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Die von Islamisten verfolgte Christin Asia Bibi konnte Pakistan nach mehr als acht Jahren Haft verlassen.
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„Bibi hat das Land verlassen und ist in Kanada angekommen“, so ihr Anwalt Saif ul-Malook am Mittwoch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dies berichtete ebenfalls die pakistanische Tageszeitung „Dawn“ (Karatschi) unter Verweis auf eine nicht näher genannte Quelle im pakistanischen Außenministerium. Nähere Informationen zum Ausreisedatum der 51-Jährigen Asia Noreen, genannt Asia Bibi, sind der Redaktion von GLAUBE.at nicht bekannt.

Die fünffache Mutter wurde im Jahr 2009 wegen Blasphemie als erste Katholikin in Pakistan angeklagt. Die erhobenen Vorwürfe, sie habe sich im Zuge eines Streits mit muslimischen Frauen abfällig über den Propheten Mohammed geäußert, wies die Katholikin stets entschieden zurück. Im Jahr 2010 wurde sie zum Tode verurteilt. Vier Jahre später bestätigte ein pakistanisches Gericht in Lahore das Todesurteil wegen Gotteslästerung. Im Jahr 2015 ordnete ein anderes Gericht die provisorische Aussetzung der geplanten Hinrichtung an.

Freilassung zu Jahresbeginn 2019

Nach einem neuerlichen Berufungsverfahren lehnte der oberste Gerichtshof in Islamabad eine Petition zur Überprüfung des Freispruchs ab und hob das Urteil gegen Asia Bibi im Jahr 2018 auf. Das Gericht verordnete die sofortige Freilassung der verfolgten Christin. Die Freilassung wurde weltweit von Kirchenvertretern, Menschenrechts- und Hilfsorganisationen und Politikern begrüßt.

Es folgten teils massive Proteste von Islamisten im Pakistan, wodurch die fünffache Mutter ihre Heimat bisher nicht sicher verlassen konnte. Die Extremisten forderten weiterhin ihren Tod. Bereits im Anfang Februar erschienen erste Gerücjte, Asia Bibi sei bereits in Kanada in Sicherheit. Diese Information wurde allerdings nicht bestätigt. Den Aufenthaltsort von Asia Bibis hielt die pakistanische Regierung aufgrund der Sicherheitslage geheim.

Im streng konservativ-islamischen Pakistan steht Blasphemie unter Todesstrafe. Laut einer aktuellen Schätzung eines US-Ausschusses zur Religionsfreiheit sitzen wegen ähnlicher Anschuldigen ein Dutzend Menschen lebenslange Gefängnisstrafen ab oder warten auf ihre Hinrichtung. Insbesondere Christen sind immer wieder betroffen und werden immer wieder Opfer von Lynchmorden.

Reaktionen aus Politik

Michael Brand, menschenrechtspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion verlautbarte in einer Presseaussendung: "Asia Bibi ist endlich in Sicherheit und mit ihrer Familie in Kanada vereint. Die CDU/CSU-Fraktion, die sich während deren langjähriger Haftzeit intensiv für die verfolgte Christin eingesetzt hat, ist darüber sehr erfreut. Asia Bibi in Freiheit und Sicherheit zu wissen, ist eine große Erleichterung. Gleichzeitig ist diese Nachricht Mahnung an die Staatengemeinschaft, den Einsatz für verfolgte Christen und für alle wegen ihres Glaubens bedrängte religiöse Minderheiten zu verstärken. Religionsfreiheit ist ein zentrales Menschenrecht und ihre weltweite Anerkennung ein Kernanliegen unserer werteorientierten Außenpolitik. Die Verfolgung von Menschen aufgrund ihres Glaubens verletzt dieses Recht zutiefst. Weltweit betrachtet ist Religionsfreiheit vielfach und vor allem für Christen nicht gewährleistet."

Volker Kauder, Mitglied des Deutschen Bundestages, schrieb in einer Aussendung: "Es ist eine gute Nachricht, dass Asia Bibi Pakistan endgültig verlassen konnte und sich in Sicherheit befindet. Nach der Aufhebung des Todesurteils durch den Obersten Gerichtshof Pakistans ist ihr langer, durch Unrecht und Gefangenschaft geprägter Leidensweg nun zu einem guten Ende gekommen. In Zeiten, in denen das religionspolitische Klima weltweit erhebliche Verschärfungen erlebt und die Verfolgung insbesondere von Christen und Christinnen zunimmt, ist Asia Bibis Freispruch und Ausreise ein starkes, ermutigendes Zeichen der Hoffnung. Zugleich zeigt Frau Bibis Schicksal, dass wir weiter weltweit für das Menschenrecht der Religionsfreiheit eintreten und uns mit den Opfern von Unterdrückung und Gewalt solidarisieren müssen. Dazu gehört es auch, Menschenrechtsverstöße deutlich zu benennen und öffentlich zu adressieren."