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Die Ausstellung "Martin Luther und die Folgen in der Musik" befasst sich mit den Auswirkungen der Reformation auf weltliche und Kirchenmusik.
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Eine neue Ausstellung im Wiener Musikverein nimmt zum Reformationsjubiläum eine besondere Facette des Nachwirkens Martin Luthers und der Reformation in den Blick: „Martin Luther und die Folgen in der Musik“, zu sehen ab 31. Oktober, widmet sich dem Einfluss des Protestantismus auf die musikalische Tradition und richtet den Blick über die Kirchenmusik hinaus.

In einem Text zur Ausstellung beschreibt Otto Biba, Archivdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, die für die Ausstellung verantwortlich zeichnet, die Bedeutung der Musik für die Reformation und umgekehrt: „Martin Luther hat die Querflöte und ganz ausgezeichnet die Spieltechnik auf der Laute beherrscht“, erzählt Biba. Belegt sei zudem Luthers Einschätzung der Musik: „Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes, nicht ein Menschengeschenk. Ich gebe nach der Theologie der Musik die nächste Stelle und die höchste Ehre“, schrieb der Wittenberger Reformator in einer Tischrede. Er selbst verfasste 35 Kirchenlieder, am bekanntesten ist bis heute „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Die Ausstellung bleibt jedoch nicht bei Luther stehen, sondern geht weiteren Spuren nach. So sei erst in Folge der Reformation die deutsche Sprache für die ursprünglich italienische Oper gewonnen worden. Mit Heinrich Schütz soll 1627 ein evangelischer Kirchenmusiker mit „Daphne“ die erste deutsche Oper zu einem Text von Martin Opitz komponiert haben, die Musik dazu ist jedoch verschollen. Aber auch die älteste erhaltene deutschsprachige Oper „Seelewig“ stammt von einem evangelischen Organisten, dem Nürnberger Sigmund Theophil Staden. Text und Musik des 1644 uraufgeführten Stückes befinden sich im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Wien.

Die Ausstellung berücksichtigt aber auch die weitreichenden Änderungen in der Kirchenmusik, die die Reformation auslöste. Gezeigt wird unter anderem eine von den protestantischen niederösterreichischen Ständen 1571 auf Schloss Rosenburg gedruckte Agende, die die Gottesdienstform reglementieren sollte: „Ein Stolz unserer Bibliothek, denn insgesamt 4000 Exemplare wurden damals aufgelegt, ganz wenige davon sind heute erhalten“, so Archivdirektor Biba. Zu sehen sind auch Erstausgaben und Autographen von Heinrich Schütz, Michael Praetorius oder Johann Sebastian Bach.

Mit Bach kommt auch der ökumenische Aspekt der Ausstellung ins Spiel. So soll der Leipziger Thomaskantor seine lateinische h-Moll-Messe für den Wiener Stephansdom komponiert haben. Bach war damit kein Einzelfall, auch der evangelische Niederösterreicher Andreas Rauch komponierte im Frühbarock für das katholische Kaiserhaus, umgekehrt schrieb der Wiener Domorganist Joseph Preindl zu Beginn des 19. Jahrhunderts Stücke für Kirchenfeste der Evangelischen Kirchen A.B. und H.B.

Die Ausstellung „Martin Luther und die Folgen in der Musik“ ist zu sehen von 31. Oktober bis 23. Dezember 2017. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 14 Uhr. Der Eintritt beträgt € 5,–, Führungen finden dienstags um 16 Uhr und samstags um 11 Uhr statt.

Die Abteilung „Archiv – Bibliothek – Sammlungen“ der Gesellschaft der Musikfreunde Wien gilt als eine der bedeutendsten Musiksammlungen weltweit. Gesammelt werden seit 1812 Musikautographe, Manuskripte und Notendrucke, Briefe, Musikinstrumente, Tonträger und vieles mehr.