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Der sächsische Evangelist Theo Lehmann auf der Kanzel im Gottesdienst in Kemberg.
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Aus Angst, jemandem zu nahezutreten, tritt die evangelische Kirche leise. Weil sie niemanden verletzen oder verlieren will, spricht sie nicht mehr über Sünde, Hölle, Gericht und Bekehrung. Diesen Vorwurf hat der sächsische Evangelist Theo Lehmann (Chemnitz) erhoben. Wie er am 30. Oktober in einem Gottesdienst in Kemberg (bei Wittenberg) sagte, ist Jesus nie auch nur einen Millimeter von seinen harten Ausführungen abgewichen. Er habe klar gesagt, dass er allein der Weg, die Wahrheit und das Leben sei: „Wo es um dein Heil, deine Rettung und Erlösung geht, ist Jesus intolerant. Da lässt er keinen anderen gelten – keine Religion, keine Philosophie und keine Weltanschauung.“ Dieser Absolutheitsanspruch mache viele Menschen nervös in Zeiten, in denen Toleranz das oberste Gebot sei, so Lehmann. Die Kirche verkaufe deshalb jetzt sogar das als Gottes gute Schöpfung, was die Bibel ausdrücklich als Gräuel bezeichne. Jesus habe keine Fans gewollt, sondern Nachfolger. Die gewinne man aber nur durch eine kompromisslose Verkündigung und nicht durch Anbiederung. Seit der deutschen Wiedervereinigung sind nach Lehmanns Worten rund fünf Millionen Bürger aus der evangelischen Kirche ausgetreten, „weil sie ihnen nichts mehr zu sagen hat“. Lehmann gilt als der wohl bekannteste Pfarrer in der ehemaligen DDR. Zu seinen Gottesdiensten in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) kamen in den 1970er und 1980er Jahren bis zu 5.000 Jugendliche.

Uwe Holmer: Irrlehren in der EKD häufen sich „mit zunehmender Radikalität“

In einem persönlichen Glaubenszeugnis kritisierte Pastor Uwe Holmer (Serrahn), dass sich „mit zunehmender Radikalität“ die Irrlehren in der EKD häuften: „Der Gott der modernen Theologen kann keine Wunder tun, kennt weder Himmel noch Hölle. Ihre Botschaft ist auf Innerweltliches geschrumpft. Sie haben keine Botschaft Gottes mehr an die Menschen.“ Er ermutigte zu offenem Widerspruch gegenüber leitenden Geistlichen, die Irrlehren verbreiteten: „Wir alle sollten ihnen klarmachen, dass sie ihre Autorität und Vollmacht verloren haben, wenn sie etwas wider das Evangelium tun.“ Wer Gottes Wort verwerfe, werde von Gott verworfen. Holmer ermutigte dazu, sich für die Verbreitung der biblischen Botschaft zu engagieren: „Ihr Gläubigen in den verschiedenen Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften: Übernehmt Verantwortung vor Gott für unsere verwüstete Kirche und für die Geltung des Evangeliums in unserem Volk!“, rief er den Gottesdienstteilnehmern zu. Eine Möglichkeit sei, sich einem Bekenntniskreis oder dem Netzwerk Bibel und Bekenntnis anzuschließen. Holmer wurde weltbekannt, als er 1990 den obdachlos gewordenen Ex-DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und dessen Frau Margot für zehn Wochen aufnahm.

Festgottesdienst soll an den Kern der Reformation erinnern

Zu dem Gottesdienst anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums hatte eine breite Allianz von evangelischen Werken und Initiativen eingeladen. Sie wollte damit an den Kern des Reformationsfestes erinnern. Aus Sicht der Veranstalter und Unterstützer ist es geistlich nicht zu verantworten, „den Weg zum gnädigen Gott so in den Hintergrund treten zu lassen, wie man es momentan bei vielen Reformationsveranstaltungen beobachten kann“, sagte der Prediger der Evangelischen Stadtmission Neustadt (Weinstraße), Rainer Wagner, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der Gottesdienst wurde aufgezeichnet und steht am 31. Oktober im Internet auf Deutsch, Russisch und Englisch zur Verfügung. Auf diese Weise können Gemeinden den Gottesdienst am Reformationstag mit einem eigenen Rahmenprogramm übernehmen und ausstrahlen. Getragen wurde die Veranstaltung vom Missionswerk Siloah (siloah-missionswerk.de) in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Bibel und Bekenntnis, dem Gemeindehilfsbund, dem Bibelbund, der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern, dem Missionswerk „Licht im Osten“, der Deutschen Evangelistenkonferenz, dem Evangelisationsteam Sachsen sowie dem Netzwerk bekennender Christen – Pfalz.