page-header
Proteste gegen Machtergreifung des Militärs.
Anzeige

Das Militär in Myanmar hat die Macht an sich gerissen und die wiedergewählte Aung San Suu Kyi wegen angeblichen Wahlbetrugs festgenommen. Angesichts dieser neuen Entwicklung drückt Open Doors seine Sorge um das Wohlergehen der Gläubigen im Land aus, besonders der Christen in den Bundesstaaten Chin, Kachin und Shan.

„Im letzten halben Jahrhundert hat die Junta systematisch Christen verfolgt. Ob das auch jetzt so sein wird, bleibt abzuwarten“, sagt Jan Vermeer, Open Doors Kommunikationsdirektor für Asien. „Seit Jahrzehnten werden Gläubige von der Armee unterdrückt und bedroht, doch das wurde weltweit weitgehend ignoriert, weil sie an sehr abgelegenen Orten Leben. Die Armee war sehr erfolgreich darin, diese Regionen isoliert zu halten.“

Myanmar befindet sich inmitten des am längsten andauernden Bürgerkrieges der Welt, der Übergang zur Demokratie verlief langsam. In den vergangenen Jahrzehnten, in denen das Land von der Militärjunta regiert wurde, war die Verfolgung von Christen systemisch, besonders in den Bundesstaaten Chin und Kachin.

Fast 90 Prozent der Bevölkerung in diesen Gebieten sind Christen, und Myanmars streng buddhistisches Militär ist seit langem mit Menschenrechtsverletzungen gegen diese Bevölkerungsteile aufgefallen. Kirchen wurden geschlossen und Gläubige wegen ihres Glaubens geschlagen.

Konvertieren durch Gesetz erschwert

Aufgrund von Myanmars derzeitiger Gesetzeslage ist es für den Einzelnen schwierig, seinen Glauben zu wechseln. Das Konversionsgesetz, Teil der Gesetze zum Schutz von Rasse und Religion, verlangt, dass Bürger Myanmars, die ihre Religion wechseln wollen, die Genehmigung einer neu gegründeten Registrierungsbehörde für Konversionen einholen müssen, die in allen Kommunen eingerichtet wird. Der potenzielle Konvertit muss sich außerdem einem Verhör unterziehen und sich für einen Zeitraum von höchstens 90 Tagen ab dem Datum der Antragstellung (auf Wunsch des Antragstellers auf 180 Tage verlängerbar) mit religiösen Studien beschäftigen. Wenn der Antragsteller nach diesem Zeitraum weiterhin konvertieren möchte, stellt der Registrierungsausschuss eine Bescheinigung über den Glaubenswechsel aus.

Aus dem im Jänner veröffentlichten Weltverfolgungsindex geht hervor, dass die Armee Myanmars (Rang 18, im Vorjahr 19) und die pro-militärischen Regierungsbeamten stark von buddhistisch-nationalistischen Gefühlen beeinflusst sind und Christen oft als Bürger zweiter Klasse betrachten würden: „Christen werden mit härteren Anforderungen konfrontiert, wenn sie um staatliche Dienstleistungen ansuchen. Sie müssen zum Beispiel zusätzliche Dokumente einreichen oder ihr Antrag wird verzögert, manchmal auf unbestimmte Zeit. Beschwerden, die von Christen an die Polizei herangetragen werden, werden in der Mehrzahl der Fälle ignoriert. Christen haben auch weniger Zugang zu Krediten und staatlichen Leistungen als nicht-christliche Geschäftspartner oder Kunden. Selbst in Regionen mit christlicher Mehrheit sind die Behördenvertreter häufig Buddhisten“, erklärt Jan Vermeer.

Ebenfalls stark unterdrückt und großteils vertrieben wird die muslimische Minderheit der Rohingya. Ihre Notlage wird mittlerweile vor internationalem Publikum im Gericht in Den Haag diskutiert. Das wird weder den in Flüchtlingslagern in Bangladesch festsitzenden Flüchtlingen noch der in Myanmar, hauptsächlich im Rakhine-Staat, zurückgelassenen muslimischen Minderheit sofortige Erleichterung bringen. Kurt Igler, Leiter von Open Doors Österreich, appelliert: „Wir rufen die Regierung Myanmars dazu auf, den unterdrückten Minderheiten umfassende Religionsfreiheit zu gewähren und ihre Bürgerrechte gleichermaßen zu respektieren. Zudem rufen wir das offizielle Österreich dazu auf, sich für diese Anliegen einzusetzen, auch wenn die dauerhaften Ergebnisse der politischen Umwälzungen in Myanmar wohl noch längere Zeit nicht absehbar sind.“