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Nach acht Jahren Haft wurde Asia Bibi freigelassen.
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In Pakistan kommt eine seit 2010 wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilte Christin frei. Das Oberste Gericht in Islamabad hob das Urteil gegen die Katholikin Asia Bibi Medienberichten zufolge auf. Die Vorwürfe seien juristisch schwach begründet und Bibi deswegen sofort aus der Haft zu entlassen. Die Mutter von fünf Kindern soll als „Ungläubige“ durch Berührung eines Gefäßes das Wasser für muslimische Feldarbeiterinnen verunreinigt und sich im Streit beleidigend über den Propheten Mohammed geäußert haben. Nach der Entscheidung kam es zu Protesten von Islamisten in mehreren Städten des Landes. Bereits Im Vorfeld hatte die radikalislamische Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) den Richtern im Falle einer Freilassung mit „furchtbaren“ Konsequenzen gedroht. Laut der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) versucht die pakistanische Regierung, eine Berichterstattung zu vermeiden. Das Oberste Gericht habe in einer „Notiz“ die Medien des Landes aufgefordert, nicht über den Freispruch zu berichten. Über den Aufenthaltsort von Bibi gebe es derzeit noch keine Angaben. Christen und Angehörige anderer Minderheiten fürchteten, von Islamisten angegriffen zu werden. Manche bereiteten sich darauf vor, vorübergehend unterzutauchen.

Prozess war immer wieder vertagt worden

Der Fall hatte international Aufsehen erregt. 2011 war der Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Taseer, von seinem Leibwächter Mumtaz Qadri erschossen worden, weil er sich für die Begnadigung von Bibi und eine Reform des Blasphemiegesetzes eingesetzt hatte. Der Attentäter wurde zwar zum Tode verurteilt und gehängt, wird aber seitdem verehrt. Eine 2014 gebaute Moschee trägt nach IGFM-Informationen seinen Namen. Der Richter, der Qadri zum Tode verurteilt hatte, musste laut IGFM aufgrund der Bedrohung durch Extremisten mit seiner Familie ins Exil nach Saudi-Arabien gehen. Seit das Oberste Gericht Pakistans im Juli 2015 eine Berufung gegen das Urteil zuließ, war der Prozess immer wieder vertagt worden. Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.