page-header
Die Evangelische Kirche im Rheinland verabschiedete mit großer Mehrheit eine Erklärung mit dem Titel „Für die Begegnung mit Muslimen. Theologische Positionsbestimmung“.
Anzeige

Die Evangelische Kirche im Rheinland will Muslime nicht mehr zum christlichen Glauben bekehren. Das hat die Landessynode beschlossen, die vom 7. bis 12. Januar in Bad Neuenahr tagte. Sie verabschiedete mit großer Mehrheit eine Erklärung mit dem Titel „Für die Begegnung mit Muslimen. Theologische Positionsbestimmung“. In dem Papier heißt es unter anderem, die Kirche nehme „den Glauben muslimischer Menschen als Bindung an den einen Gott wahr“. Sie verfolge nicht das Ziel, Muslime zur Konversion (Religionswechsel) zu bewegen. Gegen die Erklärung stimmten sieben der 210 Synodalen. Sieben weitere enthielten sich der Stimme.

Wetzlarer Superintendent: Das Votum widerspricht dem Bekenntnis zum dreieinigen Gott

In der vorangegangenen Diskussion übten Synodale Kritik an dem Papier. So erklärte der Superintendent des Kirchenkreises Wetzlar, Jörg Süß, die „Positionsbestimmung“ widerspreche dem Bekenntnis der evangelischen Kirche zum dreieinigen Gott. Er offenbare sich „abschließend und ausschließlich“ in seinem Sohn Jesus Christus. Nach christlichem Verständnis gebe es keinen anderen Weg zum Heil als ihn. Wenn die Synode erkläre, dass Gott sich auch im Islam offenbaren könne, widerspreche sie den reformatorischen Grundsätzen „Solus Christus“ (Allein Christus) und „Sola scriptura“ (Allein die Schrift). Der Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, Jürgen Knabe (Gummersbach), forderte, Christen sollten auf das Wirken des Heiligen Geistes Vertrauen. Damit sei die Hoffnung verbunden, dass auch Muslime die Wahrheit des christlichen Glaubens erkennen könnten. Deshalb sei es „ehrlicher“, sich zu dem Ziel zu bekennen, dass sie die Religion wechselten. Der Synodale Wolfgang Harnisch (Bonn) kritisierte, das Positionspapier gehe von einem veralteten Missionsverständnis aus. In der kirchlichen Wirklichkeit seien Mission und Dialog seit Jahrzehnten keine Gegensätze mehr.

Superintendentin: Unterschiede zwischen Christentum und Islam werden nicht geleugnet

Die Superintendentin des Kirchenkreises Solingen, Ilka Werner, verteidigte die „Positionsbestimmung“. Wenn sie die Bindung von Muslimen „an den einen Gott“ anerkenne, respektiere sie damit deren Selbstverständnis. Die theologischen Unterschiede zwischen Christentum und Islam würden nicht geleugnet. So enthalte das Papier ein ausdrückliches Bekenntnis zu Jesus Christus als dem „gekreuzigten und auferstandenen Sohn Gottes“. Muslime sehen in Jesus nicht den Sohn Gottes, sondern einen Propheten. Nach islamischer Überlieferung wurde er nicht gekreuzigt.

EKD-Vertreterin: Verzicht auf Bekehrung von Muslimen ist ein wichtiges Signal

Die Vorsitzende der EKD-Fachgruppe „Christen und Muslime“, Pastorin Beate Sträter (Bonn), erklärte, der ausdrückliche Verzicht auf die Bekehrung von Muslimen sei ein wichtiges Signal an die in Deutschland lebenden Muslime. Sie lebten als Minderheit in einer christlich geprägten Gesellschaft. Deshalb fürchteten etwa muslimische Eltern, ihre Kinder sollten „ihnen entfremdet werden, wenn sie den Schulgottesdienst besuchen“.