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„Die Kirche hat keinen Grund, zu jammern, denn Christus ist unsere Zuversicht“, betont Chalupka.
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In einem Osterbrief an die Pfarrgemeinden hat der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka die Verantwortung der Kirche in der Gesellschaft betont und zu Zuversicht angesichts aktueller Herausforderungen aufgerufen. „Jesus lebt, mit ihm auch wir. Wir Leben und die Kirche lebt, weil Jesus auferstanden ist, weil er dem Tod, der den Lauf der Welt strukturiert, den Schrecken genommen hat.“ Wenngleich die Evangelische Kirche klein sei, so „übernehmen wir doch Verantwortung und tragen unseren Beitrag zu einem gelingenden Zusammenleben, im Wissen um die Pluralität unserer modernen Gesellschaft, im Wissen um ihre Brüchigkeit und Fragilität, die gerade im letzten Jahr in besonderer Weise sichtbar geworden ist“.

Kirchenaustritte, schwindendes Kirchenbeitragsaufkommen, Pfarrer*innenmangel würden an der Kirche zehren, so Chalupka weiter. Damit verbunden sei mehr Arbeit für diejenigen, die im geistlichen Amt arbeiten, und damit „Gefühle von Müdigkeit und Vergeblichkeit“. Aber: „Wer alles den Bach hinunter gehen sieht, wer die Kirche am Ende sieht, sie nur mehr ihre letzten Schritte im Jammertal der Säkularisierung machen sieht, der lästert Gott. Gnade ist uns zugesagt. Die Kirche hat keinen Grund, zu jammern, denn Christus ist unsere Zuversicht.“

In der Kirche erkenne er viel Zuversicht und Beharrlichkeit, unterstreicht Chalupka: „Ich sehe die vielen (digitalen und analogen) Initiativen, mit denen das Gemeindeleben in dem schwierigen vergangenen Jahr seit dem ersten ‚Corona-Ostern‘ gehegt und gepflegt wurde – von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, in Kirchenmusik, Religionsunterricht, Jugendarbeit, Seelsorge, IT-Engagement, Umweltengagement – um nur einige zu nennen.“ Der Bischof erinnert zudem an den zu Jahresbeginn initiierten Entwicklungsprozess „Aus dem Evangelium leben“, der helfen solle, „die Organisationsform unserer Kirche zukunftsfähig zu gestalten und weiterzuentwickeln“.
Karfreitag „fehlt“

Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst erinnert Chalupka zudem an die Abschaffung des Karfreitags als gesetzlicher Feiertag 2019: „Der Karfreitag als staatlich anerkannter Feiertag fehlt den evangelischen Christinnen und Christen nun zum dritten Mal schmerzlich. Mitten in der Corona-Pandemie ist die Bedeutung des Karfreitags deutlicher denn je.“ Die Verletzlichkeit des Lebens und die Hilfsbedürftigkeit seien Alltag und Tabu zugleich. Das führe der Umgang Europas mit den Geflüchteten vor seinen Toren vor Augen: „Die Bilder der unwürdigen Lebensumstände in den griechischen Lagern werden durch Meldungen über ein verklemmtes Containerschiff ersetzt. Der Karfreitag lässt uns hinsehen, das Leid nicht verdrängen, und er macht uns frei, uns den Fragen nach Schuld und Verantwortung zu stellen, die zur Verdrängung führen.“ Christen und Christinnen begingen den Karfreitag, weil sie an die Auferstehung glauben, „an das große Ja zum Leben gerade in seiner Verletzlichkeit und Schuldhaftigkeit“.