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„Ein kontextueller Glaube, der nicht abgehoben und weltfern sein will, muss sich heute auf den Klimawandel beziehen,“ so Pfarrer Tendis.
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Am gestrigen Sonntag, dem 10. März, stürzte eine Boeing 737 Max 8 auf einem Linienflug von Addis Abeba, Äthiopien, nach Nairobi, Kenia, ab. Alle 157 Insassen, auch 19 Mitarbeiter der Vereinten Nationen, starben beim Absturz der Passagiermaschine. Die UNO setzte daher am Montag die Flaggen auf halbmast. Über die Ursache wurde bisher nichts bekannt, berichtet die Kleine Zeitung.

Unter den Opfern sind vier Österreicher: Drei Ärzte aus Oberösterreich sowie der Deutsche Norman Tendis, der seit 20 Jahren als evangelischer Pfarrer in Kärnten tätig war. Der 51-Jährige hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Seinen Tod bestätigte Superintendent Manfred Sauer, berichtet 5-Minuten. Bundespräsident Alexander van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) und der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sprachen ihr Beileid aus.

Tendis: Im Auftrag für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung

Norman Tendis kam auf dem Weg zu der UN-Umweltkonferenz 2019, die vom 9. bis 15. März in Nairobi tagt, ums Leben. Dort hätte er zur „Wirtschaft im Dienst des Lebens“ und der wirtschaftlichen Gerechtigkeit sprechen sollen, berichtet der Pressedienst der Evangelischen Kirche. „Dieser Einsatz war für Norman, wie einer seiner engsten Freunde geschrieben hat, eine Herzensmission“, sagt Bischof Bünker. Superintendent Sauer spricht in einer Aussendung vom „unvergesslichen und leidenschaftlichen Einsatz von Norman Tendis für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“. Tendis erklärte bei einer Konferenz 2014:

„Ein kontextueller Glaube, der nicht abgehoben und weltfern sein will, muss sich heute auf den Klimawandel beziehen.“

Pfarrgemeinde Villach-St.Ruprecht

Tendis war seit dem Jahr 2000 Pfarrer in Villach-St.Ruprecht, eine Pfarrgemeinde mit 3200 Mitgliedern. Der Pfarrer initiierte gemeinsam mit seiner Frau viele verschiedene Projekte: Bibelkreise, Hauskreise, „Frauenzimmer“, „Mannsbilder“, eine reformpädagogische Kindergruppe, Bildungswerkveranstaltungen und die Gruppe „Wirtschaft im Dienst des Lebens“, die sich mit einem christlich verantworteten Lebensstil befasst.

 „Wirtschaft im Dienst des Lebens“

Der verstorbene Pfarrer setzte sich stets energisch für Umweltschutz, Schöpfungsverantwortung und nachhaltiges Wirtschaften ein. Er war verantwortlich für das Projekt „Wirtschaft im Dienst des Lebens“ (WIDL), das für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eintritt. Diese drei Themenbereiche hängen alle mit der Art des Wirtschaftens zusammen: Die Wirtschaft sollte so gestaltet werden, damit sie mehr dem Leben dient. Dabei ging es Tendis auch darum, wie Privatpersonen, Pfarrgemeinden, Kirchen und die Gesellschaft wirtschaften. Er erarbeitete mit WIDL einen Nachhaltigkeitsleitfaden für Pfarrgemeinden. Außerdem arbeitete er bei dem Programm NIFEA („Neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur“) mit, die nachhaltige Finanzinvestments für die Kirche wollen.

Ein Schwerpunkt für Tendis war der Umgang mit Energie. 2009 initiierte der Umweltschützer das „Energie-Bilanz-Projekt“, bei dem Pfarreien ihre Heizkosten auflisten sollten, dabei bekamen die Gemeinden auch sogenannte „Energie-Ausweise“. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung des Projekts "sozialwort 10+" des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) 2013 verkündigte Tendis stolz, dass Kärntens Pfarren die Energie- und Klimaziele von Kyoto erreicht hätten. Auch Gemeinschaftsgärten waren für ihn „ein wichtiges Mittel, um ein gesellschaftliches Umdenken anzuregen und Alternativen in Bezug auf Klimafragen und Biodiversität aufzuzeigen“, so der Evangelische Pressedienst.  

 „e4 Evangelische Erneuerbare Energie Einkaufsgemeinschaft“

Tendis arbeitet außerdem aktiv bei dem 2016 gegründeten Projekt „e4 Evangelische Erneuerbare Energie Einkaufsgemeinschaft“ mit, dass sich gemeinsam mit dem „Repaircafe Villach“ für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzt. Das Ziel: Umweltfreundliche Produkte und Leistungen von regionalen Lieferanten als wirtschaftliche und zweckmäßige Alternative anzubieten.

Weltmissionskonferenz

Tendis nahm im März 2018 als Vertreter der ÖRK an der Weltmissionskonferenz in Tansania, Ostafrika, teil, wie GLAUBE.at berichtete. Nairobi wäre also nicht sein erster Aufenthalt in Afrika gewesen. Die Konferenz kritisiert die „Anhäufung von Wohlstand durch ein globales Finanzsystem, das wenige bereichert und viele verarmen lässt“. Dieses System habe den Finanzmarkt zu einem „Idol unserer Zeit gemacht“ und fördere eine Kultur der Herrschaft und Diskriminierung. Tendis hatte Workshops zu den Themen Nachhaltigkeit und gerechtes Wirtschaften abgehalten.

Liebe ist das Zentrum

Anlässlich seines 10-jährigen Jubiläums schrieb Pfarrer Tendis einen Rückblick über seine bisherige Arbeit in der Pfarrgemeinde Villach-St.Ruprecht. Er beendet diesen mit den Worten: „Die Liebe ist Zentrum des christlichen Glaubens und um die soll es gehen, bei all unserem Bemühen. Euch aber lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in der Liebe untereinander und zu jedermann (1. Thessalonicher 3,12).“

sozialwort 10+_Auftakt 28.11.2013_Initiative "Evangelischer Ökostrom-Pool"