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Open Doors analysiert das Hilfswerk das historische Ereignis des Mauerfalls aus genau diesem Blickwinkel.
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Die Berliner Mauer trennte Ost und West ab dem 13. August 1961. Der Gründer von Open Doors, Bruder Andrew, gehörte zu den Ersten, die den Checkpoint Charlie passierten. Er erinnert sich noch gut an die Auswirkungen der Mauer: »Der Flüchtlingsstrom aus den kommunistischen Staaten wurde über Nacht gestoppt. Es gab keinen Ausweg mehr, niemand konnte entkommen. Das Ergebnis war eine Welle von Selbstmorden, die sogar Pastoren betraf. Sie hatten die Hoffnung verloren.«

Der Osten hatte ein System geschaffen, das auf einer rigiden Kontrolle basierte. Gerade auch die Kirche war isoliert und bedroht. Ein Weggefährte von Bruder Andrew, der Niederländer Johan Companjen, erinnert sich: »Damals haben die Kommunisten Christen überhaupt nicht toleriert. Diese fühlten sich völlig verlassen. Ein ungarischer Pastor sagte uns: ‘Niemand weiß, wo ich bin, nicht einmal meine Familie. Danke, dass ihr hergekommen seid.’ Dann konnte er nicht mehr aufhören zu weinen. Die Polizei hatte seine Kirche geschlossen und ihn unter Hausarrest gestellt.«

Die Wurzeln von Open Doors liegen darin, dass Bruder Andrew zur Stärkung der verfolgten Kirche beitragen wollte. Ab 1961 unternahm er zahlreiche Reisen in den Ostblock: er schmuggelte Bibeln durch Kontrollpunkte und betete, dass diese von den Wachen unbemerkt bleiben würden. So gelangten Hunderttausende Bibeln hinter den Eisernen Vorhang und konnten den Christen übergeben werden.

1989: Neues Leben für Christen im Osten

Matthias Scheiter war Christ in Ostdeutschland. Er erinnert sich an die bedeutenden Ereignisse rund um die Wende: »In Ostdeutschland standen wir als Christen stark unter Druck. Diejenigen, die nicht Mitglied der nationalen Kinder- und Jugendorganisation waren, durften oft kein Abitur machen und konnten auch keine weiterführende Schule oder Universität besuchen. Ohne Parteimitglied zu sein, war es schwierig, eine qualifizierte Arbeitsstelle zu finden. Uns war bekannt, dass Vertreter der Staatssicherheitskräfte (STASI) an Gottesdiensten teilnahmen.«

Noch gut erinnert er sich an den Mauerfall: »Donnerstag, der 9. November 1989, war für mich ein normaler Arbeitstag. In den Abendnachrichten hatte ich gehört, dass die Reisefreiheit der DDR-Bürger mit sofortiger Wirkung ausgeweitet werden sollte. Ich fragte mich: ‘Ist das eine neue Finte der Regierung zur Besänftigung der Bevölkerung?’«

Er hätte sich nie gedacht, dass diese einfache Ankündigung eine solche Dynamik auslösen und zum Fall der Mauer führen würde. »Als erste Reaktion kamen mir Freudentränen. Mein erster Gedanke war, dass diese Zeit mit all ihren Schwierigkeiten endlich zu Ende gehen würde! Gleichzeitig hoffte ich, dass ich nun als Christ freier würde Leben können, ohne die ständige Angst, beobachtet zu werden.«

Christen hatten für friedliche Revolution gebetet

Es sei ein Wunder gewesen, sagt Matthias Scheiter rückblickend. »Lange Zeit beteten viele Christen unermüdlich. Ich denke, das erklärt, warum diese Revolution friedlich und ohne Blutvergießen stattfand. Nach dem Fall der Mauer hat sich unser Umfeld komplett verändert. Der Zusammenbruch der Wirtschaft hat zu hoher Arbeitslosigkeit geführt. Viele von uns waren gezwungen, in den Westen auszuwandern.«

Trotz der neuen Herausforderungen waren die Christen dankbar für die neu gewonnene Freiheit.

»Der Druck von außen hat die christliche Einheit gestärkt. Noch heute leben wir unseren Glauben bewusster und sind sensibel für das Leiden unserer verfolgten Schwestern und Brüder weltweit.«

Dreißig Jahre später

Freiheit hat nicht alle Probleme der Kirche gelöst. Die Öffnung der Grenzen brachte neue Einflüsse in den Osten, wie religiöse Sekten, Pornographie, Drogenkonsum und -handel oder die Mafia.

Christen, die im Osten blieben, stellten fest, dass größere Freiheit, Wohlstand und zunehmender Materialismus dazu führten, dass Menschen das Interesse an Gott, der Bibel und der Kirche verloren. Bruder Andrew beobachtete ebenfalls: »Der äußere Druck hatte die Christen dazu gebracht, zusammenzustehen; Freiheit führt nun zu einem Mangel an Zusammenhalt.«

Neue Hoffnung, neue Einschränkungen

Heute besteht in vielen zentralasiatischen Staaten, die einst Teilrepubliken der Sowjetunion waren, weiterhin massiver Druck auf Christen. Die Regierungen mehrerer Länder schränken die Glaubensfreiheit mittels Kontrolle und Restriktionen durch Religionsbehörden, Sicherheitsdienste, das Erschweren oder Behindern von Kirchenregistrierungen sowie durch die Einführung einer restriktiven religiösen Gesetzgebung ein.

Zum Teil ist das auf das Erstarken des militanten Islam in vielen dieser Staaten zurückzuführen. Nach dem Fall des Kommunismus nutzten Muslime in Ländern mit großem Ölreichtum die hohen Einnahmequellen aus dieser Industrie, um Moscheen wieder zu eröffnen und neue Mullahs in Zentralasien auszubilden. Saudi-Arabien verteilte eine Million Ausgaben des Koran in den Ex-Sowjet-Republiken Zentralasiens.

Trotz Druck wächst die Kirche

Trotz starker staatlicher Einschränkungen für die Religionsausübung nimmt der Einfluss des islamischen Fundamentalismus in allen zentralasiatischen Staaten zu; der Islamische Staat IS hat eine gute Zahl seiner Kämpfer aus dieser Region angeworben. In Tadschikistan verbreiten sich islamische Gruppen aufgrund von Armut und dem Einfluss des angrenzenden Iran in der tadschikischen Gesellschaft.

Aber auch die christliche Gemeinde ist gewachsen. 1989 waren unter den traditionellen muslimischen Bevölkerungsgruppen Zentralasiens weniger als 1000 Christen; es gab praktisch keine turkmenischen, usbekischen oder tadschikischen Christen. Seitdem ist die indigene Kirche in Zentralasien stark angewachsen, die Bibel und christliche Bücher wurden in diese Sprachen übersetzt. In den meisten der Länder Zentralasiens, wie Aserbaidschan, Tschetschenien, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan, gibt es heute Tausende von indigenen Gläubigen.