page-header
Der bisherige Gefangenenseelsorger Matthias Geist folgt als Superintendent auf Hansjörg Lein.
Anzeige

Matthias Geist ist der neue Superintendent der evangelisch-lutherischen Diözese Wien. Die Delegierten aus den Wiener evangelischen Pfarrgemeinden wählten den bisherigen Gefangenenseelsorger am Samstag, 9. Juni, im 5. Wahlgang mit der nötigen Zweidrittelmehrheit. Mit Hans-Jürgen Deml, Marianne Fliegenschnee, Verena Groh und Daniela Schwimbersky hatten sich noch vier weitere KandidatInnen der Wahl gestellt. Ab dem ersten Wahlgang lagen Geist und Schwimbersky deutlich vorne. Nach dem 4. Wahlgang – Geist fehlte zu diesem Zeitpunkt mit 53 von 81 Stimmen eine Stimme auf die Zweidrittelmehrheit, hatte die Ottakringer Pfarrerin ihre Kandidatur zurückgezogen. Geist erhielt dann im folgenden 5. Wahlgang 75 von 81 Stimmen.
Sein Amt wird der neue Superintendent am 1. Dezember antreten. Die feierliche Amtseinführung ist für 27. Jänner 2019 geplant.

Notwendig geworden war die Wahl, da der bisherige Superintendent Hansjörg Lein Ende November nach vierzehnjähriger Amtszeit in den Ruhestand tritt. Das Amt des Superintendenten entspricht dem des Diözesanbischofs in der Römisch-katholischen Kirche.

Vor den Delegierten sprach sich Matthias Geist dafür aus, als Evangelische Kirche „lebendig, ehrlich, zeitgemäß und lebensnah“ auf Menschen zuzugehen. Regionale und inhaltliche Zusammenarbeit in den Bereichen Diakonie, Bildung, Seelsorge und Glauben sei „wichtiger denn je“. Ein Anliegen ist Geist auch das Gespräch mit religionskritischen Menschen. „Ich bin ein Mensch mit klaren Standpunkten, der fähig ist Brücken zu bauen“, so der neu gewählte Superintendent. Als „begeisterter Läufer“, der zahlreiche Marathons hinter sich hat, bringe er auch „Atem für anstrengende Phasen“ mit.

Matthias Geist werde die „herausfordernde Aufgabe der geistlichen Leitung und des Managements der Wiener Superintendenz sehr gut meistern“, ist der noch amtierende Superintendent Hansjörg Lein überzeugt. „Teamarbeit mit ´Geist´und Herz, mit Weisheit, Ruhe und Ausdauer werden bestens gelingen“, so der Superintendent.

„Ich bin dankbar und freue mich, dass es gelungen ist, einen auf breite Zustimmung stoßenden Nachfolger zu finden“, sagte Superintendentialkuratorin Inge Troch. Sie bildet das weltliche Pendant zum Superintendenten und leitete die Wahl. Matthias Geist besitze die Fähigkeit für den Zusammenhalt zu sorgen und die künftigen Herausforderungen zu bewältigen. Dass fünf Personen für dieses herausfordernde Amt kandidierten, sei ein „Zeichen gut funktionierender demokratischer Strukturen“.

Froh, dass sich fünf hochqualifizierte Personen, drei Kandidatinnen und zwei Kandidaten, der Wahl gestellt hatten, zeigte sich Bischof Michael Bünker. Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, so der Bischof, aber „wir sind froh, dass wir wählen können“. Die Delegierten fällten ihre Entscheidung nach ihrem Gewissen „in Freiheit und Verantwortung“.

Matthias Geist wurde am 4. September 1969 in Salzburg geboren. Er studierte Mathematik und evangelische Theologie in Wien, war dort auch als Assistent am Institut für Systematische Theologie tätig. Sein Vikariat absolvierte Geist ab 1997 in Wien-Landstraße, im Jahr 2000 wurde er zum Pfarrer ordiniert. Seit 2001 ist Geist Gefängnisseelsorger in den vier Justizanstalten und zwei Polizeianhaltezentren Wiens.

Zu den Aufgaben des neuen Superintendenten gehört die geistliche Führung der Diözese. Er hat die Aufsicht über die kirchlichen Ordnungen und die schriftgemäße Verkündigung. Zu den bischöflichen Rechten gehören die Ordination von PfarrerInnen und die Visitation von Pfarrgemeinden. Vorgeschlagen wurden die KandidatInnen von den Wiener evangelischen Pfarrgemeinden. SuperintendentInnen werden in der Evangelischen Kirche A.B. von der Superintendentialversammlung, in der Delegierte aller Pfarrgemeinden der Diözese vertreten sind, für die Dauer von 12 Jahren mit einer Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen gewählt.

Die Evangelische Diözese in Wien besteht in ihrer heutigen Form seit 1946 und hat rund 48.500 Mitglieder in 21 Gemeinden. Sie ist damit nach Oberösterreich die an Mitgliedern zweitgrößte evangelisch-lutherische Diözese in Österreich.