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Beim Gustav-Adolf-Fest in Rechnitz (v.l.): Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Pfarrerin und GAV-Burgenland Obfrau Ingrid Tschank, Pfarrer Carsten Marx, die Landtagsabgeordnete Regina Petrik und der designierte evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka.
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Die traditionellen Gustav-Adolf-Feste der österreichischen evangelischen Diözesen gingen an den vergangenen beiden Wochenenden über die Bühne. „Fröhlich, was da lebt in Ost und West“ hieß es dabei ganz im Osten, im burgenländischen Rechnitz. Hier erinnerte am Fronleichnamstag, dem 20. Juni, die Präsidentin des deutschen Gustav-Adolf-Werks, Gabriele Wulz, an die weltweite Vernetzung des Protestantismus. Diesen zeichne eine „Grenzen überschreitende Freude und Vergnügtheit“ aus. Gott setze ins Werk, „dass es Orte auf dieser Erde gibt, die Orte der Hoffnung sind“.

Die „wunderbare Vielfalt“ der Traditionen des österreichischen Protestantismus hob der designierte Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich Michael Chalupka in seinem Statement vor rund 1000 FestbesucherInnen hervor. Diese Vielfalt sei eine Bereicherung und solle sichtbar gemacht werden. Daher sei es „wichtig, dass wir uns mit der Karfreitagsfrage befassen“. Es gehe nicht an, dass man nach der Abschaffung des Feiertages sage, für die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung ändere sich nichts. „Wir werden uns das noch einmal anschauen müssen“, sagte Chalupka.

Die ökumenische Verbundenheit des burgenländischen Protestantismus betonte der burgenländische Superintendent Manfred Koch in seiner Schlussandacht: „Wir gehen gemeinsam auf das Kreuz zu.“ Beim Gustav-Adolf-Fest seien Menschen zusammengekommen, „um ihren Glauben zu feiern“. Der Superintendent rief dazu auf: „Machen wir anderen den Mund wässrig, mitzufeiern!“

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der wie zahlreiche LandespolitikerInnen das Fest besuchte, erklärte zur Frage nach dem Unterschied zwischen dem Leben in Ost und West, überall lebten Menschen mit gleichen Zielen wie gutes Leben, Erfolg und gute Altersversorgung. Daher seien Ost und West im Grunde genommen „gar nicht so unterschiedlich“.

Baustellen in Innsbruck

Auf 150 Jahre „Baustelle“ schauten die Evangelischen am 16. Juni in Tirol zurück. Damals hatten in der Landeshauptstadt 16 Männer mit ihren Familien die „protestantische Glaubensgemeinschaft Innsbruck“ gegründet – eine kleine Staatsaffäre im tiefkatholischen Tirol, wie Superintendent Dantine in seiner Festpredigt betonte: „Ein mutiger Schritt, als hätten sie gesehen, was wir heute sehen: Evangelische Gemeinden und Einrichtungen, ohne die Tirol ärmer wäre.“ Und Dantine zog Parallelen zur gegenwärtigen Situation von Fremden im Land: „Zum Heimat finden gehört auch eine religiöse Beheimatung. Wird einem die verwehrt, ist die Integration in die neue Heimat umso schwieriger!“

Das Fundament für den Bau der Kirche der Zukunft sah Ulrike Swoboda, Vikarin der Innsbrucker Christuskirche, in den Frauen. „Ich weiß, dass ein wichtiger Baustein unserer Baustelle Kirche die Frauen sind“, sagte die Vikarin der Innsbrucker Christuskirche. Ihre Arbeit sei für die Kirche genauso tragend wie Dialog und Gebet: „Kirche wächst einfach anders. Nicht durch Geld, durch steigende Mitgliederzahlen und schon gar nicht an Professionalität. Es ist das Vertrauen, das wächst und das wachsen lässt.“

Aufbruch in Oberösterreich

Eine „Kirche im Aufbruch“ feierten die Gäste des Evangelischen Kirchentages am 20. Juni im oberösterreichischen Wallern. „Aufbruch ist an sich normal für das wandernde Volk Gottes“, sagte Pfarrerin Gabi Neubacher aus Attersee in ihrer Predigt. „Lasst uns aufbrechen, zueinander hin, zu den Menschen und zu Gott. Aus ihm kommt und lebt der Glaube, er ist Inspirationsquelle der Freude. Nehmen wir uns doch Zeit zum Hinhören! Es gilt, Zeichen zu setzen. Das kostet Überwindung, Zeit, Kraft, Mut und Demut, aber es lohnt sich.“

Schätze in Wien

In der Erlöserkirche in Wien-Leopoldau feierten am 16. Juni rund 250 Gläubige. Hier drehte sich alles um Schätze, unter anderem in einer Bibliodrama-Performance des Floridsdorfer Pfarrers Bernhard Petri-Hasenöhrl.

Das niederösterreichische Gustav-Adolf-Fest am 20. Juni knüpfte mit seinem Motto „Glaube bewegt – Bewegter Glaube“ an die aktuelle Landesausstellung in Wiener Neustadt an, die sich Geschichte und Zukunft der Mobilität widmet. Gefördert wurde auch die eigene körperliche Mobilität bei Megakicker und Orientierungslauf.

Führungen durch das evangelische Knittelfeld standen am selben Tag in der Steiermark auf dem Programm, wo die Evangelischen unter den Worten „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein“ zusammengekommen waren. Bei einem „christlichen Quiz“ galt es, die eigene Bibelfestigkeit unter Beweis zu stellen.

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“, hieß es dagegen in Arnoldstein in Kärnten. Hier wurde am 20. Juni zugleich das 50-jährige Bestehen der Arnoldsteiner Auferstehungskirche gefeiert. Kutschenfahrten und Wanderungen sorgten ebenso für eine besondere Stimmung wie poetische Lesungen aus Rainer Maria Rilkes Stundenbuch-

Vorarlberg hatte bereits am 16. Juni gefeiert und dabei auch ein neues Gemeindezentrum in Dornbirn eröffnet.