page-header
Mit einem Festgottesdienst in der Linzer Martin-Luther-Kirche wurden die Synoden der Evangelischen Kirchen feierlich eröffnet. Den Gottesdienst leiteten Pfarrer Josef Prinz (im Bild) und Pfarrerin Veronika Obermeir-Siegrist.
Anzeige

Mit einem feierlichen Gottesdienst wurden die Synoden der Evangelischen Kirche A.B. und H.B. und die Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. am Abend des Mittwoch, 6. Dezember,  in der Linzer Martin-Luther-Kirche eröffnet.

In seiner Predigt vor den Synodalen appellierte der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in Anlehnung an eine Stelle aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, sich nicht „in das Schema dieser Welt“ einzufügen, und sich „nicht abzufinden mit Missständen, mit Bedrohungen und Gefahren für Demokratie und Gemeinwohl.“ Diese Unangepasstheit sei auch eine Provokation, die jedoch einer alten christlichen Tradition entspreche: „Vom Beginn an haben Christinnen und Christen anders gelebt und geglaubt als ihre Umwelt.“

Gerade dieses „Widerständige, Radikale, Subversive“ sei den Christinnen und Christen in Europa heute verloren gegangen. Hennefeld kritisierte eine Tendenz innerhalb der christlichen Kirchen, die sich eine Einmischung der Kirchen in politische Fragen untersage und das Christentum nur verinnerlichen wolle. Der Landessuperintendent hielt dem entgegen: „Hätte Gott die Welt nur geistlich verändern wollen, hätte er nicht Mensch werden müssen, der sich in die Angelegenheit der Menschen eingemischt hat. Und hätten die Reformatoren nur geistlich gedacht, die Reformation wäre nie gekommen. Dann hätte sich das bestenfalls in den Köpfen abgespielt.“

Gerade im ausgehenden Jahr des Reformationsjubiläums sollten sich Christinnen und Christen noch einmal bewusst machen, was ihr Auftrag sei; dazu zählten laut Hennefeld Kritik an politischen Maßnahmen, die ökonomische und politische Eliten auf Kosten sozial Randständiger stärken. Dazu bedürfe es aber auch einer aufmerksamen Beobachtung der Geschehnisse auf nationaler und internationaler Ebene sowie deren Analyse mit Blick auf den Glauben und die Botschaft des „gekreuzigten und auferstandenen Christus, auf den befreienden und erlösenden Gott.“ Die Aufgabe der Kirchen bestehe nicht darin, undifferenziert und laut Alarm zu schlagen, sondern den Menschen Orientierung zu geben. „Das Wort Gottes soll die Menschen nicht verwirren, sondern Klarheit bringen: ‚Euer Ja sei ein Ja, und euer Nein sei ein Nein.‘“

Den Gottesdienst gestalteten das Pfarrer-Duo der Pfarrgemeinde Linz-Innere Stadt, Veronika Obermeir-Siegrist und Josef Prinz sowie Kuratorin Lore Beck.

Bis Freitag, 8. Dezember, tagt die Synode der Evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich im bischöflichen Priesterseminar der Diözese Linz. Am Donnerstag, 7. Dezember, treffen einander die Synodalen der Evangelisch-reformierten Kirche in der Pfarrgemeinde Linz-Leonding. Freitagnachmittag beginnt dann im Priesterseminar die gemeinsame Generalsynode, die bis Samstagnachmittag berät.Die Synoden üben die Funktion von Kirchenparlamenten aus. Darin vertreten sind Superintendenten und SuperintendentialkuratorInnen, Delegierte aus verschiedenen kirchlichen Arbeitsbereichen sowie gewählte Synodale aus den Diözesen. Die Generalsynode setzt sich aus den rund 60 Mitgliedern der Synode A.B., sieben Mitgliedern der Synode H.B. sowie drei weiteren Vertreterinnen und Vertretern von Arbeitszweigen der Landeskirche zusammen