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Die jüdische Gemeinde sei in Frankreich "antisemitischen Attacken" ausgesetzt, meinte Einwanderungsminister Joav Gallant.
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Am 19. Februar 2019 wurde bekannt, dass in der elsässischen Gemeinde Quatzenheim bis dato unbekannte Täter ca. 80 Gräber des jüdischen Friedhofs geschändet hatten. Die Grabsteine wurden mit blauen oder gelben Hakenkreuzen beschmiert, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag berichtete, so der „Spiegel“. Die „Frankfurter Allgemeine“ berichtet, dass ein Grab die Worte "Elsassisches Schwarzen Wolfe" trug, dass sei ein Hinweis auf eine Gruppe mit Verbindungen zu Neonazis aus den 70er Jahren.

Präsident Emmanuel Macron besuchte am Nachmittag den Friedhof, der nahe Straßburg liegt. „Wir werden handeln, wir werden Gesetze erlassen, wir werden strafen“, versprach Macron. Begleitet wurde der Präsident vom französischen Großrabbiner Haim Korsia. Die zuständige Präfektur verurteilte „mit größter Entschiedenheit“ die „abscheuliche antisemitische Tat“. Die Staatsanwaltschaft in Straßburg leitete Ermittlungen gegen die Grabschänder ein. Am Abend fanden in Paris Kundgebungen mit dem Motto „Es reicht!“ („Ça suffit!“) gegen Antisemitismus statt. Daran beteiligen sich bis auf "Rassemblement National" alle größeren Parteien.

Israelischer Einwanderungsminister Joav Gallant reagiert

Einwanderungsminister Joav Gallant erklärte, wie die "WELT" berichtet, dass die Schändung "Erinnerungen an die dunklen Zeiten in der Geschichte der Juden" hervorrufe. Die jüdische Gemeinde sei in Frankreich "antisemitischen Attacken" ausgesetzt, meinte Gallant. "Ich rufe die Juden auf: kommt heim, emigriert nach Israel."

Israels Regierung äußerte Sorge über die wachsende Zahl antisemitischer Vorfälle in Frankreich, denn die jüngsten Grabschändungen sind kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der antisemitischen Übergriffe um 74 Prozent an, insgesamt wurden 541 Vorfälle registriert, 2014 waren es 851 und 2004 974. Schätzungen zufolge wanderten in den vergangenen zehn Jahren rund 45.000 französische Juden nach Israel aus. WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt schreibt, dass das, was gerade in Frankreich passiert, vorher schon in Schweden geschah. Die jüdischen Gemeinden geben auf und ziehen weg. Damit werde den Aggressoren recht gegeben, so Poschardt.

Antisemitismus in Europa und Österreich

Im Dezember 2018 wurde der zweite Antisemitismus-Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) vorgestellt. Fazit der europaweiten Umfrage von über 16.000 in der EU lebenden Juden: Vandalismus, Beleidigungen, Drohungen und sogar Gewaltverbrechen machen ein sorgenfreies jüdisches Leben in der EU unmöglich. Die "Tiroler Tageszeitung" berichtet, dass "jüdisch sein allein, die statistische Wahrscheinlichkeit erhöht, mit einer Reihe von negativen Erlebnissen konfrontiert zu sein", so heißt es in dem Bericht. 38 Prozent der Befragten überlegten, ob sie wegen zunehmender Repressionen auswandern sollten.

Die Israelische Kultusgemeinde Wien geht von rund 15.000 Juden in Österreich aus, manche sprechen auch von bis zu 20.000. 73 Prozent der Befragten aus Österreich sehen Antisemitismus nach wie vor als größtes Problem in Österreich (gegenüber 85 Prozent gesamt). 75 Prozent meinten, der Antisemitismus in Österreich habe in den vergangenen fünf Jahren zugenommen (89 Prozent gesamt). Am meisten negative Einschätzungen gab es bei letzteren beiden Aussagen von Frankreich. Wie die Grabschändungen am Dienstag zeigten, nicht ohne Grund. Doch Antisemitismus nimmt auch online stark zu. Laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses hat sich der Hass auf Juden besonders im Internet massiv ausgebreitet.

Israels Situation

Die CBN berichtete am 20. Februar 2019, dass der Iran seit vier Jahrzehnten versucht, Israel von der Landkarte verschwinden zu lassen. Im vergangenen Monat demonstrierte der Iran wiederholt seine Macht in Teheran. Experte für den Mittleren Osten Michael Widlanski glaubt, dass ein Zusammenstoß von Iran und Israel unausweichlich ist. Der Iran habe sehr reale Pläne sich in alle Richtungen auszubreiten, die man ernst nehmen sollte, so Widlanski. Obwohl 70 Jahre seit dem Holocaust vergangen sind, ist die Situation für Juden in Europa und in Israel noch immer äußerst unsicher.