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Die Arbeitshilfe soll Ängste, Vorurteile und Verunsicherungen im Blick auf den Islam abbauen.
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Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband will die Mitglieder Landeskirchlicher Gemeinschaften ermuntern, das Gespräch mit Muslimen zu suchen und dabei die christliche Botschaft zu bezeugen. Der Theologische Arbeitskreis der pietistischen Dachorganisation hat dazu eine Arbeitshilfe zum Thema „Begegnung mit Muslimen“ erstellt. Sie war am 15. September Thema auf der Mitgliederversammlung des Verbandes in Kassel. Wie einer der Autoren, der Dozent Stefan Jäger (Wuppertal), sagte, soll die Arbeitshilfe Ängste, Vorurteile und Verunsicherungen im Blick auf den Islam abbauen. Man wolle zugleich Christen ermutigen, über ihren Glauben mit Muslimen zu sprechen. Insofern handle es sich auch um ein Missionspapier.

Kritik: Karmelmission wurde nicht einbezogen

In der Aussprache der rund 60 Delegierten wurde das Papier grundsätzlich begrüßt. Es gab jedoch auch Kritik, dass die Karmelmission (Schorndorf bei Stuttgart) – ein Mitgliedswerk des Gnadauer Verbandes – nicht in die Erarbeitung einbezogen gewesen sei. Das Werk hat eine über 100-jährige Erfahrung im Umgang mit Muslimen. Missionsleiter Martin Landmesser und Missionsinspektor Stefano Fehr hatten im Vorfeld der Versammlung ihre Bedenken in einem Brief an die Delegierten geäußert. So werde der antichristliche Charakter des Islams nicht genannt. Stefan Jäger vom Theologischen Arbeitskreis sagte dazu, Antichristliches gebe es nicht nur im Islam, sondern in allen Religionen und Ideologien, von denen sich Menschen das Heil erwarteten. Außerdem sei die Verwendung dieses Begriffs nicht hilfreich, wenn es um die Begegnung mit Muslimen gehe.

Präses Diener: Noch nie hat der Theologische Arbeitskreis so um ein Papier gerungen

Der Präses des Verbandes, Michael Diener (Kassel), verteidigte das Vorgehen. Der vom Gnadauer Vorstand berufene Theologische Arbeitskreis tage grundsätzlich ohne Hinzuziehung weiterer Mitglieder aus dem Dachverband. Laut Diener wurde im Theologischen Arbeitskreis noch nie so sehr um ein Papier gerungen. Sowohl der Arbeitskreis als auch der Gnadauer Vorstand hätten dem vorgelegten Papier am Ende jedoch einstimmig zugestimmt. Auf Initiative des Präses sollen nun „hilfreiche Rückmeldungen“ aus der Mitgliederversammlung – einschließlich mancher Anregungen der Karmelmission, mit der Diener in dieser Frage im Gespräch ist – vor der Veröffentlichung eingearbeitet werden.

Die Integration von jungen Christen in die Gemeinschaften verbessern

Ein weiteres Thema des Treffens war die Integration von jungen Erwachsenen in die Landeskirchlichen Gemeinschaften. Dazu legte das Gnadauer Jugendforum ein Impulspapier vor. Wie es darin heißt, finden die Besucher der Kinder- und Jugendgruppen später zu selten den Weg in die Gemeinschaften. Noch dramatischer stelle sich die Situation bei Ortswechseln dar. Viel zu wenige junge Erwachsene schlössen sich an ihrem neuen Wohnort einer Gemeinschaft an. Das Jugendforum ruft deshalb dazu auf, junge Christen stärker verantwortlich mitarbeiten zu lassen: „Sie benötigen den größtmöglichen Freiraum, um eigenständig mit Inhalten und Formen des Glaubens zu experimentieren.“ Das bedeute etwa, Jugendliche Gottesdienste mitgestalten und – nach Schulungen – auch predigen zu lassen. Unter Umständen könne es aber auch angebracht sein, aus Jugendgruppen Jugendgemeinden werden zu lassen.

CVJM-Generalsekretär: Manchmal handeln wir, als hätten wir die Liebe nicht

Im Gottesdienst des Treffens predigte der Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes, Hansjörg Kopp (Kassel). Er vertrat die Ansicht, dass bei der Mission häufig Programme und Rechtgläubigkeit im Vordergrund stünden: „Manchmal handeln wir, als hätten wir die Liebe nicht.“ Sie sei aber der Schlüssel, um Menschen zu erreichen. Er beziehe seine Motivation für missionarisches Handeln aus dem Wissen, dass Gott ein weites Herz habe, so Kopp. Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband umfasst etwa 90 Mitgliedsorganisationen, darunter 36 Gemeinschaftsverbände sowie theologische Ausbildungsstätten, Missionsgesellschaften und Diakonissen-Mutterhäuser.