Europaweit ist sie einzigartig und gilt als Vorzeigemodell. Was vor 10 Jahren in ökumenischer Kooperation begann, hat sich inzwischen zur interreligiösen Zusammenarbeit weiterentwickelt. Mit einem Festakt erinnerte die Kirchliche Pädagogische Hochschue (KPH) Wien/Krems am Mittwoch, 18. September, an ihre Anfänge und nahm zugleich die künftigen Herausforderungen in den Blick.
Kardinal Christoph Schönborn nannte bei der Feier die Ausbildungsstätte für Lehrerinnen und Lehrer einen „offenen Raum für das Miteinander der Religionen“. In Österreichs größter privater pädagogischen Hochschule arbeiten sieben christliche Kirchen zusammenarbeiten, bei der Ausbildung für Religionslehrerinnen und Religionslehrer kooperiert die KPH auch mit den Freikirchen sowie der muslimischen, alevitischen und israelitischen Religionsgemeinschaft. Die KPH sei „keine Bastion einer gegen den anderen“. Vielmehr zeige sie auf, „dass die Kirchen die Sorge um die Zukunft unseres Landes und der Bildung ernst nehmen“, sagte der Wiener Erzbischof.
Als „Antwort der Kirchen auf eine der großen Herausforderungen unserer Zeit“ bezeichnete die Hochschulratsvorsitzende Andrea Pinz die KPH. Die Ausbildungsstätte sei ein „role model für die Gesellschaft und Schule“, indem sie einen Begegnungsort für das „Lernen in der Verschiedenheit“ biete. Absolventinnen und Absolventen seien „bereit für die Realität, die ebenso plural wie die Hochschule selbst“ sei angesichts der heutigen multiethnischen Zusammensetzung der Schulklassen. Wichtig sei in dieser Situation ein „sensibler Umgang mit Religion sowie mit ethischer und sozialer Vielfalt“ und auch das Wissen um die eigene Herkunft, betonte Pinz. Heute stehe die KPH Wien/Krems als „starke, große Einrichtung“ mit einer Strahlkraft weit über die Grenzen der Religionen und des Landes hinweg dar. Es handle sich um eine richtungsweisende „Werkstatt für die Zukunft, die aus der Vergangenheit schöpft“, so die Hochschulratsvorsitzende. Auch für Rektor Christoph Berger sind die konfessions- und religionsübergreifenden Kooperationen ein wichtiges Signal für die Gesellschaft. Die KPH sei zu einem „Haus der Religionen“ geworden, das auf europaweites Interesse und Staunen stieße.
Schwerpunkt im erweiterten Ausbildungsangebot innerhalb der „PädagogInnenausbildung NEU“ ist die Stärkung der interreligiösen Kompetenzen, denn konfessionelle Kompetenz alleine reiche nicht mehr aus. Vielmehr brauche es ein weiteres Konzept von Religion, „damit Lehrer in der Lage sind mit der pluralen Situation umzugehen“, sagte Karsten Lehmann, Forschungsprofessor für Interreligiosität an der KPH, bei einem Pressegespräch vor dem Festakt.
Mit dem neuen Studienangebot betritt die KPH europaweit Neuland, betonte dort der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair. „Die KPH ist die einzige europäische Hochschule, die diese geforderte Zusammenarbeit in organisierter Form gestaltet hat, verbunden mit ökumenischem und interreligiösem Lernen.“ Diese strukturell verankerte Kooperation sei eine Verpflichtung, keine Beliebigkeit, hier werde, so Schiefermair, Verantwortung für einen konstruktiven Umgang mit Vielfalt wahrgenommen und somit Verantwortung für eine demokratische Gesellschaft. Ziel sei ein positives Verständnis von Unterschieden, ein wertschätzender Umgang miteinander und der Dialog als durchgehendes Strukturprinzip der Lehre. In der Praxis erhofft sich die Hochschule dadurch ein besseres Miteinander von Religionslehrern und Schülern verschiedener Konfessionen und Religionen in Österreichs Bildungseinrichtungen.
An dem Festakt am Hochschulstandort Wien-Strebersdorf nahmen rund 500 hochrangige Gäste aus Religion, Wissenschaft und Gesellschaft teil, darunter auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, der St. Pöltner römisch-katholische Bischof Klaus Küng, der orthodoxe Abt Paisios Jung, der Präsident der muslimischen Glaubensgemeinschaft, Ibrahim Olgun, der jüdische Oberrabbiner Arie Folger und der alevitische Schulamtsleiter Ertürk Maral. Die KPH Wien/Krems ist Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule mit sechs Standorten in Wien und Niederösterreich.