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In einigen Landeskirchen wird der Berufsstand des Pfarrers „lediglich als Kostenfaktor betrachtet“. Das kritisiert der Vorsitzende des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Andreas Kahnt (Westerstede), im Deutschen Pfarrerblatt (Kassel). Ihm zufolge ist das Ziel der Kirchen, den Pfarrdienst billiger zu machen. In Zeiten hoher Kirchensteuereinnahmen dürfe man aber erwarten, dass nicht ausgerechnet bei Pfarrern gespart werde. Dies hätte unabsehbare Folgen für Verkündigung, Seelsorge, Bildung und geistliche Leitung, so Kahnt. Ferner beanstandete er, dass sein Verband bei von der EKD angeregten Veränderungsprozessen nur „sehr ungenügend“ beteiligt werde. Pfarrer stünden unter „teils enormen Veränderungsdruck“. Sie müssten von überhöhten Erwartungen und Zwängen befreit werden. Je mehr der Pfarrdienst reglementiert und durch zusätzliche Aufgaben beschwert werde, desto unattraktiver werde er. Es gelte, den Druck zu mindern und die Freude am Pfarrberuf zu mehren.

Pfarrer müssen den Finger in die Wunde legen

Nach Worten Kahnts gehört es zum Auftrag von Pfarrern, den Finger in die Wunde zu legen und gegen den Trend und jede Form von Populismus zu reden und zu handeln. Nicht allen gefalle, was Prediger zu sagen haben. Es stehe auch nirgendwo geschrieben, dass dies so sein müsse. Die Verkündigung in Wort und Tat werde umso kräftiger sein, je näher Pfarrer den ihnen anvertrauten Menschen sind. Geistliche müssten deren Nöte kennen und teilen, sie ermutigen, trösten und ihnen helfen, sich zu den drängenden Fragen der Zeit zu verhalten. Dazu gehörten die Verteilung des Wohlstands, die Integration von Flüchtlingen, Gerechtigkeit im wirtschaftlichen und politischen Handeln sowie der Klimaschutz. So hätten Pfarrer umsichtig bei der Integration von Flüchtlingen gewirkt und dabei nicht selten Widerstand aus den eigenen Reihen, bürokratische Hindernisse sowie Anfeindungen erlebt.

„Allerlei Luthertümelei“ beim 500. Reformationsjubiläum

Kahnt zog auch ein Fazit zum 500. Reformationsjubiläum. Nachdem „ein Feuerwerk an Folklore gen Himmel aufgestiegen ist“, hgelte es nun, die Reformation „auch kirchenamtlich wieder zu erden“. Es sei „allerlei Luthertümelei“ mit Lutherkuchen, -kerzen, -nudeln und -bier zu erleben gewesen. Jetzt werde es darauf ankommen, was die protestantischen Kirchen von der Theologie der Reformation bewahren. So habe die thematische Ausrichtung des Deutschen Evangelischen Kirchentags vom 24. bis 27. Mai in Berlin wenig mit reformatorischer Theologie zu tun gehabt. Bei den „Kirchentagen auf dem Weg“ sowie der „Weltausstellung Reformation“ in Lutherstadt Wittenberg stelle sich angesichts von Kosten und Teilnehmerzahlen die Frage, ob der Aufwand das Ergebnis rechtfertige. Die Kirchengemeinden dürften finanziell nicht zugunsten von Großprojekten vernachlässigt werden. Nötig sei ein Umdenken hinsichtlich der Bedeutung der Ortsgemeinden. In ihnen fänden die religiösen Prägungen statt und hier werde „tagtäglich treu und völlig unspektakulär“ reformatorische Theologie getrieben.