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Die Evangelische Kirche müsse sich bei Klimaschutz und Schöpfungsverantwortung klar profilieren, sagt Bischof Michael Bünker im Abschiedsinterview. Foto: epd/Uschmann
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Eine Vorreiterrolle der Kirchen im Kampf gegen die globale Erwärmung fordert der scheidende evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker ein. Im Abschiedsinterview mit der evangelischen Zeitung SAAT (August-Ausgabe) sagt Bünker: „Der Klimawandel betrifft uns alle in gleicher Weise. Die Bewahrung der Schöpfung ist uns allen ein Anliegen, und die christlichen Gemeinden und die evangelischen Gemeinden müssen hier glaubwürdig selber Schritte setzen, ein Stück weit vorangehen.“ Hier brauche es eine starke Profilierung der Evangelischen Kirche, wie es sie zum Beispiel in der Frage von Asyl und Flucht bereits gebe.

Kirchen und Glaube können gelassener machen

Mehr Gelassenheit wünscht sich Bünker in einer Zeit der um sich greifenden Beschleunigung – dazu könnten der Glaube und Kirchen einen Weg aufzeigen. Digitale Kommunikationswege führten zu einem Anspruch der permanenten Verfügbarkeit, das habe weitreichende Konsequenzen auf berufliches und Privatleben, viele kämen dabei unter die Räder. „Ich denke, Kirchen oder der Glaube können und auch ein Stück weit gelassener machen. Der Glaube an ein ewiges Leben kann diese kurze Zeitspanne, die ich als Mensch hier zur Verfügung habe, auch ein Stück weit relativieren.“

Als Höhepunkte seiner fast zwölfjährigen Amtszeit nennt Bünker im Gespräch mit der SAAT den „europäischen Blick“, den er als Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) gewonnen habe, die Erfahrung ehrenamtlichen Engagements in den österreichischen evangelischen Gemeinden und das Reformationsjubiläum 2017. Zugleich registriert er den anhaltenden Rückgang der Mitgliederzahlen in der Kirche mit Besorgnis: „Dass es nicht gelungen ist, die Menschen davon zu überzeugen, dass Mitglied einer Kirche oder einer Religionsgemeinschaft zu sein wichtig für das Zusammenleben in einer Gesellschaft, und Mitglied in einer Evangelischen Kirche zu sein besonders wünschenswert ist, das muss ich mit Bedauern zur Kenntnis nehmen.“ Als größten persönlichen Fehler stuft er seine erste, verhalten positive, Reaktion auf die aktuelle Karfreitagsregelung ein, die ihm viel Kritik eingebracht hatte: „Ich war froh, dass der halbe Feiertag, so wie er geplant war von der Regierung, weg ist, und habe die Dynamik, die da dahintersteht, wohl nicht ganz richtig eingeschätzt.“

„Die Zukunft ist das, was auf uns zukommt“

Seiner persönlichen Zukunft sieht Bünker entspannt entgegen, „weil ich mich selbst getragen weiß, gewollt und begleitet“ – daher freue er sich auf das, was ihm bevorstehe. „Die Zukunft ist das, was auf uns zukommt, nie das, was ich von heute auf morgen hochrechne, und ich bin sicher, dass auf mich noch die eine oder andere Tätigkeit zukommen wird.“

Michael Bünker ist seit 2008 Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, von 2007 bis 2018 war er zudem Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Davor war er Oberkirchenrat, Direktor der Evangelischen Religionspädagogischen Akademie und Pfarrer in Wien-Floridsdorf. Ende August tritt Bünker in den Ruhestand. Ihm folgt am 1. September Michael Chalupka im Bischofsamt nach. Der frühere Diakonie-Direktor wurde am 4. Mai von der Synode zum neuen Bischof gewählt.