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Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell und Bischof Michael Chalupka möchten möglichst viele Menschen dazu motivieren, wählen zu gehen bzw. sich der Wahl zur Gemeindevertretung zu stellen.
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Alle sechs Jahre rufen die evangelischen Pfarrgemeinden in ganz Österreich für die Wahl der Gemeindevertretungen an die Wahlurnen. Im Oktober und bis in den November hinein können in der evangelisch-lutherischen Kirche die Menschen gewählt werden, die sich als Gemeindevertreterin bzw. Gemeindevertreter in den Pfarrgemeinden engagieren. In der reformierten Kirche begannen die Gemeindevertretungswahlen bereits im Mai und enden im nächsten Jahr. Die Wahlen sind eine Weichenstellung, denn die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden vieles in ihren jeweiligen Pfarrgemeinden. Zuständig sind sie etwa für die Wahl des Presbyteriums, dem engeren Leitungsorgan der Pfarrgemeinde, für Bauangelegenheiten oder die Genehmigung des Budgets. Auch Spiritualität sowie Visionen für die Gemeinde werden von der Gemeindevertretung geprägt.

„Es geht darum, Verantwortung in und für die Kirche Jesu Christi zu übernehmen, ‚damit sie in allen Stücken wachse zu dem hin, der das Haupt ist, Christus‘“, sagt Bischof Michael Chalupka mit Bezug auf den Epheserbrief. Er sei „dankbar, dass sich immer wieder Menschen finden, die sich dieser Verantwortung stellen“. Bei den Wahlen gehe es aber nicht nur darum, den Menschen, die sich engagieren wollen, ein Mandat zu geben. „Es geht auch darum, ihnen zu sagen, dass ihr Engagement wichtig, richtig und gut ist.“ Es brauche Wahlen, an denen sich alle wahlberechtigten Mitglieder der evangelischen Kirche, „einer der größten basisdemokratischen Organisationen in Österreich“, beteiligen können.

Aktiv mitentscheiden

Bereit zur Übernahme von Verantwortung in ihrer Pfarrgemeinde ist etwa die 20-jährige Azmera Hingel. „Mit viel Freude arbeite ich seit 2016 besonders im Musikteam und Gottesdienstteam der Pfarrgemeinde Schwechat (NÖ) mit. Ich engagiere mich in meiner Heimatgemeinde, weil ich meine Zeit und meine Gaben zur Ehre Gottes einsetzen möchte“, erzählt die Studentin der Evangelischen Theologie und Publizistik. Sie möchte „auch andere junge Menschen dazu ermutigen, bei den Gemeindevertretungswahlen zu wählen, da es eine große Chance ist, aktiv mitzuentscheiden, wie die Evangelische Kirche zukünftig in Österreich aussieht“.

Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell: Raum für jüngere Generation

Jüngere Menschen stehen naturgemäß im Fokus der Evangelischen Jugend Österreich (EJÖ). Dies gilt auch für die Wahlen. Es gelte, die „Kompetenz der Jugend“ wahrzunehmen, heißt es auf der Website der EJÖ: „Es tut unseren basisdemokratisch orientierten Prozessen gut, wenn so viele Sichtweisen wie irgend möglich in die Debatte eingespeist werden.“ Wichtig sei es, den jüngeren Generationen „Raum“ zu geben. Das unterstreicht auch Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell von der Abteilung Kirchenentwicklung, die für die Wahlen zuständig ist. Der Kirche müsse es ein Anliegen sein, ihre Gremien diverser zu machen. „Dazu gehören Menschen jeden Alters, Menschen, die erst vor einigen Jahren nach Österreich gekommen sind und durch Taufkurse Mitglieder unserer Kirche wurden, sowie Menschen mit Beeinträchtigungen.“

Bereichernde Vielfalt

Selbstverständlich ist auch Erfahrung gefragt, wenn es um die Leitung einer Gemeinde geht. Ein erfahrener Gemeindevertreter ist Christiaan van den Berge, Superintendentialkurator und damit höchster weltlicher Vertreter der Diözese Salzburg/Tirol, aus der Pfarrgemeinde Zell am See. „Ich möchte mich mit viel Liebe und Überzeugung mit vielen anderen dafür einsetzen, Gottes Garten hier im Pinzgau zu hegen und zu pflegen, damit die Bäume des Glaubens und der Hoffnung Früchte tragen“, sagt der 52-Jährige. Besonders bereichernd sei für ihn die Vielfalt unterschiedlicher Menschen. „Wir sind so bunt in unserer Kirche, das sollten wir in der Gemeindevertretung auch ausstrahlen“, betont er und fügt hinzu: „Nur zusammen sind wir stark.“