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Gedenken an Altbischof Dieter Knall: Er hat seine Kirche „in der Welt, in Europa und im Raum der Ökumene vertreten, dabei aber den Alltag in den Pfarrgemeinden nie vergessen“, sagte Bischof Michael Chalupka beim Gottesdienst in Graz.
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Mit einem Gedenkgottesdienst hat die Evangelische Kirche A.B. in Österreich von ihrem früheren Bischof Dieter Knall Abschied genommen. An der Gedenkfeier am Sonntag, 6. Oktober, in der Grazer Heilandskirche nahmen zahlreiche Weggefährtinnen und -Weggefährten Knalls aus den evangelischen Kirchen, der Ökumene und dem öffentlichem Leben teil, darunter mehrere Repräsentanten der evangelischen Kirchenleitung, die Superintendenten, oder etwa Knalls Nachfolger im Bischofsamt, Herwig Sturm. Seitens der römisch-katholischen Kirche waren u.a. Bischof Wilhelm Krautwaschl und sein Amtsvorgänger, der emeritierte Bischof Egon Kapellari, zugegen. Dieter Knall war am 21. September im Alter von 89 Jahren verstorben. Von 1983 bis 1995 stand er als Bischof an der Spitze der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, davor wirkte er sieben Jahre als steirischer Superintendent.

„Dieter Knall war Diener seiner Kirche, ein Bischof, der nur durch das Wort und nie mit Gewalt seine Kirche geführt hat. Gerade dadurch hat er sie entscheidend geprägt und verändert“, sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka, der den Gedenkgottesdienst gemeinsam mit dem steirischen Superintendenten Wolfgang Rehner gestaltete.

Knall habe seine Kirche hin zur weltweiten Ökumene geöffnet, betonte Chalupka. Sein Programm dabei: „Die weltweite Dimension erkennen, bescheiden bleiben, Augenmaß bewahren, aber für den Platz, auf den man gestellt ist, Verantwortung übernehmen.“ Die Verantwortung für die Ökumene habe Knall nicht nur in der internationalen Arbeit etwa im Weltkirchenrat ergriffen, sondern „in ganz besonderer Weise“ auch in Österreich. Gerade in der Partnerschaft mit dem steirischen römisch-katholischen Bischof Johann Weber sei sein ökumenisches Engagement deutlich geworden, das er dann als Bischof auf österreichischer Ebene intensiviert habe. Chalupka erinnerte an die beiden Besuche von Papst Johannes Paul II. in der Amtszeit Knalls. Dabei habe sich Knalls „große Offenheit in ökumenischen Fragen“ ebenso gezeigt wie seine „große Klarheit über die eigene evangelische Identität“. Selbstbewusst habe Knall Ökumene immer als Beziehung unter Gleichwertigen verstanden und dies auch eingefordert. Chalupka ging auch auf Knalls großes Engagement für die Kirchen in Mittel- und Südosteuropa ein. Mit „unermüdlichem“ Fleiß habe Knall seine Kirche „in der Welt, in Europa und im Raum der Ökumene vertreten, dabei aber den Alltag in den Pfarrgemeinden nie vergessen“.

„Sein Leben war Teil unserer Evangelischen Kirche“, sagte der steirische Superintendent Wolfgang Rehner in dem Gedenkgottesdienst. Rehner, der ebenso wie Knall aus Siebenbürgen stammt, zeichnete den Lebensweg Knalls nach, von der Kindheit in Kronstadt, der Flucht als 14jähriger nach Vorarlberg, dann die beruflichen Stationen als Pfarrer in Österreich, darauf als Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werkes in Kassel, später als Superintendent und schließlich als Bischof. Knall sei für ihn persönlich zu einem „Wegbereiter“ geworden, „in seiner bedachten, zielgerichteten, nüchternen Art, und doch so oft mit dem ihm eigenen herzlichen Lächeln im Gesicht“, erinnerte sich der Superintendent. Knall habe „aus der Kraft des Evangeliums“ gelebt, „froh und offen, gegründet, sicher und stark, verlässlich, weil auf den Wegen des Lebens vielfach geprüft“.

Synodenpräsident Krömer: Weite des Wortes Gottes weitergegeben

Als eine „große geistliche, von der lutherischen Theologie geprägte Persönlichkeit“ beschrieb Synodenpräsident Peter Krömer den verstorbenen Bischof. „Er wurde für mich zur bischöflichen Autorität“, erinnerte sich Krömer, der in seiner Funktion als Synodenpräsident eng mit Knall zusammengearbeitet hatte. In vielen Gesprächen sei es Knall dabei „nicht nur um das Problem selbst, sondern um den geistlichen Hintergrund“ gegangen. Auch Krömer hob die „Kraft des Evangeliums“ hervor, aus der Knall gelebt und die Kirche gestaltet habe. Dabei habe er deutlich gemacht, „dass das Wort Gottes nicht an den Grenzen der Evangelischen Kirche in Österreich endet“. Knall habe selbst etwas „von der Weite des Wortes Gottes erfahren dürfen und dies auch weitergegeben“.

Hermann Miklas: Hat viel verwirklicht ohne sich zu verbiegen

Der frühere steirische Superintendent Hermann Miklas, der Knall jahrzehntelang in verschiedenen Funktionen begleitete, meinte: „Sein Wort hatte stets Handschlagqualität.“ Mit weitem Horizont und starkem Durchsetzungsvermögen habe Dieter Knall „viel verwirklicht, ohne sich zu verbiegen, oder die evangelische Identität zu verleugnen“. Er habe dafür gesorgt, dass in der Ökumene ebenso wie etwa bei politischen Kontakten „Türen und Fenster weit geöffnet wurden“.

Das das internationale Wirken von Dieter Knall unterstrich Pal Lackner, der frühere Militärbischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn. Vor allem in seiner Zeit im Gustav-Adolf-Werk aber auch in seiner internationalen Arbeit danach habe Dieter Knall „große Schritte“ gesetzt und besonders die Kirchen in der Diaspora gestärkt.

Zur Person

Dieter Knall wurde am 24. August 1930 im siebenbürgischen Kronstadt geboren und musste 1944 mit seiner Familie zwangsweise in den Bregenzerwald übersiedeln. Auf das Studium der Theologie in Wien und Heidelberg folgte das Vikariat im weststeirischen Stainz, wo er von 1957 bis 1963 auch Pfarrer war. Nach einer weiteren Pfarrstelle in Bruck an der Mur übernahm Knall 1969 als Generalsekretär die Leitung des Gustav-Adolf-Werks in Leipzig. 1976 kehrte er in die Steiermark zurück, wo er bis 1983 als Superintendent wirkte, Ehe ihn die Synode A.B. zum Nachfolger von Oskar Sakrausky als gesamtösterreichischen Bischof wählte. Nach seiner Pensionierung lebte Knall wieder in Graz. 2008 erschien im Evangelischen Presseverband seine Autobiographie unter dem Titel „Erinnerungen“.