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Thomas Hennefeld und Gisela Ebmer gestalteten den Gottesdienst zur Eröffnung der Synoden.
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Mit einem Festgottesdienst in der Wiener reformierten Zwinglikirche wurden die evangelischen Synoden am Mittwochabend, 5. Dezember, feierlich eröffnet. Bis Samstag kommen die „Kirchenparlamente“ der Evangelischen Kirchen A.B. und H.B. sowie die gemeinsame Generalsynode zusammen. Am Programm stehen wichtige personelle Entscheidungen aber auch eine Diskussion über die “Ehe für alle“.

„Gegensätze gibt es in der Kirche offenkundig von Anfang an“, sagte der lutherische Bischof Michael Bünker in seiner Predigt zum Eröffnungsgottesdienst. Dies sei „keine moderne Erscheinung, kein Ergebnis einer Verfallsgeschichte, sondern ein Geburtsmerkmal. Daher sollen wir heute unter uns bestehende Unterschiede und Gegensätze nicht bedauern, nicht moralisch beklagen und nicht als endzeitliche Zeichen deuten, sondern im Gegenteil dankbar dafür sein. Denn so erkennen wir: Wir sind den Ursprüngen treu.“

Die Kirche, so Bünker, sei nicht hierarchisch, Gemeinden immer Orte der Inklusion, sofern sie Gemeinden Jesu Christi sein sollen: „In einer Synode kommt diese gemeinsame, diese partizipative, demokratisch gestaltete Verantwortung zum Ausdruck.“ Kirche sei immer eine „Gemeinschaft der Verschiedenen“, aber auch eine Gemeinschaft der Glaubenden. Dieser Glauben sei zwar sehr persönlich, aber „als Vorschein der neuen Schöpfung mitten in der Welt“ immer auch politisch.

Der Bischof ging auch auf den Vorwurf ein, „die Kirche kümmere sich zu sehr um sich selbst, um ihren eigenen Zustand, um ihre eigene Zukunft, um ihr Ansehen, ihren Ruf, ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, ihre Anerkennung von anderen, um die Meinungen und Einstellungen ihrer Mitglieder“. All diese Themen seien wichtig, könnten jedoch nicht der „Sinn des Ganzen“ sein: „Das Ziel ist der heilige Tempel. Sein Bau wächst.“ Alle in der Kirche Beteiligten würden an diesem Tempel mitwirken, „der eine auf seine Weise, mit seinen Gaben und seinen Beschränkungen, die andere auf die ihre, mit ihren Talenten und in ihren Grenzen“.

Bünker erinnerte an wichtige gesellschaftliche Themen, derer sich die Kirche anzunehmen hätte; konkret nannte er Asylwerbende, von Armut bedrohte Familien oder Alleinerziehende, Alte, Menschen mit Behinderung, oder den Klimawandel: „Mitten unter diesen Bedingungen, mitten in diesen Zuständen und Verhältnisse, vor diesen Herausforderungen wächst der heilige Tempel durch die, die fern waren und die, die nahe waren, durch alle beide.“

Liturgisch gestalteten den Gottesdienst der reformierte Landessuperintendent und Pfarrer der Zwinglikirche, Thomas Hennefeld gemeinsam mit der früheren Fachinspektorin und Vikarin der Zwinglikirche Gisela Ebmer. Hennefeld betonte, der Synodengottesdienst an diesem Ort bilde auch einen „besonderen Auftakt zum Zwinglijahr“. 2019 erinnert die reformierte Kirche an Ulrich Zwingli, der vor 500 Jahren mit der Übernahme des Pfarramts am Zürcher Großmünster symbolisch die Reformation in der Schweiz eingeläutet hatte. Für die musikalischen Beiträge sorgten im Gottesdienst die Sopranistin Ingrid Haselberger und Landeskantor Matthias Krampe an der Orgel.