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"Ich hoffe, dass mit dem Beschluss der Synode vom 9. März ein Weg gefunden wurde, auf dem möglichst viele mitkönnen."
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Auf Anfrage von GLAUBE.at äußert sich jetzt der Bischof der Evangelischen Kirche über die Entscheidung der Synode vom 09. März 2019, homosexuelle Paare zu segnen, und deren mögliche Konsequenzen. Das Thema ist, wie bereits berichtet, heftig diskutiert worden und Gerüchte über eine Spaltung der Kirche stehen im Raum.

Auf die Fragen, ob der Bischof eine Gefahr für eine Spaltung sieht, ob es Mitglieder gibt, die angekündigt haben aus der Evangelischen Kirche auszutreten und was er jenen knapp 29 Prozent sagt, die gegen Dank- und Segnungsgottesdienste für homosexuelle Paare sind, antwortet Bischof Bünker:

„Der Gegensatz in der Frage der öffentlichen Segnung homosexueller Ehepaare ist in der Evangelischen Kirche in Österreich eine Tatsache. Dies gilt wohl für alle Evangelische Kirchen in Europa und auch darüber hinaus. Wie mit diesem Gegensatz umgegangen werden kann, stellt alle Verantwortlichen vor eine große Herausforderung.

Ich hoffe, dass mit dem Beschluss der Synode vom 9. März ein Weg gefunden wurde, auf dem möglichst viele mitkönnen. In der Tat gibt es einzelne Mitglieder, die mir aufgrund dieser Synodenentscheidung ihren Entschluss mitteilen, aus der Evangelischen Kirche austreten zu wollen. Bis zum heutigen Tag bleibt dies allerdings im einstelligen Bereich.

Es sind nicht 29% der Kirchenmitglieder, die sich gegen Dank- und Segnungsgottesdienste für homosexuelle Ehepaare ausgesprochen haben, sondern Gemeinden, die durch ihre Vertretungsorgane entsprechende Beschlüsse gefasst haben. Welche Meinung die knapp 300.000 Mitglieder der Evangelischen Kirche dazu haben, haben wir nicht empirisch gesichert erhoben. Die Entscheidung der Synode sieht auf jeden Fall einen deutlichen und wirksamen Schutz der divergierenden Meinung vor. So soll die öffentliche Segnung homosexueller Ehepaare nur in den Gemeinden durchgeführt werden, die sich bewusst dafür entscheiden und kein Pfarrer/Pfarrerin oder Lektor/Lektorin gezwungen werden, eine solche Segnung durchzuführen. Damit – so meine ich – ist eine sehr deutliche Respektierung derjenigen gewährleistet, die sich gegen eine solche Segnung ausgesprochen haben.“

Presbyter Aigner

Das folgende Kommentar von Presbyter Bernhard Aigner gegenüber GLAUBE.at zeigt, dass das Thema in der Tat sehr unterschiedlich betrachtet wird. Aigner ist langjähriges Mitglied der Evangelischen Kirche Marchtrenk, Oberösterreich, und arbeitet ehrenamtlich mit.

„Im Gegensatz zu Bischof Bünker bin ich ob der Synodenentscheidung zum Thema ‚Trauung für alle‘ nicht stolz auf unsere Kirche: Einerseits wegen der Art des Entscheidungsprozesses, der in einer Überrumpelungstaktik eine Diskussion außerhalb der Synode zuerst gar nicht zulassen wollte und dann, durch die nur kurze Nachfrist, eine ordentliche Auseindersetzung mit und Entscheidungsfindung zu diesem Thema für die Gemeinden sehr erschwerte.

Andererseits wegen des Inhaltes, der mit meinem Schriftverständnis nicht vereinbar ist: Die Ehe ist in der Bibel unmissverständlich eine lebenslange und von Gott gesegnete Verbindung von Mann und Frau - und nicht von Mann und Mann oder Frau und Frau (was zwar jetzt - für mich bloße Wortspielerei - nur als ‚eheanalog‘ bezeichnet wird). Die Kirche stellt sich damit nicht mehr unter, sondern über das Wort Gottes – und hat damit, aus meiner Sicht, einen großen Schritt auf das eigene Ende hin gemacht."