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Tausende Nigerianer nahmen an einer politischen Kundgebung teil.
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Derzeit werden die Stimmen noch ausgezählt. Beide Favoriten erklärten sich bereits zum Wahlsieger. Der (zumindest noch) amtierende Präsidenten Muhammadu Buhari und sein wichtigster politischer Gegner Atiku Abubakar stehen beide vor der Herausforderung, die Christen gegen die seit Jahren anhaltenden Übergriffe von Islamisten wirksam zu schützen und ihnen beizustehen. Aufgrund der dramatischen Situation der Christen rangiert das Land im kürzlich von Open Doors publizierten Weltverfolgungsindex auf dem 12. Rang.

Obwohl am Samstag, dem 23. Februar, nur wenige Stunden vor der Eröffnung der Wahllokale in Maiduguri im Norden des Landes Explosionen zu hören waren, konnten die 84 Millionen nigerianischen Wähler endlich zur Urne gehen. «Es ist offensichtlich, dass im Norden die Ruhe, die die Polizei um die Wahlen herum aufrechterhalten konnte, nur eine vordergründige Ruhe war. Nach den Anschlägen der vergangenen Woche mussten viele Christen in diesen Regionen in die Berge fliehen, so dass sie nicht an den Wahlen teilnehmen konnten», erklärt Kurt Igler, Leiter von Open Doors Österreich. Noch werden die Stimmen ausgezählt, in wenigen Tagen wird bekanntgegeben, wer der nächste Präsident Nigerias sein wird. Die beiden Hauptkandidaten, der (womöglich) scheidende Präsident Muhammadu Buhari (76) oder sein Gegner Atiku Abubakar (71) sind beide Muslime aus dem Norden des Landes. Christen befürchten, dass sich ihre Situation unter ihrer Herrschaft kaum verbessern wird.

Nachhaltige Bekämpfung extremistischer Gruppen gefordert

Zur Erinnerung: Der noch amtierende Präsident Muhammadu Buhari kam 2015 an die Macht mit dem Versprechen, den zerstörerischen Aktivitäten von Boko Haram ein Ende zu setzen. Doch trotz seiner Behauptungen, Boko Haram erfolgreich bekämpft zu haben, verbreitet die Gruppe mit gewaltsamen Überfällen weiterhin Angst und Unsicherheit. Die nun seit über neun Jahren andauernde Terrorisierung der christlichen Bevölkerung durch  Boko Haram wurde von den Vereinten Nationen als einer der schwerwiegendsten humanitären Krisen der Welt bezeichnet, mit mehr als 20.000 Toten, über 4.000 entführten Frauen und Mädchen und mehr als zwei Millionen Vertriebenen. «Viele Christen sind von der Regierung von Präsident Buhari sehr enttäuscht. Es ist ihm nicht gelungen, wie versprochen, die Sicherheit, insbesondere für diejenigen Christen, die im zentralen und nördlichen Teil des Landes Leben, wiederherzustellen. Der Präsident versucht es zu leugnen, doch er hat praktisch alle wichtigen politischen Ämter nur mit Muslimen besetzt, insbesondere im Sicherheitsbereich» bilanziert Pastor Gideon Para-Mallam, ein Friedensaktivist in Jos, der Hauptstadt des zentralnigerianischen Bundesstaates Plateau.

Freiheit für Entführte gefordert

«Die Christen wünschen sich Sicherheit mehr als alles andere», fährt er fort. Christen wollen, dass Leah Sharibu, Alice Ngaddah und die Chibok-Mädchen freigelassen werden. Im September letzten Jahres tötete Boko Haram einen humanitären Helfer und drohte, drei weitere Geiseln zu töten, darunter die christliche Schülerin Leah Sharibu. Das 14-jährige Mädchen wurde vor genau einem Jahr mit mehr als 100 anderen Mädchen aus ihrer Schule in Dapchi, im nordöstlichen Bundesstaat Yobe, entführt. Während die anderen Mädchen freigelassen wurden, blieb Leah in der Gewalt der Islamisten, weil sie sich weigerte, zum Islam zu konvertieren. Diese Entführung erfolgte fast vier Jahre nach der Entführung von 276 Mädchen aus einer Wohnanlage für Schülerinnen in Chibok.

Fulani töten sechsmal mehr Menschen als Boko Haram

Während die von Boko Haram verursachten Verwüstungen im Nordosten Nigerias die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen, haben im Zentralen Gürtel des Landes Angriffe von Fulani in den letzten Jahren sechsmal mehr Menschenleben gefordert als die der Terroristengruppe. Der Konflikt ist inzwischen zur größten Sicherheitsherausforderung des Landes geworden. Im vergangenen Juni erreichte die Gewalt ihren Höhepunkt, als schwer bewaffnete Fulani-Islamisten eine Reihe von Angriffen durchführten, mehr als 230 Zivilisten töteten, unzählige andere verletzten und mehr als 11.500 Menschen zur Flucht in andere Dörfer des Staates zwangen.

Fulani-Attacken keine Einzelfälle

Der letzte Angriff in dieser Region, in der fast täglich Überfälle durch Fulani auf die Zivilbevölkerung stattfinden, ereignete sich am 11. Februar. Fulani-Attentäter griffen das Dorf Alese, das im Gemeindegebiet von Barkin Ladi liegt, an. Bewaffnete Männer drangen in das Dorf ein und schossen auf die Bewohner. Als diese versuchten, sie zu vertreiben, erschossen sie einen 26-jährigen Mann, der zu Besuch war und aus dem Dorf Kwaghasalek stammte. Die Christen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas stellen etwa 46 Prozent der 196 Millionen Einwohner. Die meisten von ihnen leben im Süden, während ein ähnlicher Prozentsatz der Nigerianer Muslime sind und hauptsächlich im Norden leben. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Nigeria auf Platz 12 unter den Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.