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Der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Christoph Stiba.
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„Die Abschottung gegen Flüchtlinge in elementarer Not ist menschenverachtend.“ Mit diesen Worten kritisiert die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) die europäische Flüchtlingspolitik. „Europa ist dabei, seine Seele zu verkaufen“, schreiben VEF-Präsident Christoph Stiba (Wustermark bei Berlin) und der Beauftragte der Freikirchen am Sitz der Bundesregierung, Pastor Peter Jörgensen (Berlin), in einer am 29. Juni veröffentlichen Stellungnahme. Zuvor war bekanntgeworden, dass der EU-Gipfel in Brüssel beschlossen hatte, innerhalb der EU geschlossene Aufnahmelager zu schaffen. Von diesen „kontrollierten Zentren“ sollen die Flüchtlinge auf Staaten verteilt werden, die freiwillig mitmachen. Zudem soll der Grenzschutz verstärkt werden. Stiba ist Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), dem auch Jörgensen angehört.

Eigener Wohlstand wichtiger als Menschenrechte

In Europa macht sich laut der VEF „eine erschreckende Geisteshaltung breit: Eigene Interessen werden über den Schutz von Menschen gestellt, die in lebensbedrohlicher Not Schutz suchen.“ Die eigene Bequemlichkeit und der eigene Wohlstand würden höher gewertet als die Menschenrechte. Das Recht auf Asyl werde ausgehöhlt: „Europa steht wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg in der Gefahr, sein eigenes Wertefundament und das der internationalen Staatengemeinschaft aufzugeben.“ Eine solche Haltung stehe „im Widerspruch zum Evangelium von der Liebe Gottes, die allen Menschen gilt“. Die Verfasser mahnen einen Richtungswechsel an. Augen und Grenzen dürften nicht länger „vor zum Teil unermesslichen Leid“ verschlossen werden. Solange weltweite Humanitätsstandards nicht eingehalten würden, „muss Europa mindestens denen Schutz bieten, deren Leben bedroht ist, die unter Flucht und Vertreibung leiden“. Die in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen zusammengeschlossenen zwölf Gemeindebünde und drei Gastmitglieder haben rund 275.000 Mitglieder.