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7.400 Christen beim Willow Creek Leitungskongress in Karlsruhe.
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Insgesamt nehmen 10.250 Menschen an dem Kongress teil, um sich für ihren Dienst in ihrer Kirchengemeinde stärken und inspirieren zu lassen. Darin eingerechnet sind 2.850 Menschen, die den Kongress an bundesweit 13 regionalen Übertragungsorten erleben. 

Im Rahmen eines Panels zum Thema „Verpasse niemals die Chance einer Krise“ sagte der 1. Vorsitzende von Willow Creek Deutschland, Ulrich Eggers, angesichts der Missbrauchsvorwürfe gegen den Willow-Gründer Bill Hybels: „Diese Krise ist ein vermehrter Auftrag für uns, gut hinzusehen.“ Im März 2019 hatte eine unabhängige Untersuchungskommission festgestellt, dass die Anschuldigungen gegen den US-Pastor wegen sexuellen Fehlverhaltens glaubwürdig seien. Hybels war schon ein knappes Jahr zuvor von seinen Ämtern zurückgetreten. Willow Creek Deutschland, so Eggers, wolle „jetzt erst recht investieren in gute Leitung und missionarischen Gemeindebau“. Anzuerkennen sei, dass Hybels trotz seiner Fehler auch viele gute Impulse eingebracht habe. Diese seien durch die Krise nicht hinfällig geworden.

Steve Gillen, Hybels’ Nachfolger im Amt des Pastors der Willow Creek Community Church, äußerte sich auf einer Pressekonferenz ebenfalls zur Krise in den USA. Die Leitung der Gemeinde habe den Fehler gemacht, auf die Vorwürfe gegen Hybels voreingenommen reagiert zu haben. „Jetzt ist es unsere Aufgabe, Strukturen zu schaffen, in denen sich solche Dinge nicht wiederholen.“

Mehrere Vorträge des Leitungskongresses beschäftigen sich mit der Frage, was Kirchengemeinden dazu beitragen können. Die Menschenrechtsaktivistin Danielle Strickland (Los Angeles) sprach zum Thema „Sexismus überwinden“. Angst sei dabei kein guter Ratgeber. Nicht umsonst stehe häufig der Satz in der Bibel: „Fürchte dich nicht“. Wer sich in der Frage nach der Gleichberechtigung von Angst leiten lasse, werde entweder unterdrückt – oder werde selbst zum Unterdrücker. Daher gab Strickland Tipps an Frauen und Männer, um Sexismus zu überwinden. Frauen sollten ehrlich sein, sie sollten sich so akzeptieren und lieben, wie sie seien und sich von Hoffnung leiten lassen, anstatt in Zynismus zu verfallen. Frauen dürften trotz Rückschlägen nie aufgeben, sich gleichzeitig aber nicht in erster Linie als Konkurrentinnen sehen. Auf der anderen Seite sollten Männer Verantwortung übernehmen: Sie sollten lernen, sich zu entschuldigen und sich Jesus zum Vorbild nehmen. Schließlich sei er „der beste Mann gewesen, der je gelebt hat". Männer sollten Frauen fördern und ermutigen – und aufhören, sie entweder als „Bedrohung“ oder als „Versuchung“ anzusehen. Auch auf Pornografie ging Strickland ein. 68 Prozent der Männer gäben zu, wöchentlich Porno-Videos zu konsumieren. Pornos würden männliche Dominanz und weibliche Unterwürfigkeit zelebrieren – und so tun, als ob dies die Normalität sei. Dies schade Beziehungen. Männer, so Strickland, sollten ihre Macht gebrauchen, um Frauen zu stärken und in Verantwortung zu bringen.

Willow-Geschäftsführer Karl-Heinz Zimmer äußerte sich im Rahmen der Pressekonferenz  zum Umgang mit dem Corona-Virus. Die Verantwortlichen nähmen das Thema „sehr ernst“. Willow stehe im Kontakt mit den zuständigen Behörden. Aktuell habe das Thema keine Auswirkungen auf den Ablauf des Kongresses.

Willow Creek Deutschland arbeitet in einem breiten überkonfessionellen Spektrum und ist Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste“ in der EKD. Die Willow-Kongresse sind eine weit gefächerte Ermutigungs- und Lernplattform und finden seit 1996 in großen Städten Deutschlands statt. Durch sie soll das Potenzial der Ortsgemeinde neu entdeckt und genutzt werden. Gemeinden sollen auf diese Weise in ihrem Umfeld immer umfassender zu Orten der Hoffnung werden. Ihren Ursprung hat die Organisation in der Willow Creek Community Church in South Barrington/Chicago, die mit etwa 24.000 Gottesdienstbesuchern zu den größten der USA gehört.

Recap von Tag 1 beim LK20