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Durch das Reformationsjubiläum hat die evangelische Kirche viele Menschen erreicht, die ihr sonst fernstehen. Diese Ansicht vertrat die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, in ihrem Bericht auf der Landessynode in Bielefeld.
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Durch das Reformationsjubiläum hat die evangelische Kirche viele Menschen erreicht, die ihr sonst fernstehen. Diese Ansicht vertrat die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus (Bielefeld), in ihrem Bericht auf der Landessynode in Bielefeld. Die Vielfalt der Aktionen, mit denen Gemeinden und Einrichtungen das Jubiläum gefeiert hätten, habe sie „überrascht und selbst meine kühnsten Erwartungen übertroffen“, so Kurschus. Die Veranstaltungen seien auf überraschend positive Resonanz gestoßen. „Unser Glaube interessiert mehr Menschen, als wir selbst zu hoffen wagten“, so Kurschus. Darüber hinaus sei im Jubiläumsjahr 2017 „kaum ein Tag vergangen, an dem nicht Themen und Fragen der Reformation und ihrer Geschichte in Zeitungsartikeln, Radiosendungen und Fernsehbeiträgen aufgegriffen wurden“. Insgesamt habe das Reformationsjubiläum den Protestanten gezeigt: „Wir sind gefragter, als wir selber dachten.“

Die Personalpolitik der Kirche führte teilweise zu „tiefen Verletzungen“

Im Blick auf den Pfarrdienst sagte die Präses, die Anforderungen seien heute so vielfältig, dass „auch künftig eine breit angelegte akademisch-wissenschaftliche Ausbildung der reguläre Weg ins Pfarramt bleiben muss“. Sie äußerte sich über den „Arbeitsprozess Pfarramt in der Dienstgemeinschaft“. In seinem Rahmen habe sich die Kirchenleitung 2016 und 2017 verstärkt mit der Situation der Pfarrer in Westfalen beschäftigt. Dabei seien in vielen Gesprächen „Unmut und Frust“ über die Situation der Geistlichen zutage gekommen. Die Personalpolitik der Landeskirche in den vergangenen Jahren habe teilweise „tiefe Verletzungen hervorgerufen“. Trotz zunehmender Arbeitsverdichtung müsse Pfarrern immer genug Zeit bleiben, um sich intensiv mit theologischer Literatur zu beschäftigen, forderte die Präses. Dafür müssten die Leitungsgremien von Kirchenkreisen und Gemeinden sorgen.

Landessynode beginnt ab 2018 schon sonntags

Kurschus kündigte an, dass die Synodentagungen der westfälischen Kirche ab 2018 bereits sonntags und nicht wie bisher erst montags beginnen werden. Damit werde den Bedürfnissen von berufstätigen Synodalen Rechnung getragen, die „nicht ohne Weiteres eine ganze Arbeitswoche lang fehlen können“. Damit würden die Sitzungen des Kirchenparlaments in Zukunft in der Regel an einem Donnerstag und nicht wie bisher an einem Freitag enden.

Landeskirche sucht das Gespräch mit der AfD

In der Aussprache zu ihrem Bericht sagte Kurschus auf Nachfrage eines Synodalen, dass die westfälische Kirche das Gespräch mit Parteimitgliedern der AfD suche. So seien Vertreter der Partei bei Empfängen der Kirchenleitung zu Gast gewesen. Auch auf Ebene der Kirchenkreise gebe es Kontakte, etwa zu Ortsvereinen. Sie glaube, „dass Menschen sich aus sehr unterschiedlichen Gründen“ in der AfD engagierten und „viele von ihnen das Parteiprogramm wahrscheinlich gar nicht gelesen haben“. Die Westfälische Landeskirche hat rund 2,3 Millionen Mitglieder in 494 Gemeinden.