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Welt-Chefredakteur Johann Michael Möller meint: „Jana Highholder sagt, was in unseren heutigen Ohren unbequem klingt.“
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Die christliche Poetry-Slammerin Jana Highholder soll mit ihrem YouTube-Kanal junge Menschen für Gott und die Evangelische Kirche begeistern, berichtet das Christliche Medienmagazin pro. Zum Weltfrauentag erklärte Highholder, dass Frauen sich den Männern unterordnen sollen. Ihre Konservative Einstellung hat eine Debatte ausgelöst, ob sie die richtige Botschafterin ist, um die YouTube-Generation für die Kirche zu interessieren.

Seit März 2018 betreibt die Medizinstudentin den Video-Podcast. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat die bekennende Christin als sogenannte Influencerin mit eigenem YouTube-Kanal engagiert. Die Agentur Mediakraft betreibt den Kanal „Jana glaubt“ in Kooperation mit dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej).

Gegenüber pro erklärte Jana, dass der Kanal für sie „keine Missionsarbeit“ ist. „Wir wollen in dem Kanal zunächst mal Berührungspunkte schaffen, ins Gespräch kommen. Das ist eine Plattform, die anbietet, auch mal über Glauben zu sprechen, und zwar aus einer christlichen Perspektive.“

Frauen sollten sich den Männern unterordnen

Anlass der aktuellen Debatte ist ein Video vom 08. März zum Weltfrauentag. Jana Highholder diskutiert darin mit Pfarrerin und Christ-und-Welt-Kolumnistin Hanna Jacobs über die Rolle der Frau. Die junge Christin Jana zitiert Paulus: Frauen sollten sich den Männern unterordnen. Jana betont, dass man diesen Satz nicht mit dem Gedanken, dass Macht immer automatisch missbraucht werde, verstehen sollte, denn Gott hätte nicht vorgesehen, dass Männer über Frauen herrschen, sie unterdrücken oder missbrauchen. Sondern Jesus wollte, dass Männer ihre Frauen lieben wie er die Gemeinde.

Die YouTuberin erklärt, dass sie sich gerne einem Mann unterstellen würde, der sie so sehr Liebe. Sie wünsche sich einen Partner, der gemeinsame Entscheidungen, die auf Augenhöhe innerhalb der Ehe getroffen wurden, nach außen vertrete und sie näher an Jesu Kreuz führe. „Ein Mann ist für mich das Oberhaupt der Familie“, sagt sie weiter.

Kritik: „Abschreckendes Frauenbild“

DIE ZEIT-Beilage Christ und Welt macht Highholder zum Thema und fragt in der aktuellen Ausgabe: „Ist es klug, dass ausgerechnet jemand ohne theologische Grundausbildung in offizieller EKD-Mission unterwegs ist?“ Und: „Ist Jana mit ihrem konservativen Glauben überhaupt die richtige Botschafterin, um die YouTube-Generation für die Kirche zu interessieren?“ Über Highholder ist bekannt, dass sie früher eine Freie evangelische Gemeinde besucht hat.

Auch Pfarrerin Hanna Jacobs kritisiert Highholder, sie nennt Jana eine „trojanische Influencerin“, die im Namen der Evangelischen Kirche „biblizistische und Evangelikale Positionen“ vertrete und laut ihr „weit weg“ sei vom „evangelischen Mainstream“. Es beruhige sie fast, dass Highholders Klickzahlen verhältnismäßig niedrig seien. Das umstrittene Video hat Stand 29. März knapp über 10.000 Aufrufe. Jacobs selbst erklärte in dem Video, dass sie froh sei, nicht mehr als Eigentum eines Mannes zu gelten, wie es zu Zeiten Jesu üblich war. „Zum Glück hat sich das sehr stark verändert, es gibt eine viel größere Offenheit“, meint die Pfarrerin.

Die stellvertretende Redaktionsleiterin von Christ und Welt, Merle Schmalenbach meint, dass eine moderne Kirche sich nicht mit antiquierten Frauenbildern inszenieren sollte. Die Journalistin schreibt: „Wer als junger Mensch die Unterordnung der Frau gutheißt, befindet sich in der Minderheit – in einem Paralleluniversum“. Die Kirche wolle modern und cool sein, schaffe dies aber nicht, „wenn ihr Aushängeschild ein abschreckendes Frauenbild verbreitet“.

Problem der kirchlichen Kommunikation

Es gibt allerdings auch positive Stimmen: Der ehemalige Welt-Chefredakteur Johann Michael Möller meint: „Jana Highholder sagt, was in unseren heutigen Ohren unbequem klingt.“ Möller beeindrucke ihre konservativ wirkende und zugleich „geistesgegenwärtige Haltung“: „Für mich verkörpert diese Frau eine Generation, die Fragen stellt, aber von den Amtskirchen keine Antworten mehr bekommt.“

Der Christ-und-Welt-Kolumnist Erik Flügge gibt zu, dass die Sendung einen Nerv treffe. Ein Grundproblem der kirchlichen Kommunikation sei es, dass „alles, was persönlich nicht gefällt“, theologisch angegriffen werde und als „zu flach“, „zu konservativ“, “zu liberal“ oder „zu undifferenziert“ abgetan werde.

MÜSSEN SICH FRAUEN UNTERORDNEN? DISKUSSION MIT PFARRERIN HANNA | WIR ZUM WELTFRAUENTAG | #32