page-header
Pfarrerinnen und Pfarrer würden durch die Behördenpraxis "in Misskredit gebracht" kritisierte Bischof Michael Chalupka im Rahmen der bayrischen Synode in Bamberg.
Anzeige

Seine Besorgnis darüber, dass asylsuchenden Konvertiten in Österreich vermehrt die Glaubwürdigkeit des Glaubensübertritts abgesprochen wird, hat der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka zum Ausdruck gebracht. Vor den Mitgliedern der Synode der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) kritisierte Chalupka am Montag, 25. November, in Bamberg die Praxis von „Glaubensprüfungen“ und die Unterstellung von „Scheinkonversionen“ in Asylbescheiden:

„Damit wird entweder das einer Zulassung zur Taufe zugrundeliegende Urteil des jeweiligen Pfarrers oder der jeweiligen Pfarrerin als nicht relevant abgewiesen. Oder aber es wird insinuiert, der Pfarrer oder die Pfarrerin hätte an der unterstellten ‚Scheinkonversion‘ mitgewirkt“, so Chalupka. Dadurch würden die geistlichen Amtsträgerinnen und Amtsträger „in Misskredit gebracht“. Die Evangelische Kirche A. und H.B. in Österreich jedenfalls lehne „sowohl die Durchführung von Glaubensprüfungen als auch die Beurteilung der Aufrichtigkeit der inneren Überzeugung von Konvertiten durch Behörde oder Gericht als staatliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Kirche ab“. Chalupka war als Vertreter der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich zur Herbsttagung der Synode der bayrischen Landeskirche nach Bamberg eingeladen worden.

Bedford-Strohm wehrt sich gegen „Generalverdacht“

Zustimmung erhielt Chalupka vom bayrischen Landesbischof und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Der ernst gemeinte Wechsel zum christlichen Glauben werde auch vom deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und von Gerichten häufig bezweifelt, so Bedford-Strohm im Rahmen der Herbsttagung. „Das können wir nicht akzeptieren.“ Denn diese Unterstellung impliziere einen „Generalverdacht, dass sie das Sakrament der Taufe politisch nutzen wollten“.

Dabei seien die Kasualien – also Gottesdienste zu wichtigen Lebensstationen wie Taufe, Trauung und Beerdigung – ein „reicher Schatz“, erklärte der Landesbischof. Gerade Trauerfeiern nach Terroranschlägen, Amokläufen oder dem Tod von öffentlichen Persönlichkeiten fänden auch „jenseits der Grenzen der Kirche große Beachtung“. Diese „öffentlichen Formen kollektiver Lebensdeutung“ ließen sich nicht vom Engagement in der Zivilgesellschaft trennen. Als Beispiele nannte Bedford-Strohm das Eintreten für Menschenwürde und gegen rechtsradikale Gewalt, die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche und das Engagement für konvertierte Flüchtlinge.

Die Synode der bayrischen Landeskirche tagt von 24. bis 28. November in Bamberg. Die 2,3 Millionen Evangelischen aus 1.537 Kirchengemeinden in Bayern werden von 108 Synodalen vertreten. Der 59-jährige Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Bischof der ELKB und seit 2014 Ratsvorsitzender der EKD. Michael Chalupka hat sein Amt als Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich am 1. September 2019 angetreten.