Die Wiener Rossauerkaserne, Sitz des Verteidigungsministeriums, trägt zu Ehren der antinationalsozialistischen Widerstandskämpfer Robert Bernardis und Anton Schmid künftig den Traditionsnamen „Amtsgebäude Bernardis-Schmid“. Der evangelische Oberstleutnant Robert Bernardis war enger Vertrauter und Mitarbeiter von Hitler-Attentäter Claus von Stauffenberg. Anton Schmid rettete als Angehöriger der Wehrmacht hunderte Jüdinnen und Juden aus dem Ghetto des litauischen Vilnius (Wilna). Beide wurden nach Auffliegen ihrer Arbeit im Widerstand hingerichtet.
„Die heutige Verleihung des Traditionsnamens fügt sich gut in die Reihe der Veranstaltungen ein, die am ‚Internationalen Holocaust-Gedenktag‘ weltweit stattfinden“, sagte Verteidigungsinisterin Klaudia Tanner beim Festakt am Montag, 27. Jänner. „Es geht hierbei um Tapferkeit und Zivilcourage. Es geht darum, die nötige Zivilcourage aufzubringen, um seinem eigenen Gewissen zu folgen und bereit zu sein, die Konsequenzen dafür zu tragen.“ Die Widerstandskämpfer Robert Bernardis und Anton Schmid hätten dies vorgelebt. Gerade beim Militär, wo es um Leben und Tod gehen könne, habe Berufsethik einen wichtigen Stellenwert, so die Bundesministerin weiter.
In seiner Rede würdigte der evangelische Militärsuperintendent Karl-Reinhart Trauner Robert Bernardis als einen, „der die Maskerade des Bösen“ erkannt hatte. Der gebürtige Innsbrucker habe zwar auch zunächst im Nationalsozialismus „einen Weg in eine gute Zukunft“ gesehen. Nachdem er während des Russland-Feldzuges 1941 mit Massenerschießungen konfrontiert worden sei, habe er sich abgewandt: „Die unmenschliche und unerträgliche, untragbare Realität des Nationalsozialismus macht ihn zu seinem Gegner.“ Später habe Bernardis als einziger österreichischer Offizier zum engen Mitarbeiterkreis Stauffenbergs gehört, der im Juli 1944 ein Attentat auf Adolf Hitler verübte. Bernardis wurde festgenommen und nach kurzem Prozess am 8. August in Berlin hingerichtet. „Erst 2018 wurde er durch Bundespräsident Alexander van der Bellen rechtlich rehabilitiert“, so Trauner.
„Es ist ein wichtiges Zeichen, dass uns der Name dieser Kaserne, die auch das Ministerium des Österreichischen Bundesheers beherbergt, an die unter schwierigen Umständen bewahrte Menschlichkeit dieses einfachen Wiener Feldwebels erinnert“, betonte der römisch-katholische Militärbischof Freistetter in Bezug auf Anton Schmid. Freistetter zitierte in seiner Rede aus einem Brief, den Anton Schmid aus der Haft nur vier Tage vor seinem Tod an seine Frau in Wien schrieb. Der gläubige Schmid schrieb darin unter anderem: „Ich bin heute so ruhig, dass ich es selber nicht glauben kann, aber unser lieber Gott hat das so gewollt und mich so stark gemacht.“ Diese Sicherheit und Ruhe zeuge von einem „großen Vertrauen in Gott“, den er trotz seiner aussichtslosen Lage immer noch den „lieben Gott“ nennt, so Freistetter.