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Nach der Krise werde nicht eine „wiedergewonnene Normalität“ unser Leben bestimmen, „sondern eine bewusste und veränderte Haltung zum Leben“, sagt Geist.
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Eine Diskussion über den 2019 als Feiertag abgeschafften Karfreitag fordert der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist ein. Die Aufhebung des gesetzlichen Feiertags und die Einführung eines „persönlichen Feiertags“ durch die damalige türkis-blaue Regierung habe sich nicht bewährt. „Denn bereits zum zweiten Mal befinden wir uns in einem harten Lockdown zum Karfreitag. Die Reduktion auf einen frei gewählten Urlaubstag ist mittlerweile zugunsten eines zwangsweisen Innehaltens gewichen“, schreibt Geist in einer Aussendung. Der Karfreitag versinnbildliche die Zerbrechlichkeit menschlichen Daseins. „Er regt seit jeher genau zu jener angemessenen Selbstwahrnehmung an, die die Grenze menschlicher Machbarkeit erkennt und die wir in diesen Jahren benötigen.“

Die Gesellschaft sei in der Pandemie zu einem Umdenken herausgefordert. Nicht eine „wiedergewonnene Normalität“ werde künftig unser Leben bestimmen, „sondern eine bewusste und veränderte Haltung zum Leben“. An Zivilgesellschaft und Politik appelliert Geist daher „die Bewusstseinsbildung voranzutreiben, wie Leid- und Ohnmachtserfahrungen überwunden werden können“. Geist regt einen Gedenktag an, um auf die „primären und sekundären Schäden“ der Pandemie hinzuweisen: „Der Karfreitag hat dies bislang im evangelisch-christlichen Kontext gewährleistet.“

Die Pfarrgemeinden und kirchlichen Verantwortungsträger*innen ruft der Superintendent dazu auf, „wachsame und nachgehende Seelsorge in allen Lebensbereichen zu üben – analog und digital“. Seelsorge als „qualitätsvolle Begleitung und Beratung“ solle „niederschwellig Jugendliche, belastete Familien und Einzelpersonen und ganz besonders vulnerable Gruppen erreichen“.