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"Ethikunterricht ist ein Mehrwert gegenüber dem jetzt bestehenden schulischen Defizit, und der konfessionelle Religionsunterricht ist demgegenüber ein zusätzlicher Mehrwert, weil er immer schon ethische Fragen behandelt", so Schipka.
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Ethikunterricht wird ab Herbst 2020 verpflichtend für Schüler eingeführt, die sich vom Religionsunterricht abmelden oder konfessionslos sind. Das kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann am Sonntag den 03. März in der ZIB2 an. Im Herbst 2020 soll das neue Fach in der AHS-Oberstufe und an Polytechnischen Schulen eingeführt werden, ab 2021 dann auch in den Berufsbildenden Schulen (HTL, HAK) und Berufsschulen, berichtet kathpress. Bekenntnislose und von Religion abgemeldete Schüler haben derzeit noch eine Freistunde.

Ethik als Unterrichtsfach gibt es bereits an 211 Schulen

Seit 20 Jahren sei über eine Ethik-Lösung diskutiert worden, so Faßmann. Denn in den vergangenen Jahrzehnten stieg der Anteil der Personen ohne Religionsbekenntnis ständig an - von vier Prozent im Jahr 1951 auf 17 Prozent 2017.

An 211 Schulen müssen Schüler, die sich von Religion abgemeldet haben oder bekenntnislos sind, Ethikunterricht verpflichtend besuchen. Da diese Ethik-Schulversuche gut laufen, hat nun auch der Rechnungshof empfohlen, den Ethikunterricht in das Regelschulwesen zu übernehmen. Der Bildungsminister macht sich keine Sorgen über das zusätzliche Lehrpersonal, das für einen flächendeckend angebotenen Ethikunterricht erforderlich ist. Denn er will, wie er sagte, eine ab Herbst angebotene Zusatzausbildung für interessierte Pädagogen einrichten.

„Religion ist Privatsache“

Das Vorhaben der Regierung wird allerdings von Seiten der Initiative „Religion ist Privatsache“ kritisiert. Ethikunterricht nur für jene Schüler anzubieten, die sich von Religion abmelden, sei diskriminierend. Auf der Webseite „Ethik für alle“ fordert die Initiative verpflichtenden Ethikunterricht für alle ab der ersten Schulstufe. Damit soll der klassische Religionsunterricht ganz aufgehoben werden.

„In den Genuss eines Ethikunterrichtes haben alle SchülerInnen des intakten Klassenverbandes – ab der ersten und bis zur zwölften Schulstufe – zu kommen“, so die Forderung. Sprecher der Initiative Eytan Reif kritisiert die Lösung der Regierung: „Denn wer zum Zweck der Wertevermittlung Klassen dividiert, spaltet auch außerhalb der Schule und wer mit der Wertevermittlung zu spät beginnt, der vermittelt wenig.“ Der Ethikunterricht solle kein Ersatzpflichtgegenstand zum Religionsunterricht ab der Sekundarstufe II sein.

Eytan Reif freut sich über Unterstützung: „Erfreulicherweise gibt es immer mehr Experten, Politiker, Lehrer und Akteure aus der Zivilgesellschaft, denen eine sachliche und integrative Wertevermittlung in der Schule wichtiger ist als die Wahrung der Partikularinteressen der Religionsgemeinschaften.“ Zu den Unterstützern der Plattform „Ethik für alle“ zählen u.a. Religionspädagoge Anton Bucher und der Stadtrat für Bildung und Integration Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Letzterer meint: „Wir Leben mit unterschiedlichen Überzeugungen und Glaubensrichtungen zusammen in einer Stadt. Die Diskurse über die ethischen Grundlagen des Zusammenlebens können daher nur gemeinsam geführt werden. Aus diesem Grund trete ich für einen weltanschaulich neutralen Ethikunterricht für alle ein!"

Bildungsminister Faßmann verteidigt Religionsunterricht

Faßmann erklärt, dass zwar die normgebende Kraft der Kirchen in der Gesellschaft abnehme, aber zugleich die religiöse Vielfalt zunehme. Umso wichtiger sei deshalb "ein gemeinsames Fundament des Miteinander". Ethikunterricht ist keine „Konkurrenz zum Religionsunterricht“, sondern versteht sich als komplementär dazu, so Faßmann. Er sieht den Ethikunterricht als Alternative: "Wenn Sie so wollen: Wir machen die Alternative zur Freistunde".

Auf die Frage, warum Ethikunterricht nicht für alle Schüler gelten soll, verwies der Minister auf das Konkordat, d.h. Vertrag, zwischen der Republik Österreich und dem Vatikan. Das einvernehmlich geschaffene Konkordatsrecht stellt einen Ausgleich staatlicher und religiöser Interessen dar. Österreich verpflichtet sich u.a. Religionsfreiheit zu wahren und das Kirchengut vor Säkularisierung zu schützen.

Bischofskonferenz unterstützt Faßmann

Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) begrüßt und unterstützt die verpflichtende Einführung des Unterrichtsfaches Ethik ab Herbst 2020 für alle Oberstufenschüler, die sich vom Religionsunterricht abmelden, oder konfessionslos sind. Generalsekretär Peter Schipka sagte: "Ethikunterricht ist ein Mehrwert gegenüber dem jetzt bestehenden schulischen Defizit, und der konfessionelle Religionsunterricht ist demgegenüber ein zusätzlicher Mehrwert, weil er immer schon ethische Fragen behandelt, ohne sich darin zu erschöpfen", erklärte Schipka am 15. Jänner gegenüber kathpress.