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Der Vorstand des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte: Karl Hafen, Marat Zachidow, Thomas Schirrmacher, in der Zentrale Frankfurt.
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Marat Zakhidov wurde 1940 in Kokand im Ferganatal in Usbekistan geboren. Er war eine kantige, schillernde, ja umstrittene Persönlichkeit, die aber gerade dadurch viel bewirkte. Als Sohn des bedeutendsten usbekischen Wissenschaftlers seiner Zeit, des Zoologen Tesha Zakhidov, standen ihm alle Türen offen: Er verbrachte einen großen Teil seiner Schulzeit in Großbritannien, sein Studium an der staatlichen Universität in Moskau beendete er mit der Promotion in Mathematik und Physik. Seine Leidenschaft galt jedoch der Politik. 1989 kandidierte er noch für ein Abgeordnetenamt des Obersten Sowjets der Sowjetunion und scheiterte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion übernahm er einen Lehrstuhl an der Universität Taschkent und engagierte sich gleichzeitig in der Politik. Er wurde Abgeordneter des Obersten Sowjets Usbekistans und kandidierte für das Amt des Präsidenten, aber unterlag dem langjährigen Präsidenten Karimow. Der Wettbewerb um seinen Wahlkreis mit dem Mitbewerber Mohammed Salih, der die Islamisierung Usbekistans und die Gründung eines Khalifats in den Grenzen des früheren Reiches Alexanders propagierte, prägten Zachidows politisches Denken und seine politischen Ziele: die Islamisierung verhindern und die Menschenrechte sichern. 1991 gründete er das „Komitee für die Verteidigung der Rechte des Individuums“, das sich hauptsächlich für Opfer von Korruption und Rechtsmissbrauch einsetzte.

1995 besuchte Marat Zakhidov die IGFM/ISHR und stellte einen Antrag auf Mitgliedschaft in der IGFM. Im Einvernehmen mit den Mitgliedern des „Komitees für die Verteidigung der Rechte des Individuums“ wurde die Gruppe 1996 als Sektion in den Internationalen Rat der ISHR aufgenommen. Im Innenverkehr Usbekistans behielt das Komitee seinen Namen, nach außen trat es als ISHR-Sektion Usbekistan auf.

1999 bis 2003 fanden auf Initiative Marat Zakhidovs und mit finanzieller Förderung der EU-Kommission fünf hochkarätig besetzte Menschenrechtsseminare in Taschkent, Samarkand, Andijan und Bucchara statt. Nahezu alle in dieser Zeit aktiven usbekischen Menschenrechtsorganisationen und -initiativen, kirchliche und muslimische Verbände, die zum Teil sehr unterschiedliche Ziele und Positionen hatten, nahmen daran teil. Trotz hitziger Diskussionen und Differenzen gelang es Marat Zakhidov, sie auch als Teilnehmer der nächsten Seminare zu gewinnen. Trotz seiner klaren Haltung zu der unübersehbar schlechten Menschenrechtslage unter der Regierung Karimows verteidigte Marat Zachidow dessen hartes Vorgehen gegen islamische Extremisten, die die Unterwerfung der Bürger Usbekistans in einem nach koranischen Regeln geführten Kalifat propagierten und Attentate verübt hatten. Das Massaker von Andijan, als sich usbekische Mitglieder der ISHR als Vermittler zwischen Regierung und Islamisten zur Verfügung stellten, dann aber nach einem verfrühten Angriff der Polizei als Geiseln genommen und von den Terroristen ermordet wurden, hat ihn persönlich sehr getroffen.

Marat Zakhidov ist seiner Linie sein Leben lang treu geblieben: Umtriebig, jederzeit bereit, eine auch schwierige Mission wahrzunehmen und sich nachhaltig für Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen einzusetzen, hat er vielen Menschen zur Freiheit verholfen und aus akuter Not geholfen. Er war großzügig gegenüber seinen Freunden und unnachgiebig gegenüber denen, die er als Feinde der Menschenrechte ansah. Trotz schwerer Diabetes kannte er keine Ruhe, sondern reiste unentwegt von einem Land ins nächste. Nun hat er seine letzte Reise angetreten.

Aus aller Welt erreichen uns Würdigungen und Kondolenzschreiben unserer Sektionen, die Marat Zakhidov als Generalsekretär fast alle besucht hat. Die IGFM/ISHR verliert in Prof. Dr. Marat Zakhidov einen Aktivisten, einen Gönner und guten Freund.