich zunehmend ihren historischen Wurzeln. Veranstaltungen, Projekte und Gedenkorte lassen die Geschichte der Täufer wieder lebendig werden. Sichtbare Zeichen dieser Entwicklung sind etwa das Täufermuseum im Museumsdorf Niedersulz, das Täufergwölb und die „Galeere“ auf der Burgruine Falkenstein oder die mobile Ausstellung „Brennen für das Leben, die bereits rund 20.000 Besucher erreichte.

Auch zahlreiche Publikationen, Medienbeiträge und Exkursionen tragen dazu bei, dass eine lebendige Erinnerungskultur entsteht. Ein wachsender „Wald“ aus Gedenktafeln erinnert heute an die Märtyrer und Glaubenszeugen der frühen Täuferbewegung – ein Zeichen dafür, dass das einst vergessene Erbe neu entdeckt wird.

Ein Anfang ist gemacht.