Mit dem „evangelischen Kapitel“ der Stadtgeschichte befasst sich eine Ausstellung im Museum der Stadt Steyr, die anlässlich des Reformationsjubiläums 500 Jahre Reformation zu sehen ist. „Im 16. Jahrhundert war Steyr zur Gänze evangelisch“, erzählt Pfarrer Friedrich Rössler. Steyr, damals zweitgrößte Stadt Österreichs, erlebte in der Reformationszeit einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, die Handelsbeziehungen reichten nach Regensburg, Wittenberg und Venedig, berichtet Stadtarchivar Raimund Locicnik. Gemeinsam mit dem oberösterreichischen Superintendenten Gerold Lehner führten Rössler und Locicnik am Donnerstagvormittag, 23. März, Medienvertreter durch die Ausstellung, am Abend erfolgte die feierliche Eröffnung.
Die Ausstellung steht unter dem Motto „Die Vergangenheit ist niemals tot. Sie ist nicht einmal vergangen.“ Damit wolle man „sichtbar machen, was da ist, Fragen der Vergangenheit hören und einen Gegenwartsbezug herstellen“, sagt Superintendent Lehner. Der Blick dürfe dabei nicht in der Vergangenheit steckenbleiben, „weil wir überzeugt sind, dass menschliche Grundfragen nicht vergehen“.
Vizebürgermeister Wilhelm Hauser ist stolz, dass sich Steyr „Reformationsstadt Europas“ nennen darf. Basis für die Teilnahme an diesem Projekt der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa war ein einstimmiger Beschluss des Gemeinderates. Zahlreiche Veranstaltungen begleiten das Jubiläumsjahr.
Zu sehen ist die Ausstellung an einem historischen Ort, der exakt aus der Reformationszeit stammt: Der „Innerberger Stadl“, der heute als Museum der Stadt genutzt wird, wurde 1612 errichtet und sollte als Vorratsspeicher dienen. Zahlreiche Exponate, darunter etwa ein Brief Luthers an die oberösterreichische Protestantin Dorothea Jörger, dokumentieren die Reformationszeit, gehen auf die „dunklen Kapitel“ der Verfolgung der Waldenser und der Täufer ein und schlagen schließlich eine Brücke zur Gegenwart, wenn die Entwicklung der evangelischen Pfarrgemeinde seit Anfang des 20. Jahrhunderts dargestellt wird. An mehreren Stellen der Ausstellung wird die bleibende und aktuelle Bedeutung reformatorischer Gedanken transparent. Auch interaktive Elemente binden die Besucherinnen und Besucher ein. Superintendent Lehner zeigt sich abschließend dankbar, dass die Ausstellung durch ein „hervorragendes Zusammenspiel“ verschiedener Personen und Institutionen realisiert werden konnte, die sich alle ehrenamtlich engagiert hätten.
Service: Die Ausstellung „1517! Und heute?“ ist bis 5. November 2017 im Museum der Stadt Steyr, Grünmarkt 26, bei freiem Eintritt jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr zu sehen.