Am Samstag, den 09. März, lädt die christliche Bürgerinitiative „Step up 4 Children‘s Rights“ zu einer zweistündigen Mahnwache bei der norwegischen Botschaft in Wien ein, beginnend um 11 Uhr in der Reisnerstraße 54-56. Gemeinsam mit der Petitionsplattform „CitizenGO“ und der Plattform Christdemokratie wollen die Aktivisten auf die ungerechten Zustände in Norwegens Jugendamt-System aufmerksam machen. Heute am 08. März findet außerdem eine Pressekonferenz bei den „novum Locations“ am Hauptbahnhof in Wien statt.
„Barnevernet“ entführe Kinder
Norwegen ist in den letzten Jahren immer wieder in massive internationale Kritik geraten. Denn die norwegische Kinder- und Jugendschutz-Organisation „Barnevernet“ entzieht Eltern viel zu schnell und ohne triftige Gründe das Sorgerecht. Mehrere dieser Fälle liegen schon beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Der angesehene norwegische Psychologe Einar Salvesen betonte in einem Interview mit „The Herland Report“ im Jänner 2019, dass sich im norwegischen Kinderschutz totalitäre Strukturen entwickelt haben, die nicht dem Kindeswohl dienen, sondern großes Leid verursachen und die Zerstörung ganzer Familien zur Folge haben. Salvesen fordert eine komplette Umstellung des Systems.
Kontrolle der Sozialarbeiter und Ahndung von Fehlentscheiden seien praktisch inexistent, sagt Gro Hillestad Thune, eine pensionierte Osloer Juristin mit langjähriger Tätigkeit am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Viele Urteile würden nach Ermessen und nicht auf Grundlage verifizierbarer Fakten gefällt. Das öffne Raum für Missbrauch, gegen den die Betroffenen hilflos seien, weil das Kontrollsystem nicht greife, berichtet die Neue Züricher Zeitung. Der tschechische Staatspräsident Milos Zeman bezeichnete „Barnevernet“ als "Gangster-Organisation, die Kinder entführt“, berichtet Der Standard im Jänner 2016.
Mahnwache und Pressekonferenz in Wien
Bei der morgigen Mahnwache vor der norwegischen Botschaft wird eine Delegation aus Norwegen teilnehmen, die extra nach Wien einfliegen und Information aus erster Hand liefern werden. Autor des neu erscheinenden Buches „Stolen Childhood“ Steven Bennett, Norwegischer Rechtsberater und Aktivist für Menschenrechte Marius Reikeras, Norwegischer Aktivist für Kinder- und Familienrechte Rune Fardal und die betroffene Mutter aus Norwegen Natalie L. werden bei der Mahnwache dabei sein und bei der Pressekonferenz am 08. März sprechen.
Die Bürgerinitiative „Step up 4 Children‘s Rights“ wird heute um 16.30 Uhr eine Pressekonferenz bei den „novum Locations“ am Hauptbahnhof in Wien veranstalten. Aktivist Björn Kopf schreibt in der Einladung, dass es „Step up 4 Children‘s Rights“ um das Wohl der Kinder geht, die ein Recht auf ein Leben in Geborgenheit in ihren Familien haben. Für diese Kinder wollen sie ein Zeichen der Solidarität setzen.
Konkrete Beispiele
Mittlerweile gibt es viele publike Fälle, bei denen „Barnevernet“ Eltern das Sorgerecht aufgrund umstrittener Umstände entzogen hat. Eine öffentliche Stellungnahme von Seiten der Organisation gibt es nicht, denn die Agentur steht unter Schweigepflicht, weshalb konkrete Fälle nicht kommentiert werden.
Wie bereits von GLAUBE.at berichtet, wurde der US-amerikanischen Mutter Amy J. vorgeworfen, dass sie ihren damals 19 Monate alten Sohn Tyler noch immer gestillt und er deshalb zu wenig gewogen hatte. Im September 2018 wurde Tyler zur Adoption freigegeben, berichtet CitizenGo. In einem anderen Fall nahm „Barnevernet“ ein neunmonatiges Mädchen mit einem genetisch bedingten Nierenleiden seinem norwegischen Vater und seiner tschechischen Mutter weg. Anscheinend habe das Baby eine ungenügende Bindung zu seinen Eltern entwickelt. Doch in diesem Fall sprach ein Gericht das Sorgerecht, gestützt auf die ärztliche Dokumentation, wieder den Eltern zu, berichtet die Neue Züricher Zeitung.
Einem indischen Geowissenschaftler und seiner Frau wurden ihre beiden Kinder im Alter von einem und drei Jahren ebenfalls weggenommen. „Als Gründe wurden angegeben: die Kinder schliefen im Bett der Eltern (was in Norwegen nicht geht), würden von Hand gefüttert (was in Indien üblich ist) und hätten zu wenig Spielsachen“, berichtet livenet. Der Fall der norwegisch-rumänischen Familie Bodnariu aus dem Jahr 2015 kreist um das Bekenntnis der Eltern, Klapse als Erziehungsmittel angewendet zu haben. Nachdem eine Lehrerin Bedenken ausgedrückt hatte, dass den Kindern daheim beigebracht würde, dass „Gott Sünden bestraft“, wurden die Kinder in drei verschiedenen Pflegefamilien untergebracht, ohne Prüfung der Familie und ohne Gerichtsurteil.
Überdurchschnittlich oft sind Ausländer vom Eingreifen durch „Barnevernet“ betroffen, vor allem viele Polen, die größte Immigrantengruppe in Norwegen, bei denen oft andere Erziehungsvorstellungen herrschen als in Norwegen, berichtet die Neue Züricher Zeitung.
Der norwegische Anwalt und Menschenrechts-Aktivist Marius Reikerås berichtet, dass mittlerweile etwa 70.000 Kinder unter der Obhut von „Barnevernet“ sind, das wären sieben Prozent aller Kinder unter 18 Jahren in Norwegen, berichtet Livenet. Davon profitieren viele Pflegefamilien. Für jene stellen die Zuschüsse vom Staat einen bedeutenden und stabilen Einkommensanteil dar, so Juristin Gro Hillestad Thune.
Gudrun Kugler
In einer Stellungnahme erklärt die österreichische Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, dass die Parlamentarische Versammlung des Europarats (PACE) in einer Resolution unmissverständlich festgehalten hat, dass die Fremdunterbringung von Kindern nur als letztes und wenn möglich vorübergehendes Mittel angewandt werden darf und entsprechende Begleitmaßnahmen sowie regelmäßigen Kontakt zu den leiblichen Eltern voraussetzt. Kugler plädiert: „Barnevernet sollte sich dies zu Herzen nehmen!“
„Norwegen, gib uns unsere Kinder zurück“
Die Facebookseite „Norway, give us back our children”, zu Deutsch: Norwegen, gib uns unsere Kinder zurück“ hat über 11.000 Likes. Die Autoren der Seiten organisierten u.a. am 02. März 2019 erneut einen Protestmarsch in Norwegen, damit das Thema nicht in Vergessenheit gerät. Außerdem wird auf die Mahnwache in Wien am 09. März verwiesen.