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Linzer Bischof Manfred Scheuer schrieb Gastkommentare für oberösterreichische Zeitungen - Mit Geburt Gottes in Jesus wird auch unbedingte Wertschätzung des Menschen mitgefeiert.
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Für Gott ist ein "wohlgeordnetes und fehlerfreies Leben nicht Bedingung dafür, uns nahe zu sein": Auf diesen Kern der Weihnachtsbotschaft hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer in einem adventlichen Kommentar am Samstag im "Neuen Volksblatt" hingewiesen. Unser Leben und Alltag sei "nicht immer das fein herausgeputzte Haus", für das an den Festtagen gesorgt werde; "manchmal kann es eher einem heruntergekommenen Stall ähneln". Die biblische Weihnachtsszenerie mit der Geburt Jesu in einem ärmlichen Stall sei somit "auch ein Hinweis für uns: Für Gott ist ein wohlgeordnetes und fehlerfreies Leben nicht Bedingung dafür, uns nahe zu sein."

Gerade in den chaotischen, undurchschaubaren und tristen Umständen unseres Lebens sage Gott seine Nähe zu, wies der Bischof im Blick auf die "Versuchung, das perfekte Weihnachtsfest zu inszenieren", hin: "Es sind die Ställe unseres Lebens, in denen er uns zusagt: Du - Mensch - bist wertvoll, du bist ein von Gott geliebtes Kind."

Auch in seinem ebenfalls am Samstag veröffentlichten Gastkommentar in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) bürstete Bischof Scheuer das Weihnachtsfest mithilfe des Atheisten Bert Brecht "gegen den Strich": Dieser hatte in einem Weihnachtsgedicht darauf Bezug genommen, dass Jesus mit Menschen wie Tagelöhnern oder Steuereintreibern verkehrte, "die nicht zur gern gesehenen Elite der damaligen Zeit gehörten". Dem deutschen Lyriker sei aber auch aufgefallen, dass Jesus diese Leute bevorzugt behandelte, ja "ihnen Großes zutraute". Er habe den Menschen in seinen Reden und Taten das Gefühl vermittelt, "privilegiert und von Gott geliebt zu sein", er sei offen dafür gewesen, "im Alltäglichen und im Unscheinbaren das Besondere zu entdecken", erinnerte Scheuer. "So verkörpert Jesus die Haltung der unbedingten Achtung vor dem Menschen: Vor Gott gibt es nur Könige, die menschliche Würde ist unantastbar."

Zu Weihnachten werde mit der Geburt Gottes in Jesus auch diese unbedingte Wertschätzung des Menschen mitgefeiert, betonte der Bischof. Daraus ergebe sich für Christen eine hohe soziale Verantwortung: "Wir müssen uns sorgen um eine Gesellschaft, die ein friedliches Zusammenleben fördert, die gastfreundlich ist und die Ausgrenzungen vermeidet."