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Viele kleine Ortsgemeinden leiden unter der Verringerung der Pfarrstellen.
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Scharfe Kritik an der Verringerung von Pfarrstellen in Ortsgemeinden hat der Vorsitzende des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Andreas Kahnt (Westerstede) geübt. „Hier betreiben manche Kirchen Raubbau“, schreibt der Theologe in einem Beitrag für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Sie fragte in einem Pro und Kontra, ob die Kirche ihre Ortsgemeinden vernachlässigt. Hintergrund für den Pfarrstellenabbau sind laut Kahnt „vor allem finanzielle Erwägungen trotz positiver Einnahmesituation“. Der Abbau geschehe überall, treffe aber besonders den ländlichen Raum. Die Folgen seien bereits sichtbar: „Fusionen, Gemeindeverbände oder Kooperationsregionen entfremden Ehrenamtliche ihrer Kirche.“ Der Pfarrdienst werde ausgedünnt, und Gemeindemitglieder würden weniger erreicht. Kahnt: „Ortsgemeinden bis zu einer gewissen Größe können ehrenamtlich geleitet werden, Großgemeinden nur durch Hauptamtliche, zumeist Pfarrpersonen, die dann für den Pfarrdienst fehlen. In diesem Sinn kann von einer Vernachlässigung gesprochen werden.“ Kahnt fordert stattdessen, die Ortsgemeinden zu stärken. Dazu solle man Verwaltung verschlanken, den Pfarrdienst von Verzichtbarem entlasten, Pfarrpersonen in den vorfindlichen Regionen selbst Maßnahmen entwickeln lassen, die den Pfarrdienst möglich und mit Freude lebbar machen“.

Rheinischer Vizepräses: Ortsgemeinden werden nicht vernachlässigt

Der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius (Düsseldorf), widerspricht der Ansicht, dass die Kirche die Ortsgemeinden vernachlässigt. Die Zahl der Sonderpfarrämter wachse nicht. Die Relation von Gemeinde- und Funktionspfarrstellen (etwa zwei Drittel zu einem Drittel) solle sich nicht verändern. Prognosen könnten aber Fehler beinhalten. Deshalb spreche die Personalabteilung einmal im Jahr mit jedem Kirchenkreis über die Entwicklung der Pfarrstellensituation in Gemeinden und funktionalen Diensten. Man suche dabei „nach den aktuell besten Lösungen für eine möglichst starke Kirche“.