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Es gebe keine Alternative zu Dialog und Kooperation, hob Ralf Becker bei seinem Vortrag im Albert Schweitzer Haus hervor.
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Unter dem Titel „Sicherheit neu denken“ präsentierte Ralf Becker, Projektkoordinator der gleichnamigen Initiative der Evangelischen Landeskirche Baden, am Donnerstag, 26. Jänner, im Albert Schweitzer Haus in Wien-Alsergrund eine neue Konzeption der internationalen Sicherheitspolitik.

„Wir sind entsetzt über den Krieg in der Ukraine und das Leid, das dadurch entsteht. Wir fordern eine sofortige Beendigung des militärischen Angriffskriegs Russlands entsprechend der Resolution der UN-Vollversammlung. Und es gibt keine Alternative zu Dialog und Kooperation“, heißt es eingangs auf der Website dieser Initiative. Das von Becker vorgeschlagene Szenario „Sicherheit neu denken – von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“ stellt die Ablösung der militärischen durch eine zivile Sicherheitspolitik dar. Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung sowie zivile Krisenprävention sind weitere Bestandteile dieses in Deutschland bereits 2018 mit einer bundesweit besetzten Arbeitsgruppe und im Auftrag der Evangelischen Landeskirche Baden entwickelten Friedens-Szenarios.

Insbesondere in Bezug auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die unmittelbare Reaktion des Westens durch Aufrüstung und Lieferung von Kriegsmaterial an die Ukraine könne die Umsetzung dieses alternativen Ansatzes Becker zufolge einen wichtigen Beitrag zu Sicherheit und Frieden bringen. „Gewaltfreie Konfliktlösung hat doppelt so große Erfolgsaussichten wie Gewalt, die oftmals zu einem langen Bürgerkrieg führt“, sagte Becker.

„In der Ukraine ist mit Gewaltfreiheit das gleiche Ziel erreichbar“, sprach sich Becker folglich gegen den ukrainischen Militäreinsatz und dessen Unterstützung durch westliche Länder aus. Es gebe keine Alternative zu Dialog und Kooperation auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, denn Gewalt – auch als Reaktion auf Aggression – führe weder zu Sicherheit noch zum Frieden.

Hoffnung auf langfristigen Frieden könne allerdings ein ziviler Friedensdienst bringen. Wesentlich sei dabei eine Verbesserung der Konfliktlösungskompetenz durch eine Stärkung der Demokratie. „Eine resiliente Demokratie baut darauf, unsere Konfliktlösungskompetenz zu verbessern“, unterstrich Becker. Dies bedeute, auch mit dem politischen Kontrahenten durch Dialog verbunden zu bleiben und Kompromisse zu schließen. Dadurch könnten auch Feindbilder abgebaut werden. Mit Bezugnahme auf das Johannesevangelium könne der Gedanke „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“ bei diesen Bestrebungen hilfreich sein. „Wir alle haben Anteil an Feindbildern“, betonte Becker, der sich dagegen aussprach, Russland als eine akute Bedrohung für den Weltfrieden darzustellen. „Die Klimakrise ist eine größere Bedrohung für den Weltfrieden als der Krieg in der Ukraine“, war Becker überzeugt. Auch begangene „Fehler des Westens“ über Jahre sowie das Machtstreben der USA und schließlich auch Europas sollten in den Blick genommen werden.

Im Anschluss an den Vortrag stand Becker noch für Fragen und Diskussionsbeiträge der rund 40 Gäste in der Kapelle des Albert Schweitzer Hauses (ASH) zur Verfügung. Veranstaltet hatte den Vortrag Beckers das ASH Forum in Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis für Frieden, aktive Neutralität und Gewaltfreiheit (AbFaNG), in dem sich zahlreiche Organisationen zur Bündelung ihrer Kräfte zur Förderung der Friedensarbeit zusammengefunden haben.