In der Islamischen Republik Iran nehmen immer mehr Menschen den christlichen Glauben an. Unabhängigen Studien zufolge beträgt die Zahl der Konvertiten bis zu vier Millionen Personen. Das berichtete der Gründer und Leiter des Londoner Theologischen Zentrums PARS, Mehrdad Fatehi, bei der Stuttgarter Konferenz für Weltmission am 13. Mai. Die Erweckung habe Ende der 1990er Jahre begonnen, als einige Mitglieder der traditionellen orthodoxen Kirchen nach eigenen Aussagen „dem auferstandenen Jesus begegnet“ sind. Seither mehrten sich die Berichte über Heilungswunder, Christuserscheinungen, Träume und Visionen sowie über die Neugier an christlichen Fernseh- und Radiosendungen, die per Satellit weitgehend ungehindert in den Iran gelangten. Begünstigt werde das Interesse am Christentum durch Enttäuschungen über die wirtschaftliche und politische Lage und die Einschränkung der individuellen Freiheit. Da der Abfall vom Islam im Iran als todeswürdiges Verbrechen gelte, träfen sich die ehemaligen Muslime vor allem in Untergrundgemeinden. PARS unterstütze sie durch Fernkurse für Pastoren und Leiter. Dazu gebe es zahlreiche Internetprogramme, so Fatehi. Der Iran hat rund 80 Millionen Einwohner. Veranstalter der Missionskonferenz waren die evangelischen Fachdienste „Christliche Fachkräfte International“ mit rund 55 Entwicklungshelfern in 30 Ländern, die Fachstelle für Freiwilligendienste „Co-Workers International“ und „Hilfe für Brüder International“. Am Schluss sandten die drei Organisationen 65 Mitarbeiter für einen ein- bis dreijährigen Dienst im Ausland aus.
Offene Türen für Mission – Niemand weiß, wo und wie lange?
Vor rund 800 Besuchern bezeichnete der Gesamtleiter, Direktor Ulrich Weinhold (Stuttgart), die geistliche Entwicklung im Iran als Beispiel, dass Gott Türen für das Evangelium öffne, wo Menschen es nicht für möglich hielten. In anderen Ländern, etwa Südsudan, Mosambik oder Israel, hätten Christen die Chance, zur Versöhnung zwischen verfeindeten Volksgruppen beizutragen. Deutsche Gemeinden könnten dabei durch Gebet, Geld und die Entsendung von Mitarbeitern helfen. Niemand könne voraussagen, wo und wie lange Mission erlaubt sei. So habe Nepal, das in den letzten Jahren Christen tolerierte, im vergangenen Jahr Religionswechsel, Glaubensgespräche und die „Verletzung religiöser Gefühle“ unter Strafe gestellt. Der Himalaya-Staat ist hinduistisch geprägt.
Auslandseinsätze sind häufig mit Risiken verbunden
Weinhold räumte ein, dass Auslandseinsätze häufig mit Risiken verbunden seien. Die Konfrontation mit Leid, Not, Elend, Ausgrenzung und Verfolgung lasse niemanden unverändert. Manchmal müsse man sogar mit Gefängnis rechnen, wie die Verhaftung und Verurteilung von zwei US-Mitarbeitern der nordkoreanischen „Pjöngjang Universität für Wissenschaft und Technologie“ zeige. An der 2010 von Christen gegründeten und finanzierten Hochschule studieren rund 600 junge Männer Wirtschaftswissenschaften, Landwirtschaft und Technik. Tony Kim und Kim Hak-song waren dort Dozenten. Sie wurden im Frühjahr 2017 wegen „krimineller feindseliger Handlungen zum Umsturz“ festgenommen. Im Zuge der amerikanisch-nordkoreanischen Annäherung ließ das Regime die beiden am 9. Mai frei. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen befinden sich mehr als 30.000 nordkoreanische Christen in Arbeits- und Umerziehungslagern.
Nordkorea: Christliche Universität als „Fenster zur Welt“
Wie der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Dominik Naeher, der ein Semester lang an der Universität lehrte, bei der Konferenz sagte, will die Einrichtung „ein Fenster zur Welt“ sein. Die künftige nordkoreanische Elite könne westliches Denken und Kultur kennenlernen. Freundschaftliche Beziehungen bildeten die Grundlage für gegenseitiges Vertrauen. Die Hochschule wird von „Christliche Fachkräfte International“ unterstützt.