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Aufklärung ist wichtig!", so Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter und Psychologen. Doch bei der Frage ob die Aufklärung eine Aufgabe der Schule oder der Eltern ist gehen die Meinungen auseinander. An der neuen Mittelschule 1 in Jenbach sorgten im Februar obszöne Fragen im Aufklärungsunterricht für heftige Kritik." Vergangene Woche teilten Schulsozialarbeiter in Jenbach einen Fragenbogen an Zehn- bis Zwölfjährige aus mit Fragen wie „Muss man nackt ficken?“, „Können Kinder schwul sein?“ oder „Warum stöhnen alle beim Sex?“. Die Fragen wurden dem Buch ‚Klär mich auf’ von Katharina von der Gathen und Anke Kuhl, einem Kinderbuch ‚Ab 8 und für alle‘, entnommen.
Gespräch mit betroffener Mutter an Mittelschule
Am Mittwoch Vormittag trafen sich Direktor Anton Prock, die Schulsozialarbeiter sowie Vertreter des Landesschulrates mit einer betroffenen Mutter um über den Aufklärungsunterricht in der ersten Klasse der Neuen Mittelschule zu sprechen. Die Mutter brachte dies an die Öffentlichkeit nachdem ihre elfjährige Tochter von der Schule nach Hause kam und ihr „Erschreckendes“ vom Aufklärungsunterricht erzählte. Ein Teil der 101 Fragen rund um die Themen Sex und Sexualität lösten bei der Mutter aus Buch nur noch Kopfschütteln aus.
Vorab ließ die Amtsführende Präsidentin, Bildungslandesrätin Beate Palfrader, in einer Stellungnahme anklingen, dass sie mit deiser Art der Aufklärung nicht einverstanden ist:
„Es ist nicht Aufgabe der Schulsozialarbeit, Aufklärungsunterricht zu halten – und zudem sind die verwendeten Materialien nicht für den Unterricht an einer österreichischen Schule vorgesehen.“
Psychologen raten Eltern besser einzubinden
Der Sprecher der Tiroler Kinder-, Jugend- und Familienpsychologen im Berufsverband der österreichischen Psychologen, Gerhard Nosko, konnte den Ärger im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung gut nachvollziehen.
„Viele Eltern wollen nicht, dass ihnen das Thema der Aufklärung abgenommen wird. Wenn eine Schule dann ohne Absprache Sexualkundeunterricht abgehalten hat, fühlen sich manche vor den Kopf gestoßen.“
Der Psychologe empfiehlt die Erziehungsberechtigten über den Aufklärungsprozess zu informieren: „In die Vorbereitung des Aufklärungsunterrichts müssen auch sie mit eingebunden werden. Ein Elternabend, bei dem die Abläufe erklärt werden, ist zum Beispiel ein gutes Mittel dafür.“ Eltern sollten auch unterstützt werden, damit sie mit diesen sensiblen Thema nicht allein gelassen werden.
Nosko ist überzeugt, dass Eltern mit der Aufklärung nie früh genug beginnen können: „Bereits im Volksschulalter beginnen Kinder ihr Geschlecht zu entdecken. Es kommt nur immer darauf an, wie konkret oder abstrakt das Thema vermittelt wird. Denn nicht alle Kinder sind auf demselben Entwicklungsstand.“
Alternative Aufklärungsunterlagen für Schulen
Mit dem Arbeitsheft „Powergirls & Starke Kerle“ legte der Verein Safersurfing ein altersgerechtes Hilfsmittel für den Sexualkunde-Unterricht für die 10- bis 13-Jährigen Jugendlichen vor. Das Stärken des Selbstwertgefühls, das Trainieren gesunder Selbstbehauptung und der Respekt vor der unverletzlichen Würde jedes einzelnen Menschen sind übergeordnete Ziele und Grundlagen allen pädagogischen Schaffens in diesem sensiblen Themenbereich.
Die Autoren sind die Schweizer Autorin und Präventionsfachfrau Regula Lehmann sowie Safersurfing-Gründer Phil Pöschl; der Sexual- und Erziehungswissenschaftler Prof. (US) Jakob Pastötter hat das Unterrichtswerk wissenschaftlich begleitet. Insgesamt gliedert sich das Buch in neun Unterrichtseinheiten und stellt einige Arbeitsblätter zur Verfügung. Jede Unterrichtseinheit wiederum gliedert sich in drei Bereiche.
„Mit unserer Sexualkunde-Schulhilfe möchten wir einen Beitrag zu einem altersgerechten, entwicklungssensiblen und ganzheitlichen Sexualkundeunterricht leisten“, meint Regula Lehmann zum vorliegenden Werk und Co-Autor Phil Pöschl ergänzt: „Anlass für das Erarbeiten dieses Arbeitsheftes war einerseits unsere eigene Tätigkeit in den Themenbereichen Sexualkunde und Prävention, andererseits die offensichtliche Nachfrage nach Lehrmitteln und entwicklungssensibler Literatur für diese Altersstufe.“
Die inhaltlichen und didaktischen Schwerpunkte von Powergirls & Starke Kerle sind:
- Themen-Einführung von Prof. (US) Dr. Jakob Pastötter
- Individuell einsetzbare Elemente mit frei wählbarem Umfang
- Altersgerechte und spielerische Zugänge zum Thema
- Stärkung von Selbstschutz und Selbstbehauptung
- Prävention von Übergriffen, Sexting und Pornografiesucht
- Stärkung von Identität und Beziehungskompetenz
- Vielseitige Arbeitsblätter und Materialien
Weitere Informationen auf www.saferchildren.org