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Grabeskirche: Golgotha (Golgotha ist nur als eine kleine Felsnase sichtbar, die sich heute im Innern der Kirche befindet).
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Jüngste Untersuchungen in der Jerusalemer Grabeskirche haben überraschende Erkenntnisse zum Alter des Heiligen Grabes erbracht. Forscher datierten das Baumaterial auf das Jahr 345, wie die Zeitschrift "National Geographic" berichtet. Die bislang ältesten Funde in und um die Grabkapelle stammten aus der Kreuzfahrerzeit.

Während der im März abgeschlossenen umfassenden Restaurierung der Grabkapelle hatten Forscher der Technischen Universität Athen unter anderem erstmals seit mehr als 200 Jahren die Marmorplatte auf dem Grab Christi entfernt, unter der eine zweite, von manchen Experten ins 7. Jahrhundert datierte Platte zum Vorschein kam. Eine chemische Analyse des verbauten Mörtels ergab den Angaben zufolge die neue Datierung. Damit falle die Entstehungsphase des Originalbaus der heutigen Ädikula eindeutig in konstantinische Zeit.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen deuten laut dem Bericht darauf hin, dass es sich bei den Resten der Kalksteinhöhle in der Kirche um Reste des von den Römern nach historischen Quellen im Jahr 326 gefundenen Grabes handelt. Die erste Kirche an dieser Stelle wurde unter Kaiser Konstantin 335 geweiht. Das Grab habe - entgegen bisherigen Annahmen - die Zerstörung der Grabeskirche Kaiser Konstantins durch den Fatimiden-Sultan Al-Hakim im Jahr 1009 überdauert, so die Zeitschrift.

Der emeritierte britische Archäologe der Universität Oxford und Kenner der Grabeskirche, Martin Biddle, hatte den Fund einer verdeckten Marmorplatte als unerwartet bezeichnet. Im Gegensatz zu Interpretationen des Franziskaner-Archäologen Eugenio Alliata, der die Platte in die Kreuzfahrerzeit datierte, sprach sich Biddle für eine frühere Datierung aus. "In meiner Interpretation ist die Platte deswegen so stark beschädigt, weil es sich um die Platte aus der Zeit der Zerstörung unter Hakim handelt", so Biddle. Die jetzt von "National Geographic" veröffentlichten Untersuchungsergebnisse stützen Biddles These.

Kritik an der der Berichterstattung äußerte unterdessen die Chefredakteurin des franziskanischen "Terre Sainte Magazine", Marie-Armelle Beaulieu. Der Artikel enthalte "ein einziges interessantes Element", das einem interessierten Publikum jedoch bereits seit Frühjahr bekannt gewesen sei. Dies sei der unerwartete Fund der unteren Marmorabdeckung der Grablege, die nun durch den Mörtel in byzantinische Zeit datiert werden könne.