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Philipp Genetti im Gespräch mit dem Journalisten und Buchautor Johannes Gerloff.
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Herr Gerloff, viele der Prophezeiungen Jesu Christi haben sich bereits erfüllt, andere gehen wahrscheinlich gerade vor unseren Augen in Erfüllung. Als Kenner der Bibel, an welche der vielen Prophezeiungen denken Sie, wenn Sie auf Corona und die momentane Situation der Krise blicken?

Am unübersehbarsten ist zweifellos die Rückkehr des Volkes Israel in das Land Israel. Es ist interessant, dass sich die Vereinten Nationen seit Beginn ihres Bestehens mit keinem anderen Thema so sehr beschäftigt haben, wie mit der Beziehung des jüdischen Volkes zum Heiligen Land.

Die vielleicht wichtigste Warnung, die Jesus in seiner großen, göttlichen Liebe zu uns Menschen ausgesprochen hat, ist wahrscheinlich die, dass er jeden einzelnen von uns eindringlich davor warnt, die Zeit der Gnade nicht zu verpassen und zu verspielen. Nun ist es aber wahrscheinlich genau das, was viele in diesen letzten Jahrzehnten getan haben. Deshalb stellt sich die Frage, was steckt hinter diesem Begriff „Zeit der Gnade“ genau? Was sagt die Bibel dazu? Und vor allem, wann wird diese Zeit zu Ende gehen? Oder wird sie überhaupt je zu Ende gehen?

Die Bibel zeigt uns an vielen Stellen und in ganz unterschiedlichen Situationen, dass der Schöpfer eine Beziehung zu seinen Geschöpfen sucht. Dabei ist ihm wichtig, dass wir Menschen eine Entscheidungsfreiheit haben. Ich Glaube, dass das einer der wichtigsten Aspekte ist, wenn wir daran denken, dass wir „im Bilde Gottes geschaffen“ sind. Das schließt aber ein, dass wir "Nein" zu Gott sagen können.

In diesem großen Rahmen ist es nun zu sehen, dass Gott jedem Menschen, und auch den Völkern, eine Zeit und die Möglichkeit gibt, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Das biblische Wort „Gnade“ würde ich am liebsten übersetzen mit „liebevolle, loyale Zuwendung“. „Zeit der Gnade“ ist also eine Zeit, in der sich Gott uns zuwendet, und in der er erwartet, dass wir diese Zuwendung erwidern.

Wann so eine Zeit der offenen Tür zwischen Gott und einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen zu Ende geht, ist sehr unterschiedlich. Deshalb mahnt die Heilige Schrift eindringlich: „Heute, so ihr seine Stimme hört, verstockt euer Herz nicht!“

In diesem Zusammenhang ist die Warnung vor dem ewigen Tod wahrscheinlich die wichtigste und eindringlichste Warnung, die Gott jedem einzelnen von uns durch seinen Sohn Jesus Christus ausrichten lässt. Würden Sie dem zustimmen?

Wer das leugnet, leugnet die Botschaft der Bibel. Christen, die den Blick über diese Weltzeit hinaus verloren haben, die nicht auf die Auferstehung von den Toten hin Leben, sind die jämmerlichsten Geschöpfe, die es gibt – sage nicht ich, sondern der Apostel Paulus.

Jesus sagt, dass wir ihn als unseren Erlöser brauchen, wie nichts anderes, aber was meint er damit eigentlich ganz konkret?

Wir müssten uns jetzt konkrete Bibelstellen ansehen, um diese Frage beantworten zu können. Die Bibel macht zum Beispiel einen sehr feinen Unterschied zwischen „Erlöser“ und „Retter“. Jesus ist der „Erlöser“ seines Volkes Israel und der „Retter“ der Welt. Um Ihre Frage beantworten zu können, müsste ich also sehr differenziert fragen: Gehören Sie zum Volk Israel oder zum Rest der Welt?

Aber um das allgemein zu beantworten: Gott hört das Seufzen der Schöpfung. Er sehnt sich danach, dass unsere Welt, dass wir frei werden von der Diktatur der Sünde, der Streitereien, der Gewalt, der Schmerzen, der Krankheiten und des Todes. Der Schritt, den jeder Mensch ganz persönlich, in diesem Zusammenhang in die richtige Richtung gehen kann, ist ein "Ja" zu Jesus zu finden. Jeder von uns sollte ganz bewusst sein Leben Jesus anvertrauen, ihn zum Herrn des Lebens werden lassen.

Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh. 11,25). Wie müssen wir das verstehen?

So, wie es dasteht, ganz konkret. Eine Entscheidung für Jesus bedeutet eine Entscheidung für das Leben – und zwar für „das Leben“ im ganz umfassenden Sinn.

Wichtig ist dabei, dass wir das Kleingedruckte im Vertrag nicht übersehen. Da steht zum Beispiel auch noch: „Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer es aber verliert um meinetwillen, der wird es gewinnen.“ Die Perspektive über das Leben in dieser jetzigen Weltzeit hinaus ist also ganz wichtig – wie oben schon angesprochen wurde.

Es gibt mehrere zentrale Botschaften der Bibel. Was wären für Sie die zentralen Botschaften der Bibel?

Ich sehe zwei Botschaften, von denen uns die Bibel sagt, dass sie bis ans Ende der Welt verkündigt werden müssen: Das eine ist die Sache mit Jesus: Dass er gekommen ist, um Leute, die am Ziel vorbeischießen, zu solchen zu machen, die ins Schwarze treffen. Und das andere ist die Sache mit Israel: Dass derjenige, der Israel zerstreut hat, es auch wieder sammelt und sich um es kümmern wird, wie ein Hirte um seine Herde.

Wir feiern in diesem Jahr ein Ostern, wie wir es vielleicht noch nie gefeiert haben. Selbst die katholische Kirche hat alle Feierlichkeiten abgesagt. Das gab es – soviel ich weiß – noch nie. Was sollten oder müssten wir uns dabei denken?

Vielleicht gehört das ja zum Plan unseres Vaters im Himmel?! Ganz am Anfang der Kirchengeschichte hat er auch zugelassen, dass die Urgemeinde in Jerusalem in viele kleine Gruppen zerschlagen wurde. Das Resultat war, dass das Evangelium um die Welt lief und jeder Mensch heute eine Möglichkeit hat, in irgendeiner Form die Botschaft von Jesus zu hören. Vielleicht will Gott, dass wir uns darauf besinnen, dass der Kern einer jeden Gemeinde die Familie ist. Ich glaube, Gott will, dass die Familienväter das nicht an Priester, Pfarrer oder Pastoren delegieren, die Feste zu zelebrieren, sondern selbst Verantwortung übernehmen und „Priester“ ihrer Familien sind.

Jesus, der Heiland der Welt, ruft als unser Erlöser jedem von uns zu: "Komm zu mir! Lass dich erretten! Warte nicht bis zum Tag deines Todes." Hat dieser Ruf jetzt noch einmal einen anderen Klang für Sie als noch vor einem Jahr?

Nein, das ist der uralt-selbe Klang seit Jahrtausenden. Daran hat sich nichts geändert. Wenn wir offene Ohren und ein offenes Herz haben, ist diese Botschaft aber täglich immer wieder brandaktuell.

Europa erlebt derzeit ein schreckliches Erwachen. Jesus spricht auch von einem schrecklichen Erwachen. Er warnt uns davor, dass der Tag unseres Todes zu einem schrecklichen Erwachen führen wird, wenn wir an diesem Tag nicht Jesus als unseren Herrn und Heiland und als unseren Erlöser an unserer Seite haben. Wie ernst ist diese Warnung Jesu für Sie?

Ich würde das mal ganz gelassen sehen. Ob Europa „erwacht“ oder nur in seiner Bequemlichkeit kurz gestört wurde, muss DIE ZEIT zeigen. Die Bibel sagt uns allerdings voraus, dass Gott alles, was uns fest und zuverlässig und vertrauenswürdig und sicher erscheint, erschüttern wird. Wenn ich jetzt Politiker oder Wissenschaftler davon reden höre, dass bald alles wieder „unter Kontrolle“ sein werde, zittert in mir etwas und fragt: Was muss Gott sich noch einfallen lassen, um diesen Menschen ihre Selbstgefälligkeit und Selbstsicherheit zu rauben? Auf jeden Fall wird es, wenn die Bibel Recht hat, letztendlich darauf hinauslaufen, dass alle Menschen erkennen müssen, dass sie ohne eine Beziehung zum Vater im Himmel aufgeschmissen sind.

Viele Menschen können inzwischen aber schon allein mit dem Wort Erlöser überhaupt nichts mehr anfangen. Was steckt hinter dieser Entwicklung und vor allem, wie ist dieses schreckliche Erwachen in diesem Zusammenhang zu sehen?

Die Bibel sagt uns, dass die Menschen alles getan haben, um die Gegenwart des lebendigen Gottes gegen etwas auszutauschen, das sie kontrollieren, begreifen und erklären können. Gott ist per Definition nicht begreifbar. Wenn er begreifbar wäre, wäre er nicht mehr „Gott“. Was aber nicht von uns kontrollierbar ist, was mit unserem Verstand nicht fassbar ist, ist für den normalen Menschen nicht annehmbar. Das sieht im Einzelfall sehr unterschiedlich aus – aber das Gesamtphänomen lässt sich in etwa so zusammenfassen.

Wenn wir nun die Erschütterungen der Sicherheiten, die Menschen sich gebastelt haben, auf dem Hintergrund dessen sehen, was uns die Bibel offenbart, dann zielt alles darauf ab, was Gott mit dieser Welt tut, um die Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Es ist schon interessant, wenn ein Henryk Broder am 3. März 2020 in DER WELT schreibt, dass der Coronavirus für ihn ein Beweis ist, dass es Gott gibt. Broder meint, Gott habe Covid-19 als Strafe geschickt, weil die Menschen angefangen hätten, selbst Gott zu spielen, und kommt zu dem Schluss: „Gott hat Humor. Aber er lässt nicht mit sich spaßen.“

Danke für das Gespräch!

Das Interview mit Johannes Gerloff führte Philipp Genetti.

Johannes Gerloff, geb. 1963, verheiratet, fünf Kindern, Nachrichtenkorrespondent in Israel, Autor mehrerer Bücher zum Thema „Israel“, „Nahostkonflikt“ und „Palästinenser“. Gefragter Referent im deutschsprachigen Raum.