page-header
Weltweit werden Christen wegen ihres Glaubens verfolgt.
Anzeige

Christen werden in viele Regionen der Welt zunehmend wegen ihres Glaubens „bedrängt“. So heißt es im zweiten „Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“, den die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die (katholische) Deutsche Bischofskonferenz am 15. Dezember in Berlin vorstellten. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg), sagte im Blick auf diskriminierte Christen: „Unseren Schwestern und Brüdern im Glauben gilt die besondere Solidarität der Kirchen in Deutschland.“ Der EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber (Berlin) zufolge kann man sich in säkularisierten westlichen Gesellschaften kaum vorstellen, was es bedeutet, wenn Menschen daran gehindert werden, einen Gottesdienst zu besuchen oder mit anderen die Bibel zu lesen: „Aber genau das ist in anderen Teilen der Welt oft bitterer Alltag von Christen.” Dem Bericht zufolge haben die Verletzungen der Religionsfreiheit von Christen seit der Veröffentlichung des ersten Reports im Jahr 2013 weltweit zugenommen. Auf Zahlen verzichte man aber, da sie nur „vermeintlich konkret“ seien. Sie setzten ein „weitaus komplexeres Instrumentarium voraus, als bislang von unterschiedlichen Organisationen oder Instituten vorgelegt werden konnte“. Man wolle vor allem die Ursachen von Bedrängnis und Verfolgung von Christen beleuchten.

Religionsfreiheit ist im Nahen Osten und Nordafrika am stärksten bedroht

Dem Bericht zufolge ist das Recht auf Religionsfreiheit heute am stärksten im Nahen Osten und Nordafrika bedroht. Ein Grund sei die Terrormiliz „Islamischer Staat“. Aus der irakischen Provinz Ninive seien 125.000 Christen geflohen. Nun werde nach der Rückeroberung der Gebiete durch das Militär das Ausmaß der Vernichtung, etwa von Kirchen, deutlich: „Es wird Jahre dauern, bis die Geflohenen zurückkehren können.“ Es seien zudem „verstärkte Bemühungen“ kirchlicher Hilfsorganisationen für den Wiederaufbau und Ermutigungen für die Rückkehr der Geflüchteten notwendig. Ferner werde im Irak der schiitische Islam systematisch bevorzugt, und es gebe religiös begründete Diskriminierung. Hingegen sei in der Autonomen Region Kurdistan im Norden des Landes von einer „weitgehenden Religionsfreiheit“ auszugehen. In dem Gebiet mit 5,2 Millionen Kurden Leben derzeit zusätzlich 1,8 Millionen Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak.

Indonesien: Das friedliche Miteinander der Religionen ist gefährdet

In Indonesien – das Land hat die größte muslimische Bevölkerung der Welt – sei das friedliche Miteinander der Religionen gefährdet. Es gebe eine schleichende Fundamentalisierung der Gesellschaft durch radikal-sunnitische Organisationen. In manchen Landesteilen könnten extremistische Gruppen ihre Positionen über die Medien verbreiten. Lokale Behörden trauten sich deswegen oft nicht, den Bau von Kirchen oder von öffentlichen Gottesdiensten zu genehmigen. In Pakistan sei die Situation von Christen noch deutlich schwieriger: „Denunzierungen und Anklagen wegen Gotteslästerung und Diffamierung des Islams haben in jüngster Zeit zugenommen.“ In den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan sei Christen Mission untersagt. Missionare würden regelmäßig verhaftet und Bibeln eingezogen. In Indien gefährdeten Hindu-fundamentalistische Gruppen die Religionsfreiheit.

Nordkorea: Die Bedingungen für Christen sind „schwierig“

Über Nordkorea heißt es in dem Bericht, dass die Bedingungen für Christen, ihren Glauben zu leben, „schwierig“ seien. Es sei „zu fragen“, inwieweit es sich bei öffentlichen religiösen Zeremonien „nicht um bloße staatliche Inszenierungen handelt“. Im Sudan liege der Anteil der Christen seit der Trennung vom Südsudan nur noch bei drei Prozent. Die Regierung scheine entschlossen, die Gesellschaft vollständig am Islam auszurichten. Die Strafgesetzgebung folge einer extremen Auslegung der Scharia. Der Übertritt vom Islam zum Christentum werde mit dem Tod bestraft und auf Nichtmuslime Druck ausgeübt, zum Islam zu konvertieren. Auch viele andere muslimisch geprägte Länder verfolgten den „Abfall vom Glauben“ – also vom Islam – strafrechtlich, etwa der Iran, Afghanistan und Saudi-Arabien. In anderen Staaten müssten zum Christentum übergetretene ehemalige Muslime mit Schikanen rechnen. So würden sie in Ägypten und Jordanien in ihren Ausweispapieren oft nach wie vor als „Muslime“ geführt. Ihre Kinder müssten am islamischen Unterricht teilnehmen.

Europa: Besonders Juden und Muslime sind betroffen

Auch auf die Situation in Europa geht der Bericht ein. Benachteiligungen gingen zumeist von nichtstaatlichen Akteuren aus: „Besonders Juden und Muslime sind betroffen.“ „Anti-islamische Ressentiments“ hätten sich in einigen europäischen Staaten verstärkt. Hintergrund sei, dass 2015 mehr als eine Million Asylsuchende nach Europa gekommen seien und es weltweit islamistische Terroranschläge gegeben habe. In manchen Ländern werde das Tragen religiöser Symbole – Kopftücher, Kippas, Kreuze – eingeschränkt. Das sei gemäß dem Menschenrecht auf Religionsfreiheit „nur mit ernsthaften Begründungen zulässig“. Es reiche nicht aus zu sagen, dass dies aus „Respekt“ vor den Bedingungen eines friedlichen Zusammenlebens geschehe.