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Coronavirus: Die Kirchen rufen zur erhöhter Vorsicht auf.
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Es wird „viele Menschen geben, die sich Sorgen machen, wenn sie am Abendmahl teilnehmen", sagte ein EKD-Sprecher am Mittwoch. Jede der 20 EKD-Landeskirchen werde sich verantwortungsvoll mit hygienischen Fragen rund um die Austeilung des Abendmahls beschäftigen, um eine mögliche Ansteckungsgefahr gering zu halten, fügte er hinzu.

Die EKD weist auf die verschiedenen Möglichkeiten hin um das Abendmahl zu feiern: "Es ist möglich, bei der Austeilung des Abendmahls vorübergehend Einzelkelche zu verwenden. Da wir darauf Vertrauen, dass wir auch im Brot die ganze Fülle des Heils empfangen, kann in Zeiten großer Ansteckungsgefahr auch nur das Brot zu sich genommen werden."

Eine weitere Möglichkeit sei die sogenannte "Intinctio" sein, das Eintauchen der Abendmahls-Oblate in den Kelch, so der EKD-Sprecher. "Allerdings ist sorgfältig darauf zu achten, dass die Fingerspitzen nicht mit dem Wein beziehungsweise dem Traubensaft in Berührung kommen."

Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlicht Hinweise um Ansteckungen zu vermeiden

Die Grundregel zur Minderung der Erkrankungsgefahr lautet: Wer Symptome einer Erkrankung aufweist oder bei wem der Verdacht auf Erkrankung besteht, soll auf die Teilnahme an Gottesdiensten verzichten. Daraus folgt: Bei wem der Verdacht auf Erkrankung besteht, soll keinen liturgischen Dienst ausüben. Dies gilt besonders für die Leiter von Wort-Gottes-Feiern, die Messdiener und Kommunionhelfer. Priester sollen nicht der Gemeindemesse vorstehen. Ratsam ist vorübergehend auch eine Zurückhaltung bei der Nutzung des Weihwasserbeckens in den Kirchen.

Zusätzlich empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Bei Konzelebration soll in besonderer Weise darauf geachtet werden, dass man kein Ansteckungsrisiko eingeht.
  • Priester und Kommunionhelfer sollen vor ihrem Dienst die Hände waschen. Die Benutzung eines Desinfektionsmittels ist empfehlenswert.
  • Für den Empfang der Heiligen Eucharistie empfiehlt sich gegenwärtig die Handkommunion. Wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos verlangen Kelchkommunion und Mundkommunion besondere Vorsicht. Dasselbe gilt für den Körperkontakt (Händeschütteln, Umarmung) beim Friedenszeichen nach dem Friedensgruß des Priesters.

Im kirchlichen Bereich soll im Hinblick auf das neue Virus verantwortlich gehandelt, aber eine überzogene Ängstlichkeit vermieden werden. Alle Beteiligten stehen in der Pflicht, im Rahmen des jeweils Möglichen und Nötigen mitzuhelfen, die Gefahr einer Ansteckung zu verkleinern.

Wiener Stephansdom und Salzburger Dom verzichten auf Weihwasser

In Österreich haben der Wiener Stephansdom und der Salzburger Dom wegen des Corona-Virus ebenfalls Vorsichtsmaßnahmen veranlasst: Um die Übertragungsgefahr des Covid-19-Virus zu minimieren, wurde in das Weihwasser aus den Weihwasserbecken entfernt.

Es handle sich hierbei um ein " symbolisches Zeichen, da das Weihwasserbecken für viele Gläubige und Touristen die erste Kontaktstelle im Dom ist", und soll die Dombesucher beruhigen, erklärte Christian Herrlich, Kanzleileiter der Wiener Dompfarre. Als weitere Maßnahme wurden alle Priester und Kommunionspender aufgerufen, sich vor und nach der Messe die Hände zu desinfizieren.

Nationalkirche San Luigi dei Francesi in Rom wegen Coronavirus geschlossen

Die Corona-Epidemie in Italien führte aufgrund eines infizierten Priesters zur vorrübergehenden Schließung Kirche San Luigi dei Francesi. Der französische Priester wurde am Wochenende bei einem Besuch in der französischen Hauptstadt Paris positiv auf das Virus getestet. Das berühmte Gotteshaus wurde in Abstimmung mit der französischen Botschaft lediglich als Vorsichtsmaßnahme geschlossen bis der infizierte Geistliche zurückkehren kann. Einstweilen werde er in einem Pariser Krankenhaus behandelt. Er sei in einem stabilen Zustand.

Die französische Nationalkirche wurde zwischen 1518 und 1589, nahe der Piazza Navona errichtet und ist dem französischen König Ludwig IX. geweiht. Die im 16. Jahrhundert erbaute Kirche San Luigi Francesi im historischen Zentrum Roms ist vor allem wegen dreier Werke des Malers Caravaggio, die sich in einer Seitenkapelle befinden, berühmt geworden. Es handelt sich bei den Gemälden von Szenen aus dem Leben des Apostel Matthäus.

Kritik über übertriebene Vorsichtsmaßnahmen nehmen zu

Kritik zu den zahlreichen Vorsichtsmaßnahmen kommt unter anderem vom Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Prof. Andrea Riccardi. Er spricht sich gegen die gesetzten Maßnahmen der Kirchen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus aus.

In einem Kommentar für die italienische Tageszeitung „La Stampa“ sagt Riccardi: „Die Schließung von so vielen Kirchen in Norditalien, die Absage von Messfeiern, die Begräbnisse lediglich im kleinsten Familienkreis zu halten und andere Maßnahmen hinterlassen bei mir eine gewisse Bitterkeit. Ich bin zwar kein Spezialist für Epidemien, doch stehen wir wirklich vor so großen Risiken, dass wir auf unser gemeinsames religiöse Leben nun verzichten müssen? Vorsicht macht Sinn, doch vielleicht haben wir uns von der großen Protagonistin unserer Zeit – der 'Angst' – mitreißen lassen.“

Geschäfte, Supermärkte und Espressos blieben in Norditalien geschlossen, und auch die öffentlichen Verkehrsmittel werden nicht eingestellt und sie sei richtig, so Riccardi. Deshalb verstehe er nicht, dass Gotteshäuser dagegen wie Theater und Kinos behandelt werden und zur Schließung verpflichtet sind. Es sei zu hinterfragen, welche Gefahr die täglichen Messen darstellen, an denen lediglich wenige Personen teilnehmen. Es wären in Summe weniger Menschen „als in einem U-Bahn-Zug oder einem Supermarkt“. Nur in der Region Emilia-Romagna seien die Werktagsmessen noch möglich.

Riccardi empfindet die Vorgehensweise als „starkes Signal der Angst“. Niemand solle vergessen, dass die Gotteshäuser nicht nur risikobehaftete „Versammlungsorte“ seien, sondern zugleich auch Orte des Heiligen Geistes: „Es sind Orte der Hoffnung und des Trostes in schwierigen Zeiten. Diese Orte erinnern daran, dass man sich nicht allein retten kann“. Das gemeinsame Gebet in der Kirche stärkt zweifellos die Hoffnung und Solidarität, so Riccardi.

Margot Käßmann warnt in Bild am Sonntag vor Hysterie

In der heutigen Kolumne von Bild am Sonntag warnt die einstige Ratsvorsitzende der EKD, Margot Käßmann, vor Panikmache wegen des Coronavirus.

„Es geht nicht um die Pest.“ Mit diesen Worten warnt Margot Käßmann, vor Panikmache wegen des Coronavirus. In einem Kommentar der Sonntagsausgabe der Bild-Zeitung zeigt Käßmann auf, wie die Angst vor dem Corona-Virus das Lebensgefühl vieler Deutschen verändert habe. „Der Preis von Atemschutzmasken schnellt in die Höhe. Desinfektionsspray ist Verkaufsschlager in Apotheken! Offenbar beginnen Menschen mit Hamsterkäufen für den Fall einer Quarantänesituation. Erstaunlich, wie sich in wenigen Tagen das Lebensgefühl ändern kann“, so Käßmann in der Bild am Sonntag. „Eine weltweite Ausbreitung des Erregers ist Fakt, wir leben schließlich in einer globalisierten Welt. Aber Deutschland ist verglichen mit anderen Ländern der Welt gut vorbereitet. Es gibt ein Netzwerk von Kompetenzzentren und Spezialkliniken, Transparenz, ein Meldesystem, Pandemiepläne!“

Käßmann mahnt zur Ruhe und Vorsicht: „Diese Hysterie, die verbreitet wird, führt schon zu Angriffen auf Menschen, die vielleicht erkrankt sein könnten.“ Neben allgemeinen Hygieneregeln wie Händewaschen wünscht sich Käßmann „Gottvertrauen“. Schon in der Bibel steht im Jesaja 41: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir und weiche nicht, denn ich bin dein Gott.“