Viele von uns beten oft ganz selbstverständlich, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Das ist oft auch bei denjenigen der Fall, die nicht an Gott glauben und vielleicht noch nie bewusst ein Gebet gesprochen haben. Wer keine Kontrolle mehr über eine Situation hat, wendet sich an eine höhere Instanz und bittet sie um Hilfe. Das gibt es auf der ganzen Welt, so wie es auf der ganzen Welt auch keine Kultur ohne Religion und Gebet gibt. Gebet und Religion sind nun mal ein wesentlicher Bestandteil des Menschseins. Darauf kommt auch Lutz Scheufler in der aktuellen Ausgabe der Sendereihe „Thema des Monats“ im ERF Süd zu sprechen, der uns dazu einlädt, unsere Gebete nicht nur an ein unpersönliches höheres Wesen zu richten, sondern an den lebendigen, ewigen Gott der Bibel, den Jesus uns als liebenden Vater im Himmel geoffenbart hat.
In der Bibel lesen wir von einer kanaanäischen Frau, die zu Jesus kam: „Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend und rief: »Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem Dämon furchtbar gequält“ (Matthäus 15,21-23a). Als kanaanäische Frau hatte sie eigentlich keine Beziehung zum Gott der Juden, dennoch kam sie zu Jesus. Manchmal beginnt der Glaube eines Menschen eben mit einem so zaghaften Schritt, den wir gehen müssen, um großartige Erfahrungen mit Gott zu machen. Dieser Schritt der kanaanäischen Frau war eine einzige Bitte, ein verzweifelter Ruf, auf den Jesus zuerst gar nicht mal einging. Doch die Frau ließ nicht locker, ließ sich nicht beirren, sondern wartete und rief anscheinend so lange, bis die Jünger Jesu schließlich drängten: „Erfüll ihr doch die Bitte, sie hört ja nicht auf, hinter uns her zu schreien!“ Doch Jesus entgegnete ihnen auch darauf: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel gesandt.“ Währenddessen kam die Frau allerdings näher, warf sich vor Jesus nieder und bat: „Herr, hilf mir!“ (Vgl. Matthäus 15,23b-25) und jetzt half ihr Jesus.
Wenn wir zu Gott kommen, müssen wir einsehen, dass niemand von uns es verdient hat, von Gott beachtet oder erhört zu werden. Gott hätte jedes Recht, an uns vorüberzugehen. Doch wie er der Frau half, die in demütiger Haltung zu ihm kam, so hilft er auch jedem von uns, wenn wir zu ihm kommen. Das ist die Gnade Gottes, aus der heraus er sich uns zuwendet, uns hilft und hört. „Das stimmt, Herr“, erwiderte die Frau, als er ihr sagte, dass er nur zum Volk der Juden gesandt sei, „aber bekommen die Hunde nicht die Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen?“ Als Jesus diese Worte der Frau hörte, sagte er zu ihr: „Frau, dein Glaube ist groß! Was du willst, soll geschehen – und von diesem Augenblick an war ihre Tochter gesund.“ (Vgl. Matthäus 15,27-28).
Diese Geschichte der Bibel irritiert uns vielleicht. Dennoch bringt sie eine wichtige Wahrheit zum Ausdruck, weil wir verstehen müssen, dass Jesus unsere Gebete nicht erhören und darauf antworten muss. Deshalb ist es so wichtig, dass wir in Demut zu ihm kommen. Demut ist die einzig richtige innere Haltung, die jeder haben sollte, wenn er im Gebet zu Gott kommt. Das erwartet der allmächtige, barmherzige Gott von jedem von uns. Gott ist nicht verpflichtet, uns zu helfen oder die Folgen unserer Sünde für uns zu tragen. Dass er es dennoch macht, ist sein Geschenk an uns. Deshalb können wir uns an ihn wenden. Ja, wir dürfen sogar wissen, dass Gott uns gerne beschenkt und dass er es auch gerne sieht, wenn wir mit unseren Sorgen und Nöten zu ihm kommen. Jeder von uns sollte sich im Gebet an ihn wenden, allen voran diejenigen, die Gott bereits kennen und gute Erfahrungen mit ihm gemacht haben, was vor allem Christen von sich sagen können.
Näheres dazu hören Sie in der Sendereihe „ERF Thema des Monats“ auf ERF Süd Radio, in ganz Österreich und in Südtirol auf DAB+ und im Webradio auf erfsued.com. Es ist der fünfte Teil der Serie „Was gibt uns Hoffnung?“ Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter buchgalerie.com