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Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche Österreich (EMK) Stefan Schröckenfuchs war einer der 864 Delegierten in St. Louis.
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Die Generalkonferenz der Methodisten in St. Louis, USA, die vom 23. bis 26. Februar tagte, hat entschieden: Es bleibt bei der bisherigen Lehre und damit bei der Ablehnung der sogenannten "Homo-Ehe". 53 Prozent stimmten mit einem „Ja“ für die klassische Ehe, 47 Prozent wollten den „One Church Plan“, zu Deutsch Eine-Kirche-Plan, bei dem LGBTQ-Personen verheiratet und ordiniert werden hätten dürfen, berichtet kathpress.

Homosexualität im Widerspruch mit christlicher Lehre

In dem von der Mehrheit beschlossenen sogenannten Traditionellen Plan (Englisch: Traditional Plan) heißt es, "praktizierte Homosexualität steht nicht in Übereinstimmung mit der christlichen Lehre". Der Konferenzdelegierte Antoine Umba Ilunga aus dem Kongo sagt, er sei für den Traditionellen Plan, weil "die Bibel sagt, ein Mann müsse eine Frau heiraten".

Außerdem bestätigte die Kirchenführung das Verbot der "Homo-Ehe" sowie strikte Auflagen für Geistliche. Die Methodistenführer hatten zudem zwei weitere Entwürfe zur Auswahl: einen, der die Bewahrung der Einheit der Kirche zum Ziel hatte ("One Church Plan") und einen, bei dem sich unter einem gemeinsamen Dach verschiedene Verbünde bilden sollten, die sich an theologischen Grundsatzentscheidungen orientieren ("Connectional Conference Plan"). Beide erhielten keine notwendige Mehrheit.

Einheit der Kirche gefährdet

Der weltweit 12,6 Millionen Mitglieder zählenden Vereinigten Methodistenkirche droht über den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Ehen und LGBTQ-Geistlichen die Spaltung. Nach der knappen Abstimmung der Generalkonferenz, erklärten mehrere Pastoren und Bischöfe der Minderheit, es sei der Punkt erreicht, über neue Wege nachzudenken.

Der US-amerikanische Pastor Tom Berlin aus Virginia warnt davor, dass viele Pastoren in den USA die Kirche wegen des Traditionellen Plans verlassen würden. Der Plan sei laut ihm ein "Virus, der die amerikanische Kirche sehr krank machen" werde.

Schröckenfuchs ist enttäuscht

Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche Österreich (EmK) Stefan Schröckenfuchs war einer der 864 Delegierten in St. Louis. Die EmK zählt 1.500 Mitglieder in Österreich. Im Interview mit der EmK am 04. März zeigt sich Schröckenfuchs über den Ausgang der Abstimmung enttäuscht: „Dass Methodistinnen und Methodisten weltweit in Fragen der Bewertung gleichgeschlechtlicher Liebe zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ist wenig überraschend. Ich hätte dennoch darauf gehofft, dass wir Wege finden, mit dieser Vielfalt umzugehen.“ Gerade das sei laut ihm durch die vorgenommenen Verschärfungen aber nicht nur "nicht gelungen", sondern im Gegenteil erschwert worden.

Nun gelte es zunächst, die Prüfung durch den Rechtshof abzuwarten. In Österreich sei überhaupt erst das Jahr 2021 entscheidend. Dann wird die Zentralkonferenz tagen, die eine deutsche Übersetzung der Kirchenordnung beschließt und in Kraft setzt. In manchen Bereichen könnte es noch zu Änderungen gegenüber der englischsprachigen Fassung kommen.

Schröckenfuchs wünscht sich eine Kirche, in der ganz verschiedene Menschen Platz haben. Man solle in einer Haltung der Offenheit und des Vertrauens und im Gespräch Entscheidungen treffen. „Und meine Vision von Kirche ist, dass in ihr die Liebe Christi regiert, und wir nicht mit dem Buchstaben des Gesetzes über einander zu herrschen versuchen.“

Die Evangelische Kirche AB wird in einer Synode am kommenden Samstag den 09. März über den Umgang mit Homosexualität entscheiden.