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Sozialminister und NGOs präsentieren Schirm gegen Energiearmut.
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Eine halbe Millionen Menschen in Österreich können aktuell ihre Wohnung nicht angemessen beheizen. Um dem entgegenzusteuern, hat Sozialminister Johannes Rauch am Montag in Wien gemeinsam mit den Hilfsorganisationen Caritas, Diakonie, Volkshilfe und Rotes Kreuz die Ausweitung des 2022 eingerichteten Wohnschirms auf Energiekosten bekannt gegeben. Dieser soll künftig auch bei Problemen bei Bezahlung von Energiekosten aushelfen. Dazu soll der Wohnschirm 2023 und 2024 auf insgesamt 134 Millionen Euro aufgestockt werden. Angesucht werden kann um Hilfe in über 100 Einrichtungen der Caritas, Diakonie, Volkshilfe und des Roten Kreuzes.

"Der Sozialstaat steht vor großen Herausforderungen, alle spüren das, aber Menschen im unteren Einkommensdrittel ganz besonders", betonte Sozialminister Rauch bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertreterinnen und Vertretern der Hilfsorganisationen. Ziel sei es, Hilfe für alle zu bieten, die sie brauchen. "In den kommenden Monaten werden viele mit hohen Nachzahlungen konfrontiert sein, auch die Vorauszahlungen bei Strom und Gas werden erheblich steigen", zeigte sich der Minister überzeugt. Sowohl die Übernahme von Rückständen als auch die Unterstützung bei laufenden Kosten und Vorauszahlungen sei möglich. Anspruchsberechtigt sei grundsätzlich jeder und jede aus dem unteren Einkommensdrittel.

Die Generalsekretärin der Caritas Österreich, Anna Parr, verwies darauf, dass die Schlangen vor den Caritas-Sozialberatungsstellen immer länger würden. Die Armut dringe immer mehr in die Mittelschicht vor. Klar müsse aber sein, "Energie darf kein Luxusgut sein oder werden, denn eine geheizte Wohnung ist Grundvoraussetzung für ein gelingendes Lebens", stellte die Generalsekretärin fest. Die Erweiterung des Wohnschirms mit Energie sei deshalb eine wichtige Maßnahme, so Parr und für viele Menschen "ein Rettungsanker, der sie in dieser Krise nochmals aufatmen lässt".

"Wohnen und Energie sind Grundbedürfnisse und somit eine Frage der sozialen Gerechtigkeit", stellte auch die Direktorin der Diakonie, Maria Katharina Moser, klar. Der Energieschirm sei deswegen ein Schritt in die richtige Richtung und könne schlimmeres verhindern. Gleichzeitig gelte es, die Maßnahme im Kontext zu sehen und nicht den Fehler zu begehen, zu denken, wenn alle durch die Inflation aufgerissenen "Lücken" gefüllt seien, sei "alles ok". Vielmehr brauche es dringend auch eine Reform der Sozialhilfe und die Erhöhung der Wohnbeihilfe, mahnte die Diakonie-Direktorin an.

Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe, berichtete, dass seine Organisation im Vergleich zum Vorjahr aktuell allein in Wien fast 50 Prozent mehr Erstberatungen durchführe. Besonders betroffen seien Alleinerziehende und ihre Kinder. Eine rasche, niederschwellige Hilfe, wie durch den Energieschirm, sei deswegen besonders wichtig.

Die aktuelle Lage spürten alle und zeige auf, wie zerbrechlich die Versorgung mit dem Nötigsten sei, betonte Rotes-Kreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig. In die Beratung beim Roten Kreuz kämen etwa Mütter, die ihre Kinder zum Duschen zu den Nachbarn schicken müssten, weil bei ihnen das warme Wasser abgedreht wurde. "Das dürfen wir in Österreich nicht hinnehmen, wir müssen dafür sorgen, dass alle Menschen in Würde Leben können", so Opriesnig.

Minister Rauch dankte abschließend allen Organisationen, die dazu betragen, dass in Österreich niemand frieren müsse. Er wolle alle, die es brauchen, ausdrücklich dazu ermutigen, die Beratungsleistungen der Hilfsorganisationen in Anspruch zu nehmen.