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Der Historiker und Schriftsteller Klaus-Rüdiger Mai.
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Die Notwendigkeit einer neuen Reformation „wird von Tag zu Tag unabweisbarer“. Davon ist der Historiker und Schriftsteller Klaus-Rüdiger Mai (Zossen) überzeugt. Er äußert sich in einem Beitrag für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) zum bevorstehenden Reformationstag. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483–1546) seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen und damit die Reformation ausgelöst. Mai schreibt rückblickend auf das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017: „Dort, wo glaubensferne Großveranstaltungen oder die Weltausstellung rot-GRÜNE Gesellschaftspolitik, Genderismus und Esoterik in den Mittelpunkt stellten, misslang das Jubiläum. Wo Glauben und Geschichte konkret und erlebbar wurden, leistete das Jubiläum Hervorragendes.“ Allerdings habe das auf der Agenda der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eher weiter unten als ganz oben gestanden. Die Vergewisserung im Glauben und die Überwindung der Kirchenkrise hätten laut Mai von der Reformationsdekade starke Impulse erhalten, „wenn man sich konsequent von dem Grundsatz hätte leiten lassen, dass der Grund der Kirche im Glauben besteht“. Es werde also Zeit, dass die Kirche sich wieder auf den Glauben und ihre sechs Hauptaufgaben konzentriere: Gottesdienst, Seelsorge, Bibellesung, Diakonie, Bildung, Mission. Doch nach den Erfahrungen der Reformationsdekade sei das vom Apparat der EKD, der lieber Sonderpfarrstellen schaffe und „parteiische Propagandabereiche“ finanziere, nicht zu erwarten – auch nicht, dass die Ortsgemeinden gestärkt und der Beruf des Pfarrers aufgewertet werde.

Gelingt eine Erneuerung nur über eine „arme“ Kirche?

Mai zufolge scheint eine Lehre des Reformationsjubiläums darin zu bestehen, dass dem Kirchenapparat zu viel Geld zur Verfügung stehe: „Vielleicht gelingt die Erneuerung der Kirche im Glauben nur noch über eine ‚arme‘ Kirche, die sich am Glauben als Gnade und an Christus allein orientiert.“ Das Reformationsjubiläum sei beendet, die Notwendigkeit einer neuen Reformation bleibe. Mai ist Autor der Streitschrift „Geht der Kirche der Glaube aus?“ (Evangelische Verlagsanstalt Leipzig).